Von: mk
Bozen – Die Südtiroler Weinlese 2017 neigt sich in allen Landesteilen langsam dem Ende zu. Spätfröste im Frühjahr, schwere Hagelunwetter sowie Hitze haben Südtirols Weinbauern in diesem Jahr vor so manch harte Herausforderungen gestellt. Der Weinjahrgang 2017 hat die Wetterkapriolen trotz allem gut überstanden und punktet mit reifen Trauben und günstigen Vorzeichen für einen guten Jahrgang.
In den ersten Aprilwochen 2017 war es in Südtirol außergewöhnlich warm, was den Vegetationsbeginn und Austrieb in den Weinbergen forciert hat. Der plötzliche Kälteeinbruch in den Nächten um den 20. April führte dann aber gebietsweise zu starken Spätfrostschäden. Die Trockenperiode im Frühjahr sowie Tropennächte, Hitzeperioden und immer wieder relativ hohe Niederschlagsmengen haben den Trauben dann Gottseidank nicht viel anhaben können. Im Gegenteil: „Die Trockenperiode im Frühjahr hat bewirkt, dass die Trauben kleiner waren als in einem normalen Jahr“, berichtet Max Niedermayr, Präsident des Konsortiums Südtiroler Wein. „Das hat sich positiv auf die Qualität der Trauben ausgewirkt.“ Zudem gab es heuer kaum Probleme mit Krankheiten wie Peronospora und Mehltau. „Und auch die gefürchtete Kirschessigfliege hat sich in diesem Jahr zurückgehalten.“
Frühe Ernte
Rund zehn bis vierzehn Tage früher als in einem Normaljahr, um den 25. August, hat die Weinlese in Südtirols Weinbergen begonnen. Nach mehreren Regentagen zu Erntebeginn wirkte sich das Herbstwetter mit Temperaturen von tagsüber bis zu 30 Grad und nachts unter 20 Grad dann positiv auf die Ernte aus. Die Qualität der geernteten Trauben passt: Erste Analysen bei den weißen Sorten haben gezeigt, dass das Zucker-Säure-Verhältnis ausgewogen ist – eine wichtige Grundvoraussetzung für frische Weißweine mit gutem Entwicklungspotenzial. Bei den roten Sorten präsentieren sich vor allem Blauburgunder sowie die spätreifenden Sorten mit interessanten Werten.
Ordentliche Weißweine
Zufrieden mit dem Jahrgang 2017 ist Hans Terzer, Kellermeister der Kellerei St. Michael-Eppan und Präsident der Südtiroler Kellermeister – trotz allem: „Die Weißweine – besonders Sauvignon und Weißburgunder – präsentieren sich im Überetsch mit schönen Qualitäten, frisch, knackig und sehr typisch. Die Vernatschweine werden 2017 wohl nicht ganz an den außergewöhnlichen Jahrgang 2016 anschließen können.“ Dafür ist Hans Terzer vom Blauburgunder 2017 „mit schönen Farben, konzentriert und mit Frucht und Fülle“ überrascht. Wer den spätreifenden Rotweinsorten Merlot und Cabernet Zeit gelassen hat, hat „sicherlich profitiert und Trauben mit schönen Zuckerwerten ernten können“, ist Terzer überzeugt.
Viel Arbeit in den Weinbergen
Von einem sehr kurzen Erntefenster berichtet Ivan Giovanett vom Weingut Castelfeder in Kurtinig: „Während sich die Lese in den vergangenen Jahren über zwei Monate hingezogen hat, haben wir 2017 in knapp vier Wochen die gesamte Ernte eingefahren“. Die Hagelschläge haben vor allem einige Unterlandler Gemeinden stark getroffen. Die Bauern mussten in den Weinbergen in mühevoller Arbeit die vom Hagel beschädigten Trauben auszupfen und entfernen. Die aufwendige Arbeit hat aber dazu beigetragen, dass durchwegs Trauben von guter Qualität geerntet werden konnten. Besonders zufrieden ist Ivan Giovanett mit Chardonnay und Blauburgunder. Er erwartet sich vom Jahrgang 2017 „keine Kraftpakete, aber frische, elegante Weine“.
Die Qualität der geernteten Trauben stimmt
Je nach Sorten bis zu einem Monat früher als sonst hat die Weinlese 2017 in weiten Teilen des Etschtals eingesetzt – unter „teilweise schwierigen Bedingungen“, wie Florian Brigl vom Weingut Kornell in Siebeneich berichtet. „Schon vom Start her entwickelte sich 2017 generell als schwieriger Jahrgang – mit frühem Austrieb, dann Frost und später Trockenheit.“ Zehn bis 20 Prozent weniger Erntemengen sind die Folgen. Die Qualität der geernteten Trauben aber stimmt. „Mit den Weißweinen sind wir sehr zufrieden. Vor allem der Sauvignon sticht positiv hervor.“ Bei den Rotweinen überzeugen Florian Brigl vor allem der Lagrein, aber auch Cabernet und Merlot.
Ein herausfordernder Jahrgang
Von einem schwierigen Jahrgang 2017 im Eisacktal spricht Celestino Lucin, Kellermeister in der Stiftskellerei Neustift: „Zwischen Winterschäden, Frühjahrsfrost und Hagelschlägen gab es mehr als genug Probleme in den Weinbergen. Nur die höheren Lagen ab 700 Meter konnten sich retten und auch mengenmäßig gute Erträge liefern.“ Mit den Weißweinen, die jetzt im Keller reifen, ist Celestino Lucin trotzdem zufrieden: „ Die Trauben konnten gut reifen und garantieren für den Jahrgang fruchtig-frische, typische Eisacktaler Weißweine“. Besonders Müller Thurgau und Kerner überzeugen durch aromatische Frische. Zufrieden ist der Neustifter Kellermeister auch mit Sylvaner, Veltliner und Riesling.
Sehr gute Qualitäten im Vinschgau
Über sehr gute Qualitäten freuen sich 2017 hingegen die Weinbauern im Vinschgau. Das Tal ist von Winter- und Spätfrösten sowie von Hagelschlägen verschont geblieben, wie Franz Pratzner vom gleichnamigen Weingut in Naturns berichtet: „Einzig beim Riesling gab es einige Probleme mit früher Fäulnis. Die Trauben haben wir schon einen Monat früher gelesen als in einem normalen Jahr.“ Reife Trauben mit idealen Zucker-Säure-Werten standen an der Tagesordnung. „Die Weißburgunder überzeugen mit schönen Fruchtaromen, die Blauburgunder mit Frische und Struktur.“ Auch mengenmäßig ist der Vinschgau mit nur bis zu maximal zehn Prozent Ernteeinbußen 2017 gut davongekommen.
2017 – ein durchschnittlicher, guter Jahrgang
Die Wetterkapriolen des Jahres – vor allem Frost und Hagel – haben ihre Spuren hinterlassen und sind der Grund für eine rekordverdächtig kleine Ernte. Mengenmäßig hinterlässt der Jahrgang 2017 – so wie in ganz Italien – ein großes Loch in Südtirols Weinkellern. Ernteausfälle von bis zu einem Drittel der normalen Durchschnittsmengen sorgen für einen etwas bitteren Nachgeschmack bei Südtirols Weinbauern und Kellermeistern. Der Südtiroler Jahrgang 2017 präsentiert sich für Max Niedermayr „ nicht als großer Top-Jahrgang, aber als normaler, durchschnittlich guter Jahrgang mit guten Qualitäten und mit trinkigen und für Südtirol typischen und einladenden Weinen“.