Mitgliederversammlung des Vereins Alzheimer Südtirol

Gemeinsam ist es leichter – trotzDem

Samstag, 20. April 2024 | 18:09 Uhr

Von: luk

Bozen – Vor Kurzem hat die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins Alzheimer Südtirol stattgefunden. Dabei kamen in Anwesenheit der drei Mitglieder der Landesregierung, Rosmarie Pamer, Ulli Mair und Hubert Messner die aktuellen Herausforderungen bei der Betreuung von Demenzkranken und deren Familien zur Sprache.

Sage und schreibe 950 Anrufe von Familienangehörigen in Not wurden im vergangenen Jahr vom Verein über die Grüne Nummer 800660561 entgegengenommen und bearbeitet. Hinaus zu den Leuten, dieses Bestreben hat sich in den vergangenen Jahren bewährt. So waren die zwölf Infoabende zu vermögensrechtlichen Aspekten und Demenz sehr gut besucht und ebenso die Tagung rund um den Welt-Alzheimertag zu „Lebensqualität zu Hause“.

Seit nunmehr vier Jahren pflegt der Verein ASAA – Alzheimer Südtirol Alto Adige den Kontakt zu den Deutschsprachigen Alzheimer- und Demenz-Organisationen DADO in Europa.

Seit 2023 ist ASAA sogar auch im Rahmen eines Erasmus+-Programmes, das dazu dienen soll, gemeinsame Lösungsvorschläge für ähnliche Themen und Probleme in den Mitgliedsländern zu erarbeiten, aktiv.

2023 trafen sich die Vertreter der Partner-Organisationen im Juni in Berlin und im November in Luxemburg. Dabei wurden die gemeinsamen Problemkreise „Demenz mit Beginn im jüngeren Alter“ und „Diversität“ angegangen und diskutiert. Dazu entstehen derzeit Handreichungen, die Fachleuten, aber auch allen anderen Betroffenen Anregungen bieten sollen. Ein Ziel des Projektes ist nämlich auch die Erstellung von Infomaterial mit praktischen Hilfestellungen, die auf der Basis der einzelnen Erfahrungswerte in den Ländern die Themen umreißen und nachahmenswerte praktische Beispiele dazu aufzeigen. Vor kurzem fand nun das erste Treffen dieses Jahres im Fürstentum Liechtenstein statt. Gemeinsames Thema bildete diesmal das „Pflegegeld“, das in allen Mitgliedsländern als unverzichtbare Hilfestellung für Kranke und deren Angehörige angesehen, aber unterschiedlich gehandhabt wird. Hier gilt es laut Ulrich Seitz, nachzubessern, nicht nur finanziell, sondern in der Bewertung durch die Pflegeteams.

Immer mehr Patienten und Patientinnen werden zu Hause betreut. Bei Demenz-Betroffenen werden in Südtirol rund 70 Prozent aller Angesprochenen (rund 10.900 Menschen im Lande, mit ca.1.200 neuen Diagnosen jährlich) im familiären Umfeld oder über Hilfskräfte betreut. Deshalb müssen auch Familien und Pflegekräfte entsprechend auf ihren Einsatz vorbereitet werden, damit die häusliche Pflege für beide Seiten machbar und weniger belastend erscheint.

Eine Herzensangelegenheit der ASSA ist es,  so deren Präsident Ulrich Seitz, ungeübte Caregiver (Pflegende) im Umgang mit Demenzkranken zu schulen und den „ausländischen Hilfskräften“ ebenso neben pflegerischen Themen einheimische Traditionen (Speisen, Spiele, Sprache) näher zu bringen, damit sie besser auf die Bedürfnisse ihrer Betreuten eingehen können.

Ulrich Seitz unterstreicht folgenden Bedarf, der an die Landesregierung gerichtet ist:

Dringende Neu-Ausrichtung der Pflegeeinstufung für Demenzkranke
Überdenken der Sinnhaftigkeit von Kommissionen zur Einstufung der Invalidität und zur Pflegeeinstufung (gerade dann, wenn die Krankheitsbilder klar sind und eindeutige ärztliche Dokumentation vorliegt)
Mehr Kundenfreundlichkeit in den Gesundheits- und Sozialdiensten für Menschen mit neurologischen Störungsbildern
Finanzielle Hilfestellungen und Ausgleichzahlungen bei Überschreitung von Wartezeiten bei der Einstufung (sollte spätestens nach 90 Tagen Wartezeit greifen, in Deutschland ist eine Regelung schon nach 60 Tagen in Kraft)
Besserer Zugang zu sozio-sanitären Leistungen und effiziente Entlastungsangebote (bessere Abstimmung Facharzt – Hausarzt)
Echte Vereinbarkeit von Beruf und Pflege (Betriebe sollten mit Seniorenheimen und Tagesstrukturen zusammenarbeiten)
Anerkennung der Leistungen in der Pflege daheim für Rentenzwecke (Frauen müssen endlich nicht nur mit einem Hungerlohn abgesichert werden)
Schwerpunkt: Task-Force für Junge Demenzkranke (beispielsweise in Zusammenarbeit mit Experten der Neuroreha)
Interventionen gegen Betrügereien und Delikten an Senioren
Effiziente Wohnmodelle für Chronisch Kranke
Anerkennung Berufsbild für die Pflege daheim
Generationenpakt und attraktives Zeitbank-Modell
Investitionen in die Forschung und praktische Studien
Eine Beobachtungsstelle mit verlässlichen Daten
Pflegende Angehörige absichern und stärken
Die pflegenden Angehörigen sollen eine professionelle Anlaufstelle für Demenzfragen aufsuchen können. Dadurch sollen diese neben Informationen zum Umgang mit dem Thema Demenz auch Informationen über mögliche Entlastungsangebote erhalten.
Schaffung einer Koordinationsstelle mit Einbindung des Vereins Alzheimer für Angehörige mit einem Notfallplan, gerade dann wenn es keine Möglichkeiten der Entlastung und der Kurzzeitpflege gibt)
Sicherstellung von Entlastungsangeboten, und nicht nur im sozio-sanitären Kontext
Förderung der Anerkennung der Leistung der pflegenden Angehörigen als gesellschaftlich und ökonomisch wertvoller Beitrag für die Gemeinschaft
Maßnahmen für Alleinstehende und Einsame

 

Bezirk: Bozen