Von: luk
Bozen – Die gesamtwirtschaftliche Lage ist schwierig, die Umstände auf den Märkten sind widrig, trotzdem konnte die Südtiroler Milchwirtschaft bei der Vollversammlung des Sennereiverbandes auf ein gutes Jahr 2023 zurückblicken. „Die Qualität unserer Produkte ist hoch und kontrolliert, sie kommen daher bei den Konsumentinnen und Konsumenten gut an und man will auch in schwierigen Zeiten nicht auf sie verzichten“, so Obmann Georg Egger, der auch auf das gute Südtiroler Image verwies – und darauf, dass wo Südtiroler Milch draufsteht, auch Südtiroler Milch drin ist.
Bei der heutigen Vollversammlung des Sennereiverbandes in Bozen betonte Egger, dass der gesamte Lebensmittelbereich bereits seit Monaten unter dem Druck von gleich zwei Seiten leide. Auf der Kostenseite seien zwar die Schwankungen der Energiepreise zurückgegangen, nach wie vor hoch seien aber Lohn- und Verpackungskosten. „Dazu kommt, dass die Leute wegen der Inflation und den gestiegenen Lebenshaltungskosten weniger, gezielter und verstärkt bei Aktionen kaufen“, so der Obmann. Druck gebe es daher auch von der Seite des Absatzes.
Qualitätsmarke als Garantie
Dass sich die Südtiroler Milchwirtschaft in einem derart widrigen Umfeld bewährt und auf dem Markt behauptet habe, zeige, wie gut die Milchwirtschaft aufgestellt und welch wichtige Größe sie auf den Märkten sei, so Egger. „Trotz der Schwierigkeiten konnten wir den Auszahlungspreis für unsere Mitglieder anheben“, erklärte der Obmann, der dafür vor allem die Qualität der Produkte, die Zuverlässigkeit der Milchhöfe und die Bekanntheit der einzelnen Marken vor allem auf dem italienischen Markt verantwortlich macht. „Dass wir unter der Marke ,Südtirol‘ auftreten und von ihrem positiven Image profitieren können, hilft uns zudem“, so Egger.
In diesem Zusammenhang verweist der Obmann des Sennereiverbandes auch darauf, dass die Qualitätsmarke auf der Verpackung Südtiroler Milchprodukte nicht nur ein Marketinginstrument sei, sondern eine Garantie: „Die Qualitätsmarke weist ein Produkt eindeutig, kontrolliert und garantiert als Südtiroler Produkt aus“, so Egger. Das heißt im Klartext: Wo Südtiroler Milch draufsteht, ist Südtiroler Milch drin. „Das Qualitätszeichen garantiert die Herkunft der Milch aus unserem Land, sie steht für das, was in unseren Ställen, auf unseren Wiesen und auf unseren Almen entsteht – also vor unseren Augen.“
Kontrollen vom Gras bis ins Glas
Die garantierte Herkunft sei dabei weit mehr als nur ein Versprechen der Produzenten, betonte der Obmann des Sennereiverbandes bei der Vollversammlung. „Es steckt ein flächendeckendes und lückenloses Kontrollsystem von unabhängigen Stellen hinter dem Qualitätszeichen“, sagte Egger. Überhaupt gehörten Milch und Milchprodukte zu den am besten kontrollierten Produkten. „Das gilt vor allem für jene aus Südtirol, die vom Gras bis ins Glas laufend auf ihre Qualität hin kontrolliert werden“, so der Obmann.
Allein für die flächendeckende Kontrolle der Rohmilch wurden 2023 täglich knapp 3500 Proben untersucht, womit mehr als fünf Millionen Analysen vorgenommen wurden. Dazu kommen – um nur einige zu nennen – Futterproben, Überprüfungen der Melkanlagen, die Kontrollen der Milchsammelwagen und fast 105.000 Produktkontrollen mit modernster Technik.
Weiter sinkende Zahl von Produzenten
Während der trotz der schwierigen Situation gestiegene Auszahlungspreis an die Bäuerinnen und Bauern die positive Meldung bei der Vollversammlung war, hielt 2023 ein negativer Trend weiter an. So wurden fast sechs Prozent weniger Kuhmilch angeliefert als im Jahr zuvor, was auch daran liegt, dass die Zahl der Produzenten, die Zahl bäuerlicher Milchbetriebe also, wie auch im Vorjahr weiter zurückgegangen ist. Es gibt noch knapp 4100 Milchlieferanten in Südtirol.
Dem seit mehr als zwei Jahrzehnten anhaltenden Trend sinkender Produzenten-Zahlen steht die Stabilität auf der Verarbeiterseite gegenüber. „Die Milchhöfe sind in Südtirols Wirtschaftsgefüge eine feste und wichtige Größe“, so Georg Egger, der nicht nur auf gestiegene Umsätze im Vorjahr verwies, sondern auch auf die Bedeutung als Arbeitgeber. „2023 haben die Milchhöfe 1139 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen Arbeitsplatz geboten“, erklärte der Obmann.
Titelverteidigung beim besten Milchlieferanten
Beim Sennereiverband bereits Tradition hat die Kür der besten Milchlieferanten des Jahres auf der Grundlage der analysierten Qualitätsparameter der angelieferten Rohmilch. 2023 konnten dabei Manfred und Erica Miribung vom Hof Les Majuns in Wengen im Gadertal ihren Titel als Landesbeste aus dem Vorjahr verteidigen.
Les Majuns liegt auf 1300 Metern Meereshöhe, die zu bearbeitenden Wiesen sind sehr steil, was sich in 107 Erschwernispunkten und einem überschaubaren Viehbestand widerspiegelt. Derzeit stehen neun Stück Jungvieh und zehn Fleckvieh-Melkkühe im Stall, die die Heumilch geben, die vom Hof an die Mila geliefert wird. Nicht nur die schwierigen Arbeitsbedingungen machen die Auszeichnung für die Milch von Les Majuns allerdings bemerkenswert: Der 38-jährige Manfred und die 33-jährige Erica Miribung haben erst 2019 mit dem Milchstellen angefangen und konnten sich 2023 bereits zum zweiten Mal den Titel der Landesbesten sichern.
Neue Spitze beim Sennereiverband
Bei der Vollversammlung des Sennereiverbands standen in diesem Jahr auch Neuwahlen an. So wurde der Verwaltungsrat neu bestellt, aus dessen Mitte in einem zweiten Schritt der Obmann gewählt wird. Der neue Verwaltungsrat ist drei Jahre im Amt.