Von: luk
Bozen – Der Südtiroler Sanitätsbetrieb wagt einen Blick in die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Zwei Tage lang diskutierten internationale Experten und Expertinnen im Rahmen des Kongresses Gesundheit 4.0 im Krankenhaus Bozen über die digitale Entwicklung im Gesundheitswesen. Heute (29.11.2017) ging der Kongress zu Ende.
Zwei Tage lang ging es beim heute zu Ende gegangenen und vom Südtiroler Sanitätsbetrieb organisierten Kongress „Gesundheit 4.0“ mit starker internationaler Beteiligung um die Gesundheitsversorgung der Zukunft.
Wie wichtig der Bereich E-Health und Digitalisierung im Gesundheitswesen ist, unterstrich Landeshauptmann Arno Kompatscher bei seiner Auftaktrede zum heutigen zweiten Tag der Veranstaltung. „Wir als Landesregierung wissen, wie wichtig dieses Thema ist“, so Kompatscher. „Wir unterstützen Generaldirektor Schael bei der Umsetzung des ITC-Masterplans und uns ist bewusst, dass jeder in diesem Bereich investierte Cent ein gut investierter Cent ist – wenngleich es oft nicht einfach ist, die Gelder dafür zu finden.“
Und weiter: „Wir Südtiroler glauben, dass wir in vielen Bereichen die Besten sind, in diesem Fall ist es nicht so. Wir sind spät gestartet aber wenn wir uns jetzt anstrengen, können wir aufholen. Am Ende werden wir vielleicht nicht die Nummer eins sein, aber hoffentlich unter den Besten.“
„An diesen beiden Tagen“, so Generaldirektor Thomas Schael bei seiner Eröffnungsrede am gestrigen Dienstag, „wird es darum gehen, was ist, aber vor allem werden wir darüber sprechen, was sein wird.“
Als Referenten geladen waren Expertinnen und Experten aus verschiedenen Ländern.
Peter Herrmann, E-Health-Experte und Wirtschaftswissenschaftler analysierte die Situation der Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland. Seine Aussage: „Es passiert zur Zeit viel in Deutschland in dieser Hinsicht, aber nicht wirklich zentral gesteuert. Treiber sind vor allem die Patienten und Patientinnen, die E-Health-Angebote fordern.“ In diese Richtung müsste die Entwicklung auch gehen, so Herrmann: „Beim Design der Software-Angebote muss der Bedarf der Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt stehen.“
Andrea Kdolsky, SAIM-Präsidentin und ehemalige österreichische Gesundheitsministerin, betonte, dass in Österreich zwar früh an die Digitalisierung im Gesundheitsbereich gedacht wurde, die Projekte dazu – etwa die elektronische Gesundheitsakte – aber lange nicht aus den Startlöchern kamen. Kdolsky: „In der Umsetzung sind wir so weit oder so wenig weit, wie andere Länder.“ Südtirol hätte nun die große Chance, aus anderswo begangenen Fehlern zu lernen und die Gesundheit 4.0 Wirklichkeit werden zu lassen.
Bei seinem heutigen Vortrag scheute sich Thomas Schael nicht, das Wort Revolution in den Mund zu nehmen: „Das betrifft sowohl die Abläufe im Betrieb selbst als auch die technologischen Neuerungen, die uns erwarten“, so der Generaldirektor.
Die Informatisierung sei kein Wert an sich, sondern müsse eine „Wertsteigerung“ generieren, das heiße, Steigerung der Effizienz und Effektivität, Verbesserung des klinischen „Outcome“ Risikominimierung, Steigerung der Lebensqualität sowie eine Kostenreduktion. Die reine Umwandlung der analogen klinischen und Pflegeprozesse in eine digitale Form schaffe aber per se noch keine derartige Werte, meinte Schael. Das gehe nur mit technologischen Updates, einer Erweiterung und Änderung der Nutzungsmodalität sowie des Nutzerverhaltens – etwa in Richtung mobile Nutzung. Automatisierung durch digitale Transformation der Prozesse sowie neue Dienste seien ebenso notwendig. „Natürlich müssen die Patientinnen und Patienten die neuen Angebote annehmen“, unterstrich Schael abschließend.
Dass sie das tun, zeigte Nili Appleton, Gesundheitsmanagerin im größten israelischen Gesundheitsversorger, in ihrem Referat auf. Ihr Arbeitgeber betreibt unter anderem 14 Krankenhäuser und beschäftigt 10.000 Ärzte um rund 4,4 Millionen Patientinnen und Patienten zu versorgen.
Sprechstunden in den Fachbereichen Dermatologie und Pädiatrie würden online und in Echtzeit angeboten, Befunde und Testergebnisse könnten von Patientinnen und Patienten online abgerufen werden. Dies alles sei auch mobil möglich. „Wir haben verschiedene Apps entwickelt. Während unsere Kunden über eine App auf ihre Daten zugreifen und diese einsehen können, begleiteten sie andere Applikationen als digitale Berater durch die Schwangerschaft oder helfen bei der Behandlung ihrer chronischen Krankheit. Hinweise wann Medikamente einzunehmen oder neue zu kaufen sind inklusive.“ Die digitale Befundausgabe würden monatlich von über einer halbe Million Patienten und Patientinnen genützt. Appleton: „Unser Credo ist: Wir arbeiten für unsere Kunden und nicht die Kunden für uns. Patienten und Patientinnen wollen nicht das letzte Gadget, sie wollen, dass man ihre Probleme löst –schnell, einfach und effizient. Und dieses Ziel versuchen wir durch die Weiterentwicklung von E-Health zu erreichen.“