Von: luk
Bozen – Gestern fand im Parkhotel Laurin in Bozen der diesjährige Presseempfang des Raiffeisenverbandes statt. Für diese Veranstaltung, die unter dem Motto „In medias res: Menschen mit Botschaften“ steht, konnte der Raiffeisenverband den bekannten Moderator, Produzenten und Journalisten Markus Lanz nach Bozen holen.
Der in Hamburg lebende Südtiroler Markus Lanz zählt mit seiner gleichnamigen Talkshow zum fixen Bestandteil des ZDF-Abendprogramms. Dementsprechend groß war auch das Interesse der hiesigen Medienvertreter. Über 70 Journalistinnen und Redakteure waren ins Parkhotel Laurin gekommen und folgten dem Gespräch zwischen Moderatorin Verena Gruber und Markus Lanz zum Thema „Öffentliche Meinung im Umbruch: Medienarbeit in Zeiten von Populismus“.
„Kultivierte Streitkultur abhandengekommen“
Lanz bedauerte die Verrohung der Sprache in Medien und Gesellschaft. Vor allem Politiker müssten sich bewusst sein, was Worte bewirken. Unruhige Zeiten seien gute Zeiten für Populisten wie Trump oder Salvini, meinte Lanz. Die Auswüchse des Neoliberalismus brächten zunehmend auch die Mittelschicht in Bedrängnis. Immer mehr Menschen verarmten und schämten sich für ihre Machtlosigkeit. Das schüre den Hass auf die Politik. „Wir sind eine ziemlich gnadenlose Gesellschaft geworden, in der das Scheitern nicht respektiert wird“, meinte Lanz. Der Rückzug des Staates aus öffentlichen Versorgungsbereichen und die Angst vor Überfremdung seien Wasser auf die Mühlen von Populisten. Politiker schweigen Probleme zu häufig aus, während Populisten keine Mühe hätten, diese klar beim Namen zu nennen. „Der Grat zwischen einer klaren Haltung zu beziehen oder feige zu sein, ist heute sehr schmal“. Die Politik brauche jedoch Reibung und Auseinandersetzung und keinen Kuschelkurs. „Das kultivierte Streiten ist uns etwas abhandengekommen“, meinte Lanz.
„Mehr Qualitätsjournalismus“
Die Online-Kanäle, sozialen Medien und das Internet bezeichnete Lanz als „die neue harte Währung der Journalisten“. Er sei kein großer Freund davon, nutze die Möglichkeiten beruflich aber sehr stark, vermeide sie jedoch für jegliche Zwecke der Selbstdarstellung. Insgesamt täte es gut, die Geschwindigkeit und Sensationsgier im Journalismus etwas zurückzunehmen und wieder mehr Qualitätsjournalismus zu leisten. Lanz: „Wir müssen analysieren, recherchieren, zerpflücken“. Das Netz werde hingegen immer schneller und sei im Grunde skrupellos. Journalisten müssten vermehrt abwägen können, ob sie sich in ihrer Tätigkeit der Moral oder der Wahrheit verpflichtet fühlten. Er selbst empfinde seine Arbeit als großes Privileg und sei noch lange nicht müde: „Journalismus und Politik sind heute so spannend wie noch nie zuvor“. Mit seiner Heimat Südtirol fühle sich Lanz auf das Engste verbunden, eine Rückkehr auf Dauer ließ der Talkmaster aber offen, denn in Deutschland habe er eine zweite Heimat gefunden.
Der Presseempfang des Raiffeisenverbandes Südtirol fand heuer bereits zum zehnten Mal statt. Mit der Veranstaltung möchte der Raiffeisenverband Südtirol einen Blickwinkel auf aktuelle, gesellschaftliche Themen werfen – aus der Sicht von Menschen mit Botschaften – und gleichzeitig den geladenen Medienvertreter die Möglichkeit des Austauschs mit den jeweiligen Referenten bieten.