Von: luk
Bozen – Das für Bozen angekündigte Fahrverbot für Diesel-3-Fahrzeuge ab 1. Januar 2019 hat großen Unmut unter den Handwerkern hervorgerufen. Die Aussicht, bald nicht mehr problemlos in die Innenstadt zu gelangen oder noch gravierender, den Fuhrpark erneuern zu müssen, sorgt für wenig Begeisterung unter den Wirtschaftstreibenden.
Nachdem Bürgermeister Renzo Caramaschi vor zwei Tagen ein Dieselfahrverbot für nächstes Jahr angekündigt hat, gehen die Handwerker der Landeshauptstadt auf die Barrikaden. „Es sind mehrere Betriebe, die Diesel-3-Fahrzeuge benutzen. Man kann von den Handwerkern nicht verlangen, dass sie in den nächsten sechs Monaten ihren Fuhrpark komplett erneuern oder sie bei ihrer Arbeit eingeschränkt werden. Fahrverbote dieser Art könnten für eine Reihe unserer Handwerksbetriebe existenzbedrohend sein. Die Fahrzeuge sind häufig wesentlicher Teil des Betriebsvermögens und die Mobilität gehört zum Geschäftsmodell von Handwerkern. Heizkessel, Fensterglasscheiben oder sperrige Rohre lassen sich nicht auf dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Kunden transportieren“, bringt es Hannes Mussak, lvh-Bezirksobmann von Bozen auf den Punkt. Durch die Verbannung des Diesels würde die Versorgung der Geschäfte, Baustellen und Privatkunden mit Gütern und Dienstleistungen des Handwerks stark eingedämmt. Gerade für die lokale Wirtschaft – schlussendlich sind alle Sektoren betroffen – würde es zu drastischen Einschränkungen kommen.
Ebenso betroffen von einem Fahrverbot in Bozen wären alle Handwerker aus den angrenzenden Gemeinden (Jenesien, Sarntal oder Ritten), welche notgedrungen durch Bozen fahren müssen, um Aufträge in anderen Gemeinden zu verrichten. „Diese Maßnahme könnte die Wirtschaftstätigkeit eines zu großen Einzugsgebietes lahmlegen“, unterstreicht Mussak.
lvh-Präsident Gert Lanz möchte die Verursacher der Situation mehr in die Pflicht nehmen: „Es kann nicht sein, dass Autohersteller sich mit Softwareupdates aus der Misere stehlen und finanziell nicht einmal für ihre Fehler einstehen müssen. Die Industrie hat die Aufgabe, schadstoffarme, leistungsfähige und für das Handwerk geeignete Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Zurzeit gibt es fast nur Dieselfahrzeuge in diesem Bereich. Bis heute existieren kaum Transporter mit der neuesten Norm Euro 6d und sehr niedrigen NO2-Werten. Auch im Bereich der E-Transporter geht die Entwicklung nur sehr langsam voran.“ Um die Grenzwerte in den Städten und Gemeinden in den Griff zu bekommen, müsse man angemessene Lösungen finden, die nicht mit kurzfristigen und wenig nachhaltigen Fahrverboten einhergehen. „Für uns sind solche Ankündigungen irritierend, zumal es Aussprachen gegeben hat, wo koordinierte und abgesprochene Maßnahmen vereinbart wurden. Zu vermeiden ist, dass den Handwerkern nun die Zeit davonrennt. Vielmehr sind schnelle, pragmatische und zentral koordinierte Lösungen gefragt. Schließlich sollte jede Gemeinde oder Stadt unterschiedliche Regeln aufstellen. Wir werden uns diesbezüglich auch mit dem Südtiroler Gemeindenverband in Verbindung setzen. Nur gemeinsam kann eine nachhaltige Luftreinhaltepolitik erzielt werden.“, ist Lanz überzeugt.