In Innsbruck

Grenzüberschreitender Austausch zu Modell der “Persönlichen Assistenz”

Donnerstag, 08. August 2024 | 13:29 Uhr
Update

Von: luk

Innsbruck/Bozen – Landeshauptmann Kompatscher und Landesrätin Pamer haben sich in Innsbruck mit Tirols Soziallandesrätin Pawlata getroffen, um sich vor Ort über lokale Inklusionsmaßnahmen zu informieren.

Im Zentrum des Austauschs stand das Modell der “Persönlichen Assistenz”, bei dem Menschen mit Behinderungen bei allen Tätigkeiten, die sie nicht selbst ausführen können, Unterstützung erhalten. In Tirol besteht ein Rechtsanspruch für die “Persönliche Assistenz im Freizeitbereich”: 2023 nahmen dies 550 Personen für rund 430.000 Stunden in Anspruch.

In Südtirol steht Menschen mit Behinderungen der Beitrag “Selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe” zur Verfügung. Er soll zur Deckung der Kosten für die persönliche Assistenz beitragen und wird zusätzlich zum Pflegegeld ausbezahlt. Im Jahr 2023 haben 15 Personen durchschnittlich 22.200 Euro im Jahr bezogen.

Zusätzlich können Dienstleistungen der Hauspflege in Anspruch genommen werden: Rund 432 Menschen haben dies im Jahr 2023 genutzt. “Wie es gelingen kann, dass Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben führen können, ist eine Schlüsselherausforderung der Inklusionspolitik – in Tirol und Südtirol genauso wie in anderen Regionen.

Die ‘Persönliche Assistenz’ ist eine der wesentlichsten Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben. Die hohe Nachfrage zeigt, dass die Unterstützung ankommt und den Bedürfnissen der Betroffenen entspricht. Wir forcieren daher weiter den Ausbau dieser Leistung”, berichtete Landesrätin Eva Pawlata. Sie ist in der Tiroler Landesregierung für die Bereiche Soziales, Inklusion, Frauen sowie Kinder- und Jugendhilfe zuständig.

“Dank der fachkundigen Ausführungen haben wir einen guten Einblick in das Modell der Persönlichen Assistenz erhalten. Der grenzüberschreitende Austausch ist daher sehr wertvoll und eröffnet für beide Seiten neue Perspektiven,” erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher. Auch Landesrätin Rosmarie Pamer nimmt vom Besuch in Innsbruck viele Inputs mit: “Jeder Mensch möchte unabhängig und selbstbestimmt sein Leben führen. Als Politik sind wir gefragt, die geeigneten Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Gute Praxisbeispiele sind ideal, um Maßnahmen passgenau und auf die Nutzenden ausgerichtet entwickeln und umsetzen zu können”, betont Pamer.

Besucht wurde auch die Interessensvertretung “Selbstbestimmt Leben”, die bedarfsgerechte “Persönliche Assistenz” anbietet. Das Angebot wird von rund 600 Menschen mit durchschnittlich 1.000 Assistenzstunden pro Tag in Anspruch genommen. Info gab es zudem vom Verein “Peer Beratung Persönliches Budget Tirol”, der Betroffene berät und bei der Organisation und Abwicklung des “Persönlichen Budgets” unterstützt.

Team K: “Jetzt müssen endlich Taten folgen” 

“Dass sich Landeshauptmann Arno Kompatscher gemeinsam mit Soziallandesrätin Rosmarie Pamer in Innsbruck das Modell ‘Persönliche Assistenz im Freizeitbereich für Menschen mit Behinderung’ angeschaut hat, fällt für mich unter die Rubrik: Besser spät als nie. Endlich scheint es die Landesregierung verstanden zu haben, dass sie zur Thematik in die Gänge kommen sollte und von schönen Reden zu konkreten Taten und zur Umsetzung schreiten muss”, kommentiert Alex Ploner den politischen Ausflug nach Nordtirol.

In diesen Tagen trafen sich Landeshauptmann Kompatscher, Soziallandesrätin Pamer und Tirols Soziallandesrätin Eva Pawlata zu einem Gedankenaustausch über das Tiroler Modell. In Tirol nennt sich das Ganze “Persönliche Assistenz im Freizeitbereich”. Dort haben im Jahr 2023 insgesamt 550 Personen Leistungen im Ausmaß von 430.000 Stunden in Anspruch genommen. Im Vergleich dazu: In Südtirol suchten im selben Zeitraum laut Auskunft von Landesrätin Pamer auf Anfrage von Alex Ploner  15 Menschen mit Behinderung einen Beitrag für Persönliche Assistenz an. Die gesetzliche Grundlage für diesen Dienst ist klar. Gesetz Nr. 7 aus dem Jahr 2015 sieht eine Förderung von Diensten und Dienstleistungen im Bereich Wohnen für Menschen mit Behinderung vor, die den individuellen Bedürfnissen an Unterstützung, Pflege und Betreuung sowie den Ressourcen der Personen selbst und ihrer Familie Rechnung tragen soll.  Ausgeschöpfte Kosten insgesamt im Jahr 2023 lediglich 22.500 Euro. “Der Bedarf wäre aber wesentlich höher. Menschen suchen nicht an, weil der bürokratische Aufwand in Südtirol für die Abwicklung dieses wichtigen Dienstes viel zu hoch ist”, so Ploner.

“Ich hatte im Juni 2022, also vor zwei Jahren, mit einem Beschlussantrag die Neuorganisation der persönlichen Assistenz von Menschen mit Beeinträchtigung im Landtag gefordert. Auch der Monitoringausschuss, also das beratende Organ in Sachen Inklusion der Landesregierung, hatte in den letzten Jahren immer wieder auf eine Anpassung und Neuausrichtung dieses für Betroffene so wichtigen Dienstes gedrängt. Die SVP mit Soziallandesrätin Deeg wollte aber am alten System der finanziellen Beiträge für Betroffene festhalten und mein Antrag wurde abgelehnt,” blickt Alex Ploner in die letzte Legislatur zurück.

“Das aktuelle System der Assistenz in Südtirol sieht vor, dass sich Betroffene ihre Assistenz, die ihnen in der Bewältigung des Alltags, aber auch die Teilhabe am sozialen Leben garantiert, selbst organisieren müssen. Heißt, Menschen mit Behinderung werden zu Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen mit allen bürokratischen Auflagen. Dafür erhalten Betroffene eine Landesförderung. In Tirol hingegen können Betroffene über eine zentrale Stelle Assistenz anfordern. Jetzt konnten sich auch der Landeshauptmann und die Soziallandesräting selbst davon überzeugen, dass Vieles in Tirol effizienter, schneller, unkomplizierter und offensichtlich gut funktioniert. Das wurde auch mir immer wieder rückgemeldet.. Ich hoffe nun, dass unser System schnellstens überarbeitet wird, wir den Menschen mit Behinderung ihren Alltag erleichtern und die Landesregierung lernt, auch einmal Vorschläge der Opposition zeitig anzunehmen, um nicht unnötig Zeit zu verlieren, in der Betroffene das Leben schwerer gemacht wird, als es sein müsste”, sagt Alex Ploner.

Bezirk: Bozen

Kommentare
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ebbi
ebbi
Kinig
3 Monate 17 Tage

Dass in Südtirol im Jahr 2023 nur 15 Personen die Leistung Selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe in Anspruch genommen haben, ist eine Schande. Dies liegt vor allem daran, dass diese Leistung viel zu wenig bekannt ist und die Sozialdienste zu wenig Personal haben, welches die Projekte ausarbeitet. Durch die Finger schauen dann wieder die Menschen mit Behinderungen.

thomas
thomas
Kinig
3 Monate 17 Tage

glaub nicht, dass es in Nordtirol viel zum Lernen gibt, man schaue eher in andere italienische Regionen

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