Von: Ivd
Bozen – Wie beeinflussen digitale Medien den Alltag von Familien in Südtirol? Smartphones, Tablets und soziale Medien gehören längst zum Leben. Sie bieten Chancen, die das Leben bereichern: Großeltern spielen über eine App mit ihren Enkeln, Eltern bleiben per Videoanruf mit den im Ausland studierenden Kindern in Kontakt. Gleichzeitig können digitale Medien aber auch die Verbindung im Familienalltag stören. Smartphones am Esstisch, stundenlanges Spielen in virtuellen Welten oder Streit über Bildschirmzeiten gehören für viele Familien zum Alltag.
Die MutterNacht-Kampagne 2025 möchte rund um den Muttertag im Mai 2025 die Balance zwischen digitalen Chancen und Herausforderungen ins Bewusstsein rücken und Wege aufzeigen, wie Familien digitale Möglichkeiten sinnvoll nutzen können. Teil der Kampagne ist ein Buch: Familien sind eingeladen, ihre persönlichen Erlebnisse, kreativen Lösungen oder Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien zu schildern und Anregungen zu geben.
Eine Familie aus Brixen führt regelmäßig einen „digitalfreien Sonntag“ durch, an dem alle Geräte ausgeschaltet bleiben, um bewusst Zeit miteinander zu verbringen. Eine Familie im Unterland stapelt während des Essens alle Smartphones zu einem „Handyturm“, damit Gespräche im Vordergrund stehen und niemand in Versuchung gerät, Stories auf Instagram oder Nachrichten auf WhatsApp zu checken. Familien mit Migrationshintergrund erleben digitale Medien als Verbindung zur Heimat. Menschen mit Behinderungen profitieren von barrierefreien digitalen Tools.
Hannes Waldner ist Game- und Experience-Designer. Die Auseinandersetzung mit digitalen Medien sei schon vor der Geburt seiner Tochter ein Thema gewesen, sagt er. Am Esstisch gebe es in seiner Familie keine Handy. Seine Tochter habe früh gelernt, ihren Medienkonsum aktiv zu gestalten. Bereits mit drei Jahren hat sie ein altes Handy mit Schreibprogramm bekommen, wonach sie das Interesse an Gerät schnell verlor: „Es war uns wichtig, unsere Tochter nicht mit Medien ruhigzustellen“, sagt der Game-Entwickler. Das Handy als Babysitter mag kurzfristig praktisch erscheinen, berge aber langfristig Gefahren.
Die Projektbegleiterin der MutterNachts-Kampagne Astrid Di Bella betont, dass digitale Medien Familien verbinden können, wenn sie bewusst und kompetent genutzt werden. Statt sie zu verteufeln, sollten Familien reflektieren, was ihnen guttut, und gemeinsame Werte dazu definieren. Die Mutter von drei erwachsenen Kindern hat die Erfahrung gemacht, dass Tools wie digitale Schatzsuchen oder Serious Games Chancen für gemeinsame Aktivitäten und für das Lernen bieten.
Das Haus der Familie führt die Kampagne MutterNacht heuer bereits zum elften Mal gemeinsam mit 25 Organisationen durch. Vor dem Muttertag werden jeweils herausfordernde Seiten des Elternseins beleuchtet. Im Rittner Bildungshaus ist Siegrid Zwerger für die MutterNacht verantwortlich. Sie ist Mutter von drei kleinen Kindern und kennt die Herausforderungen gut: „Kinder brauchen Sicherheit und Selbstbewusstsein in der digitalen Welt“, sagt sie. Eltern können ihren Nachwuchs unterstützen, indem sie für das Digitale Interesse zeigen und Reflexion fördern. Ein starkes Selbstwertgefühl helfe den Kindern, toxische Umfelder zu meiden. Fehler und Erfahrungen gehörten zum Lernprozess dazu.
In diesem Jahr hat sich dem Projekt MutterNacht auch der Bibliotheksverband Südtirol angeschlossen. In den Monaten vor der Veranstaltung im Mai werden die Bibliotheken Informationsmaterial und eine Auswahl an Literatur für Kinder und Erwachsene zum Thema anbieten und für das Schreiben von geschichten werben. Herzstück der diesjährigen Kampagne ist wieder ein Buch, für welches bis 3. März 2025 Geschichten gesammelt werden. Familien sind eingeladen, ihre Erfahrungen mit digitalen Medien zu schildern – von kreativen Nutzungsideen und persönlichen Erlebnissen über Konflikte bis hin zu pratikablen Lösungsansätzen. Im Mittelpunkt steht die Frage: „Wie geht es uns als Familie im Jahr 2025 mit der digitalen Welt?“ Einsendungen können mit vollem Namen oder auch anonym per Mail erfolgen: mutternacht@hdf.it.
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