Von: mk
Bozen – Grundsätzlich herrscht vorsichtiger Optimismus in allen Sektoren vor: Das geht aus den nach Wirtschaftszweigen aufgeschlüsselten Daten des AFI-Barometers – Ausgabe Winter 2023/2024 – hervor. Dazu AFI-Direktor Stefan Perini: „Die Arbeitnehmer:innen aus allen Wirtschaftsbereichen haben derzeit das Vertrauen in die Wirtschaft zurückgewonnen, das sie den schlechteren Jahren der jüngsten Vergangenheit verloren hatten. Trotz der nach wie vor günstigen Beschäftigungslage sind die Lohnabhängigen im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe jedoch zurückhaltend. Diese beiden Bereiche scheinen am stärksten von den sich eintrübenden Aussichten besorgt zu sein.“
Wenige Wochen nach der Pressekonferenz, auf der die Hauptergebnisse der Winterausgabe 2023/2024 des AFI-Barometers vorgestellt wurden, präsentiert das Institut heute mit dem „Branchenspiegel“ die nach Branchen aufgeschlüsselten Daten.
Klaffende Unterschiede: Extremfälle Gastgewerbe und Baugewerbe
Nach den im Jahr 2020 verzeichneten niedrigen Vertrauenswerten hatte sich bereits im Laufe des Jahres 2021 in allen Sektoren ein gewisser Optimismus eingestellt, der jedoch 2022 durch verschiedene konjunkturelle Faktoren (siehe Energiepreisschock) wieder gebremst wurde. In der Folgezeit verbesserte sich der Indikator, der die Erwartungen in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols widerspiegelt, zunehmend, das dritte Quartal 2023 ausgenommen, wo der Indikator wider Erwarten einen Einbruch anzeigte. Die im Dezember 2023 erhobenen Daten stimmen nun wieder optimistisch und zeigen einen leichten Anstieg dieses Indikators von +2 Indexpunkte auf +6 an. Zurückzuführen ist dies auf einen vorsichtigen Optimismus in allen Sektoren. Die beiden Pole bilden das Baugewerbe – nach wie vor der pessimistischste Sektor (+1) – und das Gastgewerbe, dessen Erwartungen auf einem Rekordniveau verharren (+24). Diese beiden Branchen zeigen exemplarisch, dass die Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung heute deutlich stärker auseinanderklafft als in den Jahren vor 2020.
Und die anderen Indikatoren? Die aktuelle Fähigkeit, mit dem Lohn über die Runden zu kommen, verbessert sich im Vergleich zum Vorquartal leicht, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass das Ende 2022 erreichte Niveau das niedrigste seit Beginn der Erhebung war. Die Einschätzung der Sparfähigkeit sowie der finanziellen Situation der Familie zeigen einen ähnlichen Verlauf und bringen die schwierige wirtschaftliche Situation zum Ausdruck, die sich aus der Kombination aus inflationsbedingtem Kaufkraftverlust und prekärem Arbeitsplatz ergibt und die das Szenario für einen großen Teil der Arbeitnehmer:innen zwischen 2022 und 2023 kennzeichnete.
Nach wie vor einfach, eine andere Arbeitsstelle zu finden
Die Aussichten, einen gleichwertigen Job zu finden, haben sich nach zwei Quartalen in der Dezember-Umfrage wieder verbessert – der entsprechende Indikator kletterte von 0 auf +10 Punkte. Darüber hinaus sind gesamtwirtschaftlich 61 Prozent der Arbeitnehmer der Meinung, dass es heutzutage „eher leicht“ oder „sehr leicht“ sei, eine gleichwertige Arbeitsstelle zu finden. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass dieser Optimismus in einigen Sektoren weniger stark ausgeprägt ist, etwa im Handel und im Dienstleistungssektor. Im Baugewerbe hingegen verbesserte sich dieser Indikator trotz einer eher verhaltenen Einschätzung der wirtschaftlichen Lage.