Von: Ivd
Bozen – Sozialgenossenschaften sind nach Ansicht des Raiffeisenverbands Südtirol unverzichtbare Leistungsträger der Gesellschaft: Sie böten nicht nur Betreuung und Integration für Menschen mit Beeinträchtigungen, Senioren und Kinder, sondern auch Beratung, Bildungs- und Kulturarbeit, den Verkauf von Produkten aus dem fairen Handel oder begleiten Wohnprojekte, so der Verband. Darüber hinaus würden sie sich für mehr Toleranz im Alltag engagieren.
Toleranz steht für gegenseitigen Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der verschiedenen Ausdrucks- und Gestaltungsformen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Diese Werte sind für das friedliche Zusammenleben auf der Welt wichtig. Die Mitgliedsstaaten der UNESCO erklärten dies bereits in der 1995 unterzeichneten „Erklärung der Prinzipien der Toleranz“.
In Südtirol weisen Initiativen unterschiedlichster Art auf dieses Thema hin. Auch die Sozialgenossenschaften IARTS, OEW, Lungomare und das Zentrum TAU, alle Mitglieder im Raiffeisenverband, arbeiten an entsprechenden Projekten.
Die Lungomare Genossenschaft Sozialunternehmen KDS, eine Plattform für Kulturproduktion und Gestaltung, zeigte beispielsweise mit der im Vorjahr gemeinsam mit der Fachstelle für Essstörungen Infes umgesetzten Kampagne „Respect Every/body“, dass gegenseitiger Respekt bereits bei der Anerkennung unterschiedlicher Körperformen beginnt. Obfrau Angelika Burtscher meint dazu: „Die wichtigste Komponente, um alte Rollenbilder aufzubrechen, ist Gleichberechtigung.“ Auch die künstlerisch-aktivistischen Plakatkampagne „Etwas läuft falsch“ zielt auf Toleranz: hier wurden die Gewaltverbrechen gegen Frauen thematisiert und die verschiedenen Aspekte von geschlechtsspezifischer Gewalt verdeutlicht. „Through the Prism of Borders“ ist Lungomares Beitrag zu B-Shapes, einem Horizon-Europe-Research-and-Innovation-Action-Projekt, das die Rolle von Grenzen bei der Wahrnehmung von Gesellschaften, Kultur, Erbe und Zugehörigkeit untersucht. Das Projekt, umgesetzt im Netzwerk mit europäischen Universitäten, Vereine, Forschungseinrichtungen, Institutionen, Museen und Stiftungen, läuft noch bis 2026.
Die Sozialgenossenschaft OEW setzt hingegen auf Bildung. Mit speziellen Trainings für „Diversity & Inclusion – Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz“ bietet die Sozialgenossenschaft OEW umfassende Weiterbildungsangebote für Südtiroler Unternehmen, Organisationen und Vereine. Verena Gschnell, Geschäftsführerin der OEW, erklärt: „Beim Training geht es darum, Vielfalt und Inklusion als Ressource zu nutzen und damit einen Mehrwert für Mitarbeitende, Betriebe und letztlich für das gesellschaftliche Zusammenleben zu generieren.“ Daneben bietet die Sozialgenossenschaft OEW Bildungsinitiativen für Schulen, wie etwa die Workshops „Ich, du, wir, die?“ oder „Flucht – rein oder raus?“, Ausstellungen, Medienpakete und Aktionswochen. Die OEW ist davon überzeugt, dass Bildungsprojekte gegenseitige Toleranz und Akzeptanz fördern und damit einen wesentlichen Beitrag zu einem guten Miteinander in einer inklusiven, vielfältigen Gesellschaft leisten. Die UNESCO deklariert in ihrer Grundsatzerklärung Bildung als einen Schwerpunkt und zählt insbesondere die Erziehung zu Toleranz zu den wichtigsten Bildungszielen.
Sabine Cagol, Psychologin, Psychotherapeutin und Obfrau der IARTS-Sozialgenossenschaft, ruft zu Toleranz auf im Umgang mit Menschen, die an psychischen Krisen oder Krankheiten leiden. Im Rahmen der Vortragsreihe „Gesunde Psyche. Gesundes Land“ machte die Sozialgenossenschaft IARTS (Systemisches Institut für Forschung und Therapie Südtirol) auf Themen wie Suizid, Essstörungen, Abhängigkeitserkrankungen und sexualisierte Gewalt in der Öffentlichkeit aufmerksam: „Toleranz gegenüber psychischen Krisen und Erkrankungen gelingt durch Mitgefühl. Der erste Schritt für eine echte und aktive Anteilnahme am emotionalen Wohlbefinden anderer Menschen ist wohl die Akzeptanz unserer eigenen Schwächen“, betont sie und verweist auf die Bedeutung individueller Bewusstseinsarbeit.
Das Angebot des Zentrums TAU in Eppan sensibilisiert ebenso für mehr Toleranz, wie Geschäftsführerin Dietlinde Perathoner unterstreicht: „Initiativen wie ‚The Garden of Peace‘ oder der laufende Kurs für Konfliktberatung vermitteln die Grundlagen einer neuen Konfliktkultur“, so Perathoner. Ihr zufolge bildet positives Konfliktmanagement die Basis für eine neue Konfliktkultur, die hilft, alte Muster der Evolutionsgeschichte zu überwinden und Konflikte als Wachstumspotenzial für alle beteiligten Personen zu erkennen: „Das ist die Basis für Frieden, denn es gibt keinen Frieden, solange die Menschheit nicht lernt, Konflikte gewaltfrei zu lösen“, betont sie. Ihrer Meinung nach kann jeder Mensch lernen, Konflikte in Win-Win-Situationen umzuwandeln, zum Wohle aller.
Der von den Mitgliedsstaaten der UNESCO ausgerufene internationale Tag der Toleranz am Samstag soll dazu beitragen, dass sich Menschen in ihrem Alltag für mehr Toleranz einsetzen und für die Bedeutung der Toleranz für den Frieden sowie für die Gefahren der Intoleranz sensibilisiert werden.
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