Von: APA/Reuters
Indien will mit starkem Wachstum innerhalb von drei Jahren zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in diesem Zeitraum voraussichtlich 5 Billionen Dollar (4,6 Bill. Euro) erreichen, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Regierung. Sollten die Pläne aufgehen, würde Indien nach den USA und China auf Platz 3 der größten Volkswirtschaften der Welt aufrücken. Derzeit liegen noch Japan und Deutschland vor Indien.
Nach Einschätzung von S&P Global Ratings wird Indien in den nächsten drei Jahren das wachstumsstärkste Land unter den großen Volkswirtschaften bleiben.
Die Regierung geht davon aus, dass im laufenden Haushaltsjahr bis Ende März ein Zuwachs beim BIP von 7,3 Prozent erreicht wird und im Fiskaljahr 2024/25 dann ein Plus von 7 Prozent.
Der Chef-Wirtschaftsberater der Regierung, V. Anantha Nageswaran, spricht mit Blick auf die Prognosezahlen von “einem guten Omen für die Zukunft” der Volkswirtschaft, die über Potenzial und Widerstandsfähigkeit verfüge.
Der südasiatische Staat ist bereits das bevölkerungsreichste Land der Erde mit 1,4 Milliarden Einwohnern, noch vor China. Fast 53 Prozent seiner Bürger sind unter 30 Jahre alt. Damit das Land sein Potenzial besser nutzen kann, gilt es laut S&P allerdings, das Personal weiter zu qualifizieren und die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben zu erhöhen.
Insgesamt habe es aber “immense Möglichkeiten”, zu einem Produktionszentrum von Weltrang aufzusteigen, wenn der Industriesektor entsprechend gestärkt und ausgebaut werde. Derzeit macht der Industriebereich noch rund 18 Prozent des BIP aus, während der Servicesektor mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung generiert. Die Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi versucht mit einer Kampagne unter dem Slogan “Make in India” den Industriesektor zu stärken: Firmen werden ermutigt, Produkte im Land zu entwickeln und herzustellen. Flankiert wird dies durch Anreize für gezielte Investitionen in die Fertigung.
Indien profitiert bei seinem wirtschaftlichen Aufstieg auch davon, dass Firmen ihr China-Geschäft im Rahmen einer De-Risking-Strategie stärker auf den Prüfstand stellen. So hatte auch die deutsche Regierung im Juli 2023 eine Strategie für den Umgang mit China vorgelegt. Dahinter steckt die Absicht, sich angesichts geopolitischer Risiken in kritischen Bereichen nicht zu abhängig von der Volksrepublik zu machen.
Deutsche Firmen werden aufgefordert, ihre Risiken im China-Geschäft abzubauen und sogenannte Klumpenrisiken beim Fokussieren auf einen großen Markt stärker intern einzupreisen. Der Hintergrund sind Chinas Drohungen an Taiwan sowie seine enge Partnerschaft mit Russland, insbesondere mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Von der De-Risking-Strategie profitieren Schwellenländer, die dem Westen gegenüber freundlicher eingestellt sind – so auch Indien.