Von: mk
Nals – Der christliche Glaube stand am heutigen Samstag im Mittelpunkt der Landesversammlung der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund. Er gibt – nicht nur, aber vor allem – älteren Menschen Halt, Hilfe und Hoffnung. Wie das im Alltag konkret aussieht, dafür gab es im Haus der Vereine in Nals zahlreiche Beispiele.
Senioren werden heutzutage vor allem als fitte Altersgruppe gesehen, die beispielsweise aktiv Sport treibt und viele Reisen unternimmt. Dabei wird oft vergessen, dass für die älteren Menschen bzw. für das Älter-Werden und im Alter nicht nur das körperliche, sondern auch das seelische Wohlbefinden eine ganz zentrale Rolle spielt. Aus diesem Grund hatte die Seniorenvereinigung auch das Motto „Glaube – gibt Halt, Hilfe, Hoffnung“ für ihre Landesversammlung gewählt. Landespräsident Gottfried Oberstaller erklärte anschaulich, wie der Glaube im Alltag Halt und Orientierung geben kann: „Die verschiedenen Bräuche geben uns eine äußere Sicherheit: Sie kehren auf dieselbe Art und Weise immer wieder und teilen unser Leben in viele kleine überschaubare Abschnitte ein. Gleichzeitig gibt der Glaube auch eine innere Sicherheit: Er legt uns jene Werte zugrunde, die uns in unserem Reden und in unserem Handeln leiten und lenken.“ Diese Werte müssten aber auch öffentlich gezeigt werden. Gerade Symbole wie das Kreuz geben glaubenden Menschen Halt. „Wie weit sind wir heutzutage von unserem Glauben entfernt, wenn bestimmte politische Kreise zum Beispiel lautstark verlangen, dass das Kreuz aus öffentlichen Einrichtungen entfernt wird?“, fragte sich Oberstaller.
Der Glaube helfe aber auch, mit verschiedenen Situationen im Leben umzugehen – unabhängig davon, ob es sich um traurige und tragische oder freudige und glückliche Ereignisse oder um Ängste und Zweifel handelt. Oberstaller rief die Senioren auf, den Glauben auch weiterhin vorzuleben und weiterzugeben: „Nur, wenn unsere Kinder und unsere Enkel erleben können, was Glaube ist und wie Glaube wirkt, nehmen sie ihn an und tragen ihn weiter in die Zukunft.“
Gläubigkeit misst sich nicht allein am Messbesuch
Den Festvortrag bei der Landesversammlung hielt der Osttiroler Diakon Andreas Rauchegger. Er verwies auf die schwindende Bedeutung, die der Glaube in der Öffentlichkeit zu erleiden scheint: „Es wäre falsch, den Grad der Gläubigkeit an der Zahl jener zu messen, die den Gottesdienst besuchen. Es gibt viele Formen, seinen Glauben auszudrücken. Der Kirchgang ist eine wichtige Form, aber nicht die einzige.“ Junge Menschen hätten oft Hemmungen, zu ihrem Glauben zu stehen. „Sie bezeichnen sich als Christen, haben aber Probleme mit dem Glaubensbekenntnis, weil sie nur glauben was sie sehen“, berichtete Rauchegger. Glaube sei mehr als ein Gefühl. Glauben heiße, überzeugt davon zu sein, dass Christus zugleich eine historische Person und Gottes Sohn war.
„Gott verleiht mit der Auferstehung unserem Leben einen absoluten Sinn, der in die Ewigkeit hineinreicht: Glaube hilft Leben, er hilft gegen die Ängste des Alltags“, unterstrich Rauchegger. Glaube gebe Halt, Hilfe und Hoffnung vor allem auch in schwierigen Situationen. „Gerade das ist es, was ältere Menschen den Jungen weitergeben könnten: Das Vertrauen und die Kraft, mit dem Glauben auch dunkle Zeiten im Leben überstehen zu können. Glaube hilft nicht an Leiden vorbei, aber durch Leiden hindurch“, erklärte der Diakon.
Umfangreiche Tätigkeit der bäuerlichen Senioren
Wie aktiv die Seniorenvereinigung im Laufe des Jahres ist, zeigte sich im Tätigkeitsbericht: Neben mehreren Fahrten und Erholungswochen im In- und Ausland standen dabei auch Kurse zum Umgang mit dem Computer oder zum Sprechen vor Publikum auf dem Programm. Ein erfreulicher Höhepunkt des Jahres war die Gründung der 60. Ortsgruppe der Seniorenvereinigung, die im Mai in St. Johann im Ahrntal erfolgte. Die neue Ortsgruppe Ahrntal umfasst alle Dörfer der Gemeinde Ahrntal außer Weißenbach.
Die bäuerlichen Senioren meldeten sich auch zu politischen Fragen zu Wort. Unter anderem forderten sie, dass im Zuge der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung die Bedürfnisse und die Kenntnisse der Senioren berücksichtigt werden und diese Zielgruppe eine Hilfestellung erhält. Die Dienstleistung „Seniorenbetreuung am Bauernhof“, die über die Sozialgenossenschaft „Mit Bäuerinnen lernen – wachsen – leben“ abgewickelt wird, stieß bei den Senioren auf große Zustimmung. Die Seniorenvereinigung arbeitet seit Kurzem in der Arbeitsgruppe dieser Dienstleistung mit.
Im neuen Jahr sind unter anderem wieder mehrere Fahrten und Erholungswochen, die Beteiligung an der Landwirtschaftsschau „Agrialp“ im November sowie die erste Landeskegelmeisterschaft der Seniorenvereinigung geplant.
Kompatscher: Digitalisierung braucht Übergangslösungen
Landeshauptmann Arno Kompatscher, der erstmals bei der Landesversammlung der Seniorenvereinigung zu Gast war, ging auf aktuelle Themen ein, die den Senioren Sorge bereiten: „Die zunehmende Digitalisierung ist etwas, womit sich nicht nur die Senioren schwertun. Wir werden Übergangslösungen finden, damit bisher übliche Formen der Kommunikation mit der öffentlichen Verwaltung auch weiterhin möglich sind. Wo es keine Alternative zur Digitalisierung gibt, werden wir Hilfestellungen anbieten.“ Auch die Sanitätsreform sprach Kompatscher an: „Wir wollen alle sieben Krankenhäuser im Land erhalten. eine Grundversorgung wird es überall geben, Spezialisten werden auf das Land verteilt. Eine wichtige Rolle bei der Versorgung vor Ort werden die Hausärzte spielen“, unterstrich Kompatscher.
Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler bedankte sich bei den Senioren vor allem für ihre Bereitschaft, auch nach der Hofübergabe weiterhin am Hof mitzuhelfen, wenn etwa die Hofübernehmer berufstätig sind. Giorgio Grenzi, Rentnervertreter des Bauernverbandes Coldiretti, verwies auf mehrere staats- und europaweite Projekte, mit denen die Selbstversorgung und Autonomie sowie die Sicherheit der älteren Menschen gestärkt werden soll. Angelo Santori vom Bauernrentnerverband der Confagricoltura lobte die Seniorenvereinigung dafür, dass sie sie bäuerlichen Senioren bestens auf das Leben im Alter vorbereite. Die älteren Menschen am Hof könnten mit ihrer Erfahrung der Jugend ein Vorbild sein.