Von: mk
Burgeis – Einmal im Jahr treffen sich die Führungsgremien des Südtiroler und des Tiroler Bauernbundes, um über gemeinsame Herausforderungen zu diskutieren und mögliche länderübergreifende Strategien abzusprechen. Kürzlich fand dieses Treffen an der Fachschule Fürstenburg in Burgeis statt.
Vor 120 Jahren wurde in Sterzing der Tiroler Bauernbund gegründet. Noch heute verbinden die beiden Bauernbünde eine enge Partnerschaft und – trotz oft unterschiedlicher rechtlicher Voraussetzungen – viele gemeinsame Themen. Einige davon kamen bei der gemeinsamen Sitzung des Südtiroler Landesbauernrates und der Bundesvorstehung des Tiroler Bauernbundes zur Sprache.
Bei der Herkunftskennzeichnung landwirtschaftlicher Produkte verfolgen beide Verbände das Ziel, heimische bäuerliche Produkte sichtbarer zu machen sowie mehr Wertschätzung und Wertschöpfung dafür zu erzielen. In Südtirol gibt es seit dem vergangenen Jahr ein Landesgesetz zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für die Produktgruppen Fleisch, Milch bzw. Milchprodukte und Eier, das ein erster Schritt hin zu diesem Ziel sein soll, wie der Direktor des Südtiroler Bauernbundes, Siegfried Rinner, erläuterte: „Uns geht es um eine Bewusstseinsänderung und darum, dem Konsumenten eine Wahlfreiheit zu bieten. Wir wollen demnächst in Zusammenarbeit mit HGV und IDM eine Informationskampagne starten.“ Josef Hechenberger, der Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol, verwies auf verschiedene Initiativen auf Ebene der Bundesländer, die auf eine freiwillige Kennzeichnung abzielen: „In Tirol sind bei verschiedenen Projekten rund 400 Betriebe mit dabei, das ist ein guter Anfang. Diese Betriebe sind durchwegs von der Sache überzeugt und wissen, dass sie davon selbst einen Mehrwert erzielen können.“
Mit ähnlichen Widerständen haben die Bauernvertreter in Südtirol und Tirol zu kämpfen, wenn es um die konkrete finanzielle Unterstützung vor allem der Berglandwirtschaft geht. In Südtirol gibt es schon seit mehreren Jahren die Idee, über eine von Feriengästen zu zahlende Abgabe den Erhalt der Kulturlandschaft zu unterstützen. „Das Geld soll nicht von den Tourismustreibenden kommen, sondern von den Gästen. Diese wären laut Umfragen sehr wohl dazu bereit, die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern auf diesem Weg zu unterstützen“, unterstrich Rinner in Burgeis. Er wünschte sich eine länderübergreifende Initiative von Südtirol, Tirol, Salzburg und möglicherweise weiteren Partnern.
Um Widerstände gegenüber den Anliegen der Landwirtschaft ging es auch beim Thema Großraubwild. Während es in Tirol wenigstens die Möglichkeit gibt, über rechtlich nicht anfechtbare Verordnungen Abschüsse von Wölfen zu ermöglichen, scheiterte dies in Südtirol bislang immer am Veto der Gerichte. Große Hoffnung setzen beide Länder auf eine Senkung des Schutzstatus für den Wolf auf europäischer Ebene. „Der Ball liegt jetzt bei den Mitgliedstaaten, die eine Mehrheit für diese Herabstufung finden müssen. Das wäre ein wichtiges Signal, vor allem für die bäuerliche Bevölkerung im Alpenraum“, waren sich Obmann Daniel Gasser und sein Tiroler Amtskollege Josef Geisler einig.
Zum Abschluss riefen die Bauernbund-Vertreter auch dazu auf, die Online-Petition (unter dem Link bit.ly/eu-entwaldung) gegen die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung zu unterstützen. Die Verordnung würde in dieser Form einen enormen bürokratischen Mehraufwand vor allem für alle Klein-Waldbesitzer mit sich bringen. Die Unterzeichnung der Petition ist noch bis 16. Juni möglich.