Von: bba
Bozen – Am 11. Oktober wird weltweit der internationale Mädchentag begangen. Die UN-Kinderrechtskonvention legt fest, dass Mädchen und Jungen dieselben Rechte haben. Die Realität sieht jedoch anders aus: Mädchen werden im Verhältnis häufiger diskriminiert und an ihrer freien, selbstbestimmten Entfaltung gehindert.
Der Welt-Mädchentag rückt diese Probleme und die Bedürfnisse von Mädchen in den Vordergrund. So wird auf internationaler Ebene ein Anstoß gegeben, die Situation von Mädchen zu verbessern.
Laut UN-Agenda soll die Gleichstellung zwischen Mann und Frau als eines der fundamentalen Ziele einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Entwicklung im Jahre 2030 erreicht sein.
Dabei gilt, dass die Stärkung und Beteiligung von Frauen und Mädchen nicht nur gerecht sind, sondern Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Entwicklung haben, folglich in ökonomischer und sozialer Hinsicht unverzichtbar sind. Durch die paritätische Teilhabe, sowie den Zugang zu führenden Positionen von Frauen in Wirtschaft, Politik und sozialem Leben soll die tief verankerte und vielfältige geschlechtsspezifische Diskriminierung bekämpft werden.
Was den Zugang zu Bildung betrifft, zeigt sich in Südtirol ein klares Bild. Mädchen haben heute den gleichen Zugang zu Bildung wie ihre männlichen Altersgenossen und nutzen dies auch. Im Jahr 2019 waren rund 1.500 Mädchen mehr an Südtirols Oberschulen eingeschrieben als Jungen. Auch Europas Universitäten werden laut Eurostat zunehmend weiblicher. Bereits 2015 waren 58 Prozent der Hochschulabsolventen Frauen.
Mit Einstieg ins aktive Arbeitsleben findet jedoch eine Kehrtwendung statt. Die Chancen von Mädchen im aktiven Berufsleben verringern sich mit zunehmendem Alter, trotz höherer Ausbildung. Laut dem nationalen Institut für Statistik ISTAT liegt die weibliche Erwerbsquote in Italien aktuell bei 48,9 Prozent. Nur 30 Prozent der politischen Ämter werden von Frauen bekleidet, die höchsten Führungspositionen in Unternehmen sind nur zu 29 Prozent weiblich besetzt. In Südtirol lag die Frauenerwerbsquote 2019 bei 67,9 Prozent, über den EU-Durchschnitt von 64 Prozent. „Was jedoch die Anzahl von Frauen in Entscheidungs- und Führungspositionen betrifft, sind sie auch in Südtirol stark unterrepräsentiert“, so Gleichstellungsrätin Morandini.
„Es müssen jene Mechanismen gebrochen werden, die zu struktureller Diskriminierung führen, d. h. jenen Formen von Diskriminierung von gesellschaftlichen Gruppen, die über versteckte vorherrschende Mechanismen und Vorschriften derselben wirken“, ist sich Gleichstellungsrätin Michela Morandini sicher. So führen vorherrschende Geschlechterstereotype immer noch dazu, dass die Berufsentscheidungen von Jugendlichen wesentlich von diesen geprägt werden. Kinder haben das Recht, Erfahrungen zu machen und ihre Talente auszuleben, frei von jeglichen Zuschreibungen und gesellschaftlichen Erwartungen.
„In diesem Zusammenhang muss auch die Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern überdacht werden. Dass Erziehungs- und Pflegeaufgaben immer noch vorwiegend von Frauen übernommen werden, benachteiligt junge Frauen bereits beim Einstieg in die Arbeitswelt. Unternehmen rechnen bei weiblichen Bewerberinnen mit langen Abwesenheiten aus familiären Gründen und entscheiden sich bei gleicher Qualifikation häufig für den männlichen Kandidaten“, so Gleichstellungsrätin Morandini.