Von: mk
Pfatten – Der Klimawandel stellt die Winzerinnen und Winzer vor neue Herausforderungen. Die wissenschaftliche Forschung am Versuchszentrum Laimburg untersucht seit mehreren Jahren den Einfluss des Klimawandels sowie die Wirkung von Gegenmaßnahmen auf die Erträge und die Qualität der Weine. Zahlreiche Interessierte informierten sich am 19. März 2024 beim traditionellen Tag des Weines und der Rebe des Versuchszentrums Laimburg über die neuesten Ergebnisse der laufenden Versuchstätigkeiten in den Bereichen Weinbau und Kellerwirtschaft. Außerdem konnten die Anwesenden an einer Verkostung von Versuchsweinen teilnehmen, um sich selbst ein Bild der verschiedensten Versuchsergebnisse zu machen. Das Ziel der Projekte und Tätigkeiten am Versuchszentrum Laimburg ist es, unter verschiedensten Bedingungen erfolgreich Wein zu produzieren.
Der Weinbau hat in Südtirol eine lange Tradition und die Produktionsstandards sind hoch. Doch der Klimawandel stellt die Landwirtinnen und Landwirte vor zahlreiche Herausforderungen. Die angewandte Forschung des Versuchszentrums Laimburg zielt darauf ab, konkrete Lösungen für die Probleme der lokalen Praxis zu finden. Jedes Jahr organisiert das Versuchszentrum Laimburg den Tag des Weines und der Rebe. Am Dienstag, 19. März 2024, präsentierten die Forschenden aus den Bereichen Weinbau und Kellerwirtschaft einige ihrer in den Weinbergen und im Versuchskeller erzielten Ergebnisse. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Einfluss des Klimawandels auf den Ertrag der Reben sowie auf die Weinqualität.
Der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber, betonte die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Forschung: „Unser ständiges Bemühen ist es, konkrete Lösungen für die Herausforderungen der Praxis in Südtirol zu finden. Am Tag des Weines und der Rebe präsentieren die Forschenden ihre Ergebnisse und werden dabei auch von internationalen Expertinnen und Experten unterstützt. Gemeinsam diskutieren sie Methoden und Technologien, die die hohe Qualität der Weine sichern sollen”.
„Diese Veranstaltung ist für uns von großem Wert, denn wir können unser Wissen an die Praxis weitergeben und erhalten gleichzeitig direktes Feedback von jenen, die tagtäglich im Weinberg arbeiten oder Wein herstellen. Der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis ermöglicht es, unsere Versuchstätigkeiten noch gezielter auf konkrete Herausforderungen auszurichten”, ergänzte Ulrich Pedri, Leiter des Fachbereichs Önologie am Versuchszentrum Laimburg. „Südtirol produziert Qualitätsweine: Es ist wichtig, neue Strategien zu entwickeln, um trotz der Herausforderungen des Klimawandels das Qualitätsniveau zu halten”, so Pedri abschließend.
Gegen den Klimawandel: Strategien im Weinberg und Keller
In den letzten Jahren haben langanhaltende Trockenperioden zugenommen. Seit über 20 Jahren testet das Versuchszentrum Laimburg die Eignung verschiedener Unterlagen für den Weinbau. In einem mehrjährigen Versuch haben die Forschenden verschiedene tiefwurzelnde Unterlagen an der Rebsorte Weißburgunder untersucht. Diese sollten sowohl eine bessere Anpassungsfähigkeit an Dürrephasen als auch eine höhere Toleranz gegenüber Wasserstress aufweisen. Die Untersuchungen ergaben, dass unabhängig von der Wurzeltiefe vor allem die Bodenbeschaffenheit eine Schlüsselrolle für den optimalen Wasserhaushalt der Rebe spielt.
Eine übermäßige Sonneneinstrahlung ist ein weiterer Grund zur Sorge im Weinbau. Um herauszufinden, ob die derzeit in Südtirol praktizierten Entblätterungstechniken noch zeitgemäß und effektiv sind, wurde im Jahr 2020 ein Versuch am Versuchszentrum Laimburg gestartet. Ziel war es, potenzielle Auswirkungen der Entblätterung auf die Trauben- und Weinqualität zu untersuchen. In zwei Weißburgunderanlagen an den Hängen des Unterlands untersuchten die Forschenden die Auswirkungen unterschiedlicher Intensitäten und Zeitpunkte der Entblätterung auf beiden Seiten der Laubwand. Das Forscherteam unterzog die bei diesen Versuchen gewonnenen Weine im Versuchskeller physikalisch-chemischen Analysen und bewertete sie unter organoleptischen Gesichtspunkten. Dafür bezogen sie auch Verkosterinnen und Verkoster aus den örtlichen Produktionsbetrieben mit ein. Die Ergebnisse zeigen keine besonderen Veränderungen in der Qualität der Moste und Weine. Dies bestätigt, dass die bisher hierzulande angewandten Techniken die Auswirkungen des Klimawandels vorläufig abmildern können.
Bei der Weinbereitung stellt auch die globale Erwärmung eine Herausforderung dar, denn damit sinkt der Säuregehalt der Trauben bei der Ernte. Dies führt zu Weinen mit hohen Alkoholwerten und niedrigem Säuregehalt. Selbst in hoch gelegenen Anbaugebieten wird dieses Phänomen mit zunehmender Sorge beobachtet: Dr. Johannes Burkert von der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (Deutschland) hat daher biologische Methoden erprobt, um den Säuregehalt während der Weinbereitung zu erhöhen und die Weine gleichzeitig vor unerwünschter Gärung zu schützen.
NMR-Spektroskopie: Identifizierung von gesundheitsrelevanten Molekülen im Wein
Die Kernspinresonanz-Spektroskopie (NMR) ist ein leistungsfähiges und vielseitiges Analyseverfahren, mit dem die verschiedenen Bestandteile von Trauben und Wein wie beispielsweise Zucker, Säuren, Polyphenole und Aromastoffe bis auf die Ebene einzelner Atome identifiziert und quantifiziert werden können. Diese sogenannten molekularen Profile ermöglichen es, die Qualität eines Produkts zu bewerten und die chemischen Prozesse zu untersuchen, die während der Weinbereitung und der Reifung des Weins ablaufen. Sie erlauben es auch, den Ursprung und die Herkunft des Weins zu identifizieren sowie Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung festzustellen, die sich auf den Geschmack und das Aroma des Weins auswirken können. Derzeit laufen im Labor für NMR-Spektroskopie unter der Leitung des Versuchszentrums Laimburg in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen am Standort NOI Techpark zwei Projekte: der Aufbau einer Weindatenbank, in der die Fingerabdrücke der wichtigsten Weine des Gebiets identifiziert und katalogisiert werden sowie die Entwicklung einer Analysemethode, mit der die Menge der in einem Wein vorhandenen Flavonoide selektiv bestimmt werden kann. Diese Moleküle sind aufgrund ihrer antioxidativen Eigenschaften und anderer möglicher positiver Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit von besonderem Interesse.