Von: luk
Bozen – Am Montag, 11. Oktober wird der Weltmädchentag begangen. Dieser wurde im Jahr 2011 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf die Belange von Mädchen auf der ganzen Welt aufmerksam zu machen und einen weiteren Schritt in Richtung Gleichberechtigung zu setzen.
Die Gleichstellungsrätin in Südtirol nimmt den Weltmädchentag zum Anlass, über die aktuelle Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt aufmerksam zu machen und in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit von Gleichstellungspolitik als Nachhaltigkeitsziel hervorzuheben. „Die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsmarkt und die Prävention von Altersarmut müssen bereits in jungen Jahren gestellt werden“, so Gleichstellungsrätin Michela Morandini.
Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat kürzlich die Daten zum Gender Pay Gap für das Jahr 2019 veröffentlicht. Demnach beträgt der teilzeitbereinigte Gender Pay Gap für Südtirol 17 Prozent, womit er im Vergleich zum Vorjahr stabil bleibt (Gender Pay Gap 2018: 16,9 Prozent). Auch die Gründe, die zu dem Gender Pay Gap führen, bleiben dieselben. Frauen sind seit jeher in Arbeitsbereichen tätig, in denen niedrigere Löhne bezahlt werden, wie beispielsweise im Pflege- oder Kinderbetreuungsbereich.
“45,3 Prozent der Frauen sind in saisonalen und befristeten Arbeitsverhältnissen tätig, die mehrheitlich auch schlechter bezahlt werden. Weiters sind Frauen noch selten in Führungspositionen zu finden. So arbeiten 1,4 Prozent der Frauen in Führungspositionen und als leitende Mitarbeiterinnen, während es bei den Männern 3,9 Prozent sind. Ein Faktor, der stark auf das ungleichen Lohnverhältnis zwischen Frauen und Männern einwirkt, ist die unbezahlte Erziehungs- und Pflegearbeit, die zu einem großen Teil von Frauen übernommen wird. Sichtbar wird dies auch an der Zahl von jungen Müttern, die im Laufe des ersten Lebensjahres ihres Kindes ihr Arbeitsverhältnis kündigen. In Südtirol haben im Jahr 2020 800 Frauen und 165 Männer während des ersten Lebensjahres ihres Kindes gekündigt. 580 der Frauen gaben als Grund die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie an.Schlecht bezahlte Jobs und lange Unterbrechungen der Erwerbsbiografie führen unweigerlich zu einer schlechteren finanziellen Lage im Alter. Die wird im sogenannten Gender Pension Gap sichtbar: In Südtirol beziehen Frauen zur Zeit eine durchschnittliche Rente von 735 Euro, während Männer im Durchschnitt eine Rente von 1.433 Euro erhalten”, führt Morandini aus.
„Am Weltmädchentag wird oftmals auf die Chancen aufmerksam gemacht, die Mädchen und junge Frauen haben oder haben sollten. Angesichts des aufgezeigten Ungleichgewichts der Geschlechter in der Arbeitswelt müssen wir uns die Frage stellen, wie diese nachhaltig gefördert werden kann. Das sind wir der jungen Generation schuldig“, so Gleichstellungsrätin Morandini.
Wie Studien zeigen sei Bildungsförderung auf individueller Ebene ein ausschlaggebender Faktor. “Frauen mit guter Ausbildung laufen weniger oft Gefahr, ihre Arbeitsstelle zu verlieren und weisen geringere Lücken in ihrer Erwerbsbiografie auf”, so Morandini.
Auf institutioneller Ebene müssten etwa Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Erziehung- und Pflegeaufgaben mit der beruflichen Tätigkeit zu vereinbaren. Der Ausbau von Betreuungsangeboten sowie die Öffnung hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen in der Wirtschaft, seien hier unerlässlich. „Aber auch auf gesellschaftlicher Ebene ist ein Umdenken gefordert. Vorherrschende Geschlechterstereotype müssen aufgebrochen werden. Dazu braucht es auf Geschlechter- und Frauenpolitik aufbauende Maßnahmenpläne“, so Gleichstellungsrätin Morandini.