Von: mk
Margreid – Das Interesse der Sparer und Anleger für nachhaltiges Investieren wird nicht erst seit der Covid-19-Pandemie immer größer. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der so genannten ESG-Anlagen, also Anlagen im Bereich Environment Social Governance, enorm an. Der neue Trend spült Unsummen in die Kassen von Finanzinstituten und Banken. Und so werden Immer mehr ‘nachhaltige’ und ‘grüne’ Fonds, Anleihen, ETFs und Geldanlagen aufgelegt. Der Verbraucherschutzverein Robin aus Margreid rät allerdings dazu, sich genau zu informieren.
Was ist nachhaltige Geldanlage?
Es gibt zwar mit den Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnungen (Verordnungen EU 2019/2088 und 2020/852) europäische Vorgaben zum Begriff nachhaltige Investments. Damit ist festgelegt, welche Offenlegungspflichten Kapitalverwaltungsgesellschaften auf Gesellschafts- und Produktebene berücksichtigen müssen. Diesbezügliche technische Normen müssen noch ausgearbeitet werden. Nicht vorgesehen ist wie die Anlagebedingungen eines Investmentvermögens ausgestaltet sein müssen.
Um ethische Investments, grüne Geldanlagen oder Öko-Fonds zu bewerten, haben sich die sogenannten ESG-Kriterien etabliert. ESG steht dabei für environmental, social, corporate governance, also für Umwelt, Soziales und Grundsätze der Unternehmensführung. Fondsgesellschaften und Banken verfolgen bei nachhaltigen Investments unterschiedliche Anlagestrategien: Entweder werden Bereiche – etwa Waffen, Alkohol, Pornografie, Kinderarbeit, schlechte Arbeits- und Umweltbedingungen, fossile Brennstoffe, Klima- und Wasserbelastung usw. ausgeschlossen (Ausschlussprinzip) oder Unternehmen, die innerhalb der Branchen in ökologischer Hinsicht die höchsten Standards setzen, werden ausgewählt (Best-In-Class-Ansatz). Einen Schritt weiter geht das sogenannte Impact Investing, das auf direkte ökologische und soziale Wirkung der Geldanlage, etwa durch Investition in Entwicklungsländern, abzielt.
Bafin stellt Regeln für nachhaltige Geldanlagen vor
Wo ESG draufsteht, ist viel zu oft keine Nachhaltigkeit drin. Die – manchmal lahme – deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) geht nun gegen Greenwashing bei der Geldanlage vor. Wer nachhaltig investieren will, soll den Aussagen von Banken und Co auch vertrauen können.
Diese drei Regeln sollen Nachhaltigkeit sicherstellen:
1. Mindest-Investitionsquote: 75 Prozent aller Vermögensgegenstände einer Geldanlage müssen dazu beitragen, dass soziale und ökologische Ziele erreicht werden. Dabei dürfen maximal zehn Prozent auf die Energiegewinnung aus oder den Einsatz von fossilen Brennstoffen entfallen.
2. Best-in-Class-Ansatz: Die zweite Option ist eine Geldanlage, die „Vermögensgegenstände auswählt oder stärker gewichtet, die unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten besonders vorteilhaft sind.
3. Nachhaltige Indizes: Die dritte Möglichkeit besteht darin, ein nachhaltiges Investment-Vermögen anzubieten. Dafür können Banken beispielsweise nachhaltige Indizes oder ETFs nachbilden.
Verbraucherschutzvereinigungen verlangen, dass verbindliche Regeln festgelegt werden und Anlagen nur als nachhaltig bezeichnet werden, wenn sie einen messbaren Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen leisten und mehr sind als reine Werbeversprechen.
So sollten Anlegerinnen und Anleger bei einem ETF oder Fonds wissen, wie die enthaltenen Unternehmen die Treibhausgas-Emissionen reduzieren oder die Sozialstandards verbessern. Selbst immer mehr Finanzexperten aus der Branche sehen die derzeitigen fehlenden Vorgaben für nachhaltige Investments durchaus kritisch. Sie dienten oft der Gewinnmaximierung.
Wie erkennt man gute Produkte?
Wie generell in der Geldanlage gilt auch hier: Mehrere Informationsquellen und unabhängige Beratung sind der Schlüssel zu qualitativ guten und kostengünstigen Produkten. Dem Tipp des Bankberaters also nicht gleich folgen, zumal es in den Filialen wenig Expertise zu nachhaltigen Produkten gibt.
Für den Verbraucherschutzverein Robin ist nachhaltige Geldanlage ein ganzes Stück Arbeit. Zwar setzen die EU-Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnungen Standards. Doch diese sind größtenteils Offenlegungspflichten der Kapitalverwaltungsgesellschaften, die die Bewertung von grünen Anlageprodukten durch die Anlegerinnen und Anleger nicht gerade vereinfachen. Das Durchwühlen vieler Informationen ist für Kleinanleger eine Herausforderung. Immer mehr Menschen wollen auch als Anleger und Sparer etwas zum Besseren verändern. Wer dies will, muss sich mit den Konzepten verantwortungsvollen Investierens befassen.