Jahresversammlung des Bezirks Bozen und Umgebung

HGV: “Dorfgasthäuser sind Mittelpunkt des Dorflebens”

Mittwoch, 11. Dezember 2019 | 20:16 Uhr

Von: bba

Bozen – Die neue Kellerei Bozen in Moritzing/Bozen war jüngst Austragungsort der Jahresversammlung des Bezirkes Bozen und Umgebung des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV). Tourismuspolitische Themen sowie Vorträge zu Erfolg und Führung standen im Mittelpunkt.

HGV-Bezirksobmann Gottfried Schgaguler, HGV-Präsident Manfred Pinzger, Landesrat Arnold Schuler und Landtagsabgeordneter Helmut Tauber sprachen über „brennende“ Themen auf Bezirks- und Landesebene. Im Besonderen gingen sie auf das Raumordnungsgesetz, dessen Inkrafttreten auf 1. Juli
2020 verschoben wurde, die unlautere Konkurrenz durch die Vermietung von privatem Wohnraum, die Aufwertung der Dorfgasthäuser und die Stärkung des ländlichen Raums sowie den Fachkräftemangel ein.

Was das neue Raumordnungsgesetz betrifft, so habe sich der HGV klar gegen den Aufschub des Inkrafttretens des Gesetzes auf 1. Juli 2020 ausgesprochen, sagte HGV-Präsident Manfred Pinzger. Nun gelte es, den Aufschub zu akzeptieren, wenngleich dieser Planungs- und Rechtsunsicherheit
hervorrufe.

Landesrat Arnold Schuler nahm zur touristischen Entwicklung Stellung. Er betonte, dass der Tourismus landesweit als Motor der Wirtschaft gelte, Wohlstand bringe und zahlreiche Arbeitsplätze schaffe. In diesem Zusammenhang nahm HGV-Präsident Manfred Pinzger Stellung zum Fachkräftemangel. „Dieser betrifft nicht nur das Gastgewerbe, sondern die gesamte Wirtschaft. Das Gastgewerbe ist der stärkste private Arbeitgeber im Land. Das ist positiv zu sehen, wenngleich wir auch gefordert sind“, sagte Pinzger. Er betonte zudem, dass flexiblere Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, damit das Gastgewerbe attraktiver für potenzielle Mitarbeiter wird.

“Ein Phänomen, welches immer weiter zunimmt, ist die Vermietung von privaten Wohnraum zu touristischen Zwecken. Die Zahl der angebotenen Unterkünfte steigt und das wirkt sich nicht nur auf die professionellen Betreiber von Hotels, Residenzen und Garnis, sondern vor allem auf den
heimischen Wohnungsmarkt aus, wo Wohnungen fehlen und damit die Mietpreise steigen“, so HGV-Bezirksobmann Gottfried Schgaguler. Diese Entwicklung müsse verstärkt beobachtet und kontrolliert werden, so Schgaguler.

Um den ländlichen Raum zu stärken und dem Aussterben der Dorfgasthäuser und Dorfbars entgegenzuwirken, hat der Landtagsabgeordnete Helmut Tauber vor Kurzem einen Beschlussantrag im Landtag eingereicht, der die Unterstützung dieser Gastbetriebe vorsieht. „Dorfgasthäuser und Dorfbars sind der Mittelpunkt des dörflichen Miteinanders. Es ist wichtig, dass wir diese Strukturen aufrechterhalten, sie unterstützen und deshalb gezielt Maßnahmen zur Revitalisierung ergreifen“, betonte Tauber.

Im Fachteil der Jahresversammlung referierte der Augustinerpater, Theologe und Managementberater Hermann-Josef Zoche aus Waldkirch in Baden-Württemberg darüber, wie man den sinnstiftenden Wert des eigenen Handelns wiederentdecken kann. Ohne Sinnerfüllung gebe es auf Dauer keinen
Erfolg, sagte Zoche. Häufig streben Menschen zu sehr nach Erfolg, Wachstum und dem Anhäufen von Kapital. Vom marktwirtschaftlichen Denken werde man jedoch oftmals fehlgeleitet. „Es ist wichtig, dass wir auch Bereiche in unserem Leben schaffen, die frei vom marktwirtschaftlichen Denken sind“,
gab Zoche den Gastwirtinnen und Gastwirten mit auf den Weg.

Klaus Schmidt, Leiter der HGV-Unternehmensberatung, referierte abschließend zum Thema „Führung als langfristiger Erfolgsfaktor“. Dabei erwähnte er, dass es auf die Führung ankomme, ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder nicht. Führung zu übernehmen heißt auch, sich mit den Mitarbeitern auseinanderzusetzen und ihnen das Gefühl von Wertschätzung zu geben. Im Anschluss an die Versammlung sorgte das Team von „Luis & die Buabm“ aus Jenesien für das kulinarische Wohl.

Bezirk: Bozen