Robert Holzmann wollte "ein Signal setzen"

Holzmann war als einziger Notenbanker gegen EZB-Zinssenkung

Freitag, 07. Juni 2024 | 16:46 Uhr

Von: apa

OeNB-Gouverneur und EZB-Rat Robert Holzmann hat sich bei der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag als einziger Notenbanker gegen die Leitzins-Senkung um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent ausgesprochen. Er habe “ein Signal setzen” wollen, weil der Zeitpunkt der Zinssenkung zu früh sei, sagte Holzmann am Freitag auf Journalistennachfrage bei der OeNB-Pressekonferenz zur gesamtwirtschaftlichen Prognose.

“Meine Interpretation ist, dass die Inflation noch nicht gewonnen ist”, so der Nationalbank-Gouverneur. Holzmann verwies auf am Donnerstag nach oben revidierte Inflationsprognose für den Euroraum. Die EZB erwartet nun im Jahr 2024 eine Inflationsrate von 2,5 Prozent (zuvor 2,3 Prozent) und für 2025 2,2 Prozent (zuvor 2 Prozent). Die Inflation sei hartnäckiger als erwartet, so der heimische Notenbanker.

Einige Euro-Wächter, die üblicherweise einer straffen Geldpolitik zuneigen, hätten am Donnerstag ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass eine bevorstehende Zinssenkung zu deutlich signalisiert worden sei, sagten vier Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Insidern zufolge hatte Holzmann auf der EZB-Sitzung am Donnerstag in Frankfurt dafür argumentiert, die Zinsen konstant zu halten.

Ob und wann es zu weiteren EZB-Zinssenkungen kommen könnte, kommentierte OeNB-Gouverneur und EZB-Rat Holzmann nicht. Im Juli haben gebe es keine neuen Inflationsprognosedaten. “Die September-Daten werden wir sehen.” Er hoffe, die nächsten Zinsschritte der EZB würden datengetrieben sein.

Kritik am geldpolitischen Kurs von Holzmann äußerten ÖVP und Ex-Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). Der auf einem FPÖ-Ticket sitzende OeNB-Gouverneur würde “in keinster Weise die Interessen der Bevölkerung verstehen”, kritisierte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker in einer Aussendung. Die Zinssenkung stärke das Wirtschaftswachstum und werde “durch günstigere Kreditvergaben, insbesondere im Bausektor, für deutliche Verbesserungen sorgen”, so Stocker. “Jeder der auch nur ein bissl mit der Realwirtschaft zu tun hat, weiß wie grotesk das ist und schadet”, schrieb Ex-Bundeskanzler Kern auf “X” (vormals Twitter) zur Zinssenkungs-Ablehnung von Holzmann.