Von: luk
Bozen – Die Qualität der sozialen Beziehungen im Job erreicht in Südtirol den Wert von 76 auf dem Betriebsklima-Index und steht damit gut im mitteleuropäischen Feld. Dies und vieles mehr zeigt die Studie des AFI | Arbeitsförderungsinstituts zu den Arbeitsbedingungen in Südtirol (EWCS). Besondere Problemzonen macht das Arbeitsförderungsinstitut im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Transportsektor aus.
Das „affektive“ Betriebsklima beschreibt die Qualität der sozialen Beziehungen bei der Arbeit bzw. förderliches oder schädliches Sozialverhalten am Arbeitsplatz. Unternehmen, in denen sich Beschäftigte wohl fühlen und einen guten Umgang miteinander pflegen, erzielen nachweislich bessere wirtschaftliche Ergebnisse.
Deutlich mehr als zwei Drittel der Südtiroler Beschäftigten (71 Prozent) bestätigen einen insgesamt guten Umgang zwischen Arbeitskollegen untereinander sowie mit dem Chef, 21 Prozent sind der Meinung, dass der Umgang mittelmäßig ist und nur acht Prozent stellen dem Miteinander ein schlechtes Zeugnis aus. Mit diesen Zahlen führt Südtirol gemeinsam mit der Schweiz die Reihung der Referenzländer an. In Italien zum Beispiel sind nur 45 Prozent der Beschäftigten der Meinung, dass in ihrem Job ein guter Umgang herrsche.
Dennoch erlebt jeder Fünfte Südtiroler am Arbeitsplatz Negatives. Dazu gehören Beleidigungen (14 Prozent), erniedrigendes Verhalten (neun Prozent), Drohungen (sechs Prozent) und Mobbing (vier Prozent), also systematische, länger andauernde Gehässigkeiten von Seiten der Kollegen oder Vorgesetzten (Mehrfachnennungen möglich).
In zwei Branchen zeigen die Zahlen deutlichen Handlungsbedarf an: 41 Prozent der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen und 39 Prozent der Beschäftigten im Transportgewerbe und der Logistik haben Vorfälle dieser Art in den zwölf Monaten vor der Befragung erlebt. Hier spielen auch schädliche soziale Verhaltensweisen mit ein, die von Kunden oder Nutzern ausgehen. „Wenn diese beiden Branchen junge Arbeitskräfte ansprechen und ältere Arbeitnehmer weiterhin im Beruf halten möchten, muss an der Verbesserung des affektiven Betriebsklimas gearbeitet werden“, stellt dazu der Arbeitspsychologe und AFI-Forscher Tobias Hölbling fest.
Im europaweiten Vergleich erreicht der Betriebsklimaindex für Südtirol 76 Punkte (null ist der Minimal-, 100 der Maximalwert). Mit knapp 80 Punkten schneiden kleine und kleinste Betriebe deutlich besser ab als Großbetriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern (72 Punkte). Das hat mit der Organisationskultur zu tun. Eine kleine Betriebsgröße erlaubt es sowohl den Mitarbeitern als auch den Vorgesetzten, auf zwischenmenschliche Probleme schneller zu reagieren als in größeren Betrieben. Gleichzeitig ist der Handlungsdruck bei besagten Problemen in kleinen Betrieben größer, zumal man sich weniger leicht aus dem Weg gehen kann und trotzdem zusammenarbeiten muss.
Stellungnahme von AFI-Präsidentin Christine Pichler
„Südtirol reiht sich beim Betriebsklima im oberen europäischen Mittelfeld ein, wobei sich die kleineren Betriebe positiv abheben. Ein gutes Betriebsklima motiviert Arbeitnehmer und stärkt den Betrieb im Wettbewerb um Arbeitskräfte: Wer hier punktet, schafft sich eine Win-Win-Situation.“