Von: mk
Bruneck – Wie wirkt sich der Föderalismus auf die Politik aus? Bietet er Politikern Anreize, im Interesse der Bürger zu handeln? Und welche Unterschiede zwischen der Arbeit lokaler und zentraler Politiker gibt es? Diesen Fragen geht ein Workshop für Political Economy nach, der am 13. und 14. September in Bruneck abgehalten wird.
Mit dabei sind Wirtschafts- und Politikwissenschaftler europäischer und amerikanischer Universitäten. The First Bruneck Workshop on the Political Economy of Federalism and Local Development, also Erster Brunecker Workshop zur Political Economy des Föderalismus und der Regionalentwicklung nennt sich die Veranstaltung der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Bozen, die in der kommenden Woche auf dem Campus von Bruneck über die Bühne gehen wird. Ins Leben gerufen wurde der Workshop von Wissenschaftlern dreier Universitäten: von Federico Boffa, Professor für Angewandte Ökonomik an der Unibz, Massimo Morelli von der Mailänder Bocconi-Universität sowie Giacomo Ponzetto von der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Ihrer Einladung sind Wissenschaftlerkollegen europäischer und amerikanischer Universitäten gefolgt, um gemeinsam darüber zu diskutieren, wie sich politische Entscheidungen auf die Regionalentwicklung auswirken.
„Das wird ein wertvoller Austausch und wir erhoffen uns Einsichten darüber, welche Regeln in der Erfahrung lokaler Regierungen aus verschiedenen Ländern funktioniert haben und welche nicht“, erklärt Prof. Boffa. Und er ergänzt: „Daraus könnte man wiederum schließen, wie man positive Erfahrungen auf unsere Situation umlegen könnte.“ Etliche der 15 geplanten Vorträge beschäftigen sich mit den Beweggründen für Budgetentscheidungen lokaler Regierungen – ein für unsere Autonomie hochinteressantes Thema. So geht es etwa um die Frage, ob die Herkunftsregionen dienstälterer oder einflussreicher nationaler Parlamentarier mehr Geld vom Staat zu erwarten haben als andere. Diesem Aspekt geht Jon Fiva von der BI Norwegian Business School nach. Ähnliche Fragestellungen weisen auch die Beiträge von Johannes Urpelainen von der Columbia University und Francisco de Lima Cavalcanti von der Uni Barcelona auf. Sie stellen zwei empirische Arbeiten zum Phänomen des Partisan Alignment vor.
Erhalten also Lokalverwaltungen (in Italien Provinzen und Gemeinden) mehr Ressourcen von der Zentralregierung, wenn ihre Regierung dieselbe parteipolitische Färbung aufweist wie jene in der Hauptstadt? Dieser Frage sind die beiden Forscher anhand von Studien in Indien und Brasilien nachgegangen. Albert Solé Ollé, auch er von der Uni Barcelona, hat dagegen die spanischen Gemeinden und deren Ausgabenpolitik unter die Lupe genommen, und zwar in Wachstumsphasen genauso wie in der Rezession. Sein Forschungsinteresse gilt der Frage, ob lokale Regierungen die Wirtschaftszyklen besser nutzen können als die Zentralregierung. Julien Labonne geht darüber hinaus dem so genannten targeted spending nach, der Annahme also, dass öffentliche Ausgaben eher einflussreichen Familien zugutekommen, nachdem diese die Möglichkeit haben, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Sein Forschungsobjekt sind die Philippinen. Drei zentrale Vorträge des Workshops untersuchen die Beweggründe für die Veränderung der Anzahl von Staaten bzw. deren Zusammenarbeit aufgrund internationaler Abkommen. Massimo Morelli etwa geht den Ursachen für Sezessionen nach, Giacomo Ponzetto dem Einfluss der Globalisierung auf Größe und Anzahl unabhängiger Staaten. In seiner keynote address zeigt Bard Harstad von der Universität Oslo schließlich auf, wie „schwach“ internationale Abkommen sind, nachdem sie meist nur leichte Strafen für jene vorsehen, die sie brechen. „Die Political Economy ist ein Zweig der Wirtschaftswissenschaften, der sich sehr nahe an der Grenze zur Politikwissenschaft bewegt, in der der Frage nachgegangen wird, wie sich der politische Prozess abspielt“, so Prof. Boffa. Er betont, dass in Bruneck Studien entwickelter Staaten ebenso vorgestellt würden wie solche von Schwellenländern. „Es geht dabei immer um die Political Economy und deren Anwendung auf Föderalismus und Regionalentwicklung und es geht darum zu zeigen, dass diese Anwendung durchaus interessante Ergebnisse zeitigt“, so Prof. Boffa.