Von: bba
Bozen – Vor einigen Wochen sind Südtirols Dolmetscher beim zuständigen Landesrat für Dienstleistungen und deutsche Kultur, Philipp Achammer, vorstellig geworden, um auf eine wesentliche Benachteiligung der Berufsgruppe bei den öffentlichen Ausschreibungen hinzuweisen. „Gerade in der öffentlichen Verwaltung werden viele Aufträge nach dem Kriterium des billigsten Preises an provinzfremde Anbieter vergeben. Mit diesen Preisen können wir nicht mehr mithalten“, betont Südtirols Dolmetscherverband, der im hds – Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol angesiedelt ist. Währenddessen werden die Leistungen der heimischen Dolmetscher von Südtirols Privatwirtschaft geschätzt und honoriert.
Die Aufträge werden über den elektronischen Markt des Landes (EMS) abgewickelt. Dort gibt es seit 2017 den sogenannten „Katalog der Sprachdienstleistungen für öffentliche Verwaltungen in Südtirol“. Darin kann sich jeder eintragen, der erklärt, bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, wie etwa unter anderem Kenntnis der regionalen sprachlichen Gepflogenheiten oder der sprachlichen, kulturellen verwaltungsmäßen Besonderheiten der Provinz.
„Das Problem liegt darin, dass diese Voraussetzungen theoretisch sicherstellen sollen, dass Übersetzer und Dolmetscher beauftragt werden, die unseren sprachlichen und kulturellen Besonderheiten gerecht werden“, so der Dolmetscherverband. Praktisch werden aber Aufträge an Personen vergeben, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen. „Es bedarf somit einer fachkompetenten Überprüfung der Anträge auf Eintragung in den Katalog“.
Landesrat Achammer teilte die Anliegen des Berufsverbandes und brachte sie in die Landesregierung, die nun eine Lösung des Problems herbeiführen konnte: Es sei möglich, diese Art von intellektuellen Dienstleistungen ab Jänner 2020 aus dem Katalog der Waren- und Dienstleistungen im Vergabeportal zu entfernen und andere objektive, qualitative Auswahlkriterien vorzusehen. Dafür soll ein Leitfaden für die Beauftragung von Sprachdienstleistungen ausgearbeitet werden.
Die Präsidentin des Dolmetscherverbandes, Ulrike Egger, und die beiden Vorstandsmitglieder, Evelyn Tarasconi und Evi Dalcomune, zeigen sich erfreut. „Die Sprache in Südtirol leidet unter der mangelnden Qualität von Übersetzungen. So sind etwa viele Übersetzungen ins Deutsche nicht Deutsch, sondern schlichtweg übersetztes Italienisch. Fehlendes kulturelles Hintergrundwissen schmälert die Qualität der Übersetzungen. Das möchten wir ändern“, so abschließend die Vertreterinnen der Berufsgruppe im hds, die den politischen Entscheidungsträgern für den rasche Behandlung dieser Problematik danken.