Von: luk
Bozen – Der Star ist das Produkt. Und dieses Produkt braucht eine entsprechende Bühne. So lautete das Fazit der dritten Fachtagung zur bäuerlichen Direktvermarktung im Kongresszentrum der Messe Bozen.
„Gehen wir es gemeinsam an“, rief Hans J. Kienzl, der Leiter der Abteilung Marketing im Südtiroler Bauernbund, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der dritten Fachtagung für die bäuerliche Direktvermarktung auf. Südtirol habe ideale Voraussetzungen für die Direktvermarktung: motivierte Bauern, beste Rohstoffe, großes Fachwissen, mit der Marke „Roter Hahn“ einen Qualitätsgaranten und nicht zuletzt mit Gästen und Einheimischen zwei große Kundengruppen.
Um dieses Potential noch besser auszuschöpfen, müsse die Direktvermarktung weiterentwickelt werden, sowohl was die Zahl der Direktvermarkter anlangt als auch das Produktsortiment. Deshalb wird der Südtiroler Bauernbund eine Direktvermarkter-Offensive starten. „Mit der entsprechenden Ausbildung, einer Beratung vor Ort, gezielter Unterstützung in der Kommunikation und einigem mehr kann das gelingen“, sagte Kienzl den rund 450 Teilnehmern der Direktvermarkter-Tagung.
Auch für Leo Tiefenthaler, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, liege noch viel Potential in der Direktvermarktung. Daher sei die Direktvermarkter-Offensive ein weiterer, logischer Schritt. Dafür gab es Lob von Landesrat Arnold Schuler. Er war überzeugt, dass der Wunsch der Konsumenten, das Gesicht und die Geschichte hinter den Produkten zu sehen, eine große Chance für Südtirols Direktvermarkter darstellt. Sie brauchen dafür aber Hilfe, die der Südtiroler Bauernbund nun noch mehr bietet. „So kann die Direktvermarktung weiter Fahrt aufnehmen“, sagte Schuler.
Innovation mit Geschichte
Wie viel Potential es in der kulinarischen Vielfalt und Tradition des Alpenraumes auszuschöpfen gäbe, versuchte der Schweizer Ernährungshistoriker Dominik Flammer dem Publikum zu vermitteln. „Der Alpenraum hat als Grenzgebiet eine Vielfalt, die wiederentdeckt und weiterentwickelt werden muss“, sagte er und zeigte Beispiele auf, wo alte Traditionen neu belebt und zu neuen Produkten geführt haben. „Es braucht innovative Produkte mit Geschichte, das ist der Erfolgsfaktor der bäuerlichen Direktvermarktung.“ Denn der Kunde sei auf der Suche nach dem Besonderen, nach Raritäten, nach alten, fast vergessenen Sorten oder Rassen. Es gehe dabei gar nicht um Mengen, es gehe vielmehr um innovative Produkte, die aus der Tradition heraus gewachsen sind und neu interpretiert werden. Deshalb sei das Produkt der Star. „Der Mensch, der Hof, die hinter diesem Produkt stehen, müssen zu 100 Prozent authentisch sein. Und Regionalität muss glaubwürdig sein, das ist die Basis“, sagte Flammer.
Dem Star „Produkt“ die richtige Bühne zu geben, ist eine Herausforderung, der sich Direktvermarkter in ihren Hofläden, Produktecken und auf den Bauernmarkt-Ständen tagtäglich stellen müssen. Wie sie ihr Produkt effektvoll in Szene setzen und vor allem durch ihr Verkaufsgeschick erfolgreich an Kundinnen und Kunden bringen können, erklärte Verkaufsexpertin Britta Marbs dem Publikum.
Am Ende der Tagung stellten die Direktvermarkter Christian Giovanett aus Tramin und Franz Innerhofer aus Vöran ihre Höfe und ihre Produkte vor. Giovanett baut auf etwa 1,5 ha eine alte Maissorte an, den er zu Polenta weiterverarbeitet.
Franz Innerhof vom Obertimpflerhof in Vöran hält Schweine und produziert Speck und Würste.
Beide Beispiele sollen Interessierten Mut machen, einen neuen erfolgsversprechenden Weg zu versuchen.