Von: APA/Reuters
Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für das laufende Jahr mit einem stabilen Weltwirtschaftswachstum und einer anhaltenden Desinflation. Das sagte IWF-Chefin Kristalina Georgieva am Freitag zu Reportern im Vorfeld der Veröffentlichung des Weltwirtschaftsausblicks in der kommenden Woche. Die US-Wirtschaft entwickle sich “etwas besser” als erwartet, obwohl es große Unsicherheiten über die Handelspolitik der Regierung des designierten Präsidenten Donald Trump gebe.
Diese dürfte den Gegenwind für die Weltwirtschaft verstärken und die langfristigen Zinssätze in die Höhe treiben. Da sich die Inflation dem Ziel der US-Notenbank annähere und die Daten auf einen stabilen Arbeitsmarkt hindeuteten, könnte es sich die US-Notenbank Federal Reserve leisten, weitere Konjunkturdaten abzuwarten, bevor sie weitere Zinssenkungen vornehme, fügte Georgieva hinzu. Insgesamt dürften die Zinssätze “für einige Zeit etwas höher bleiben.”
US-Handelspolitik ungewiss
Der IWF wird am 17. Jänner, nur wenige Tage vor Trumps Amtsantritt, eine Aktualisierung seines globalen Ausblicks veröffentlichen. Georgievas Kommentare sind der erste Hinweis auf den Ausblick des IWF in diesem Jahr. “Angesichts der Größe und der Rolle der US-Wirtschaft überrascht es nicht, dass weltweit großes Interesse an der politischen Ausrichtung der neuen Regierung besteht, insbesondere in Bezug auf Zölle, Steuern, Deregulierung und staatliche Effizienz”, so Georgieva.
“Die Ungewissheit ist besonders groß, wenn es um die künftige Handelspolitik geht, was den Gegenwind für die Weltwirtschaft noch verstärkt, insbesondere für Länder und Regionen, die stärker in die globalen Lieferketten integriert sind, sowie für mittelgroße Volkswirtschaften und Asien als Region”.
EU-Wachstum wird wohl stagnieren
Der IWF sah unterschiedliche Trends in den verschiedenen Regionen, wobei das Wachstum in der Europäischen Union voraussichtlich in etwa stagnieren und sich in Indien “ein wenig” abschwächen werde. Brasilien dürfte mit einer etwas höheren Inflation konfrontiert sein. In China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA, sehe der IWF Deflationsdruck und anhaltende Probleme mit der Binnennachfrage, sagte sie. Die Länder mit niedrigem Einkommen befänden sich trotz ihrer Reformbemühungen in einer Lage, in der neue Schocks sie “ziemlich negativ” treffen dürften.
Der starke Dollar könnte zu höheren Finanzierungskosten für Schwellenländer und insbesondere für Länder mit niedrigem Einkommen führen, sagte sie. Die meisten Länder müssten nach den hohen Ausgaben während der Corona-Pandemie ihre Haushaltsausgaben senken und Reformen einleiten, um das Wachstum dauerhaft anzukurbeln. “Die Länder können sich den Weg aus der Krise nicht mit Krediten bahnen. Sie können sich nur aus diesem Problem herauswachsen”, sagte sie. Die mittelfristigen Wachstumsaussichten für die Welt seien so schwach wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
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