Lebensmittel retten, Menschen unterstützen - Internationaler Tag der Nullverschwendung

Jeder Südtiroler wirft jährlich 27,5 Kilo Lebensmittel weg

Samstag, 30. März 2024 | 08:41 Uhr

Von: luk

Bozen – Die Landestafel-Banco Alimentare schlägt anlässlich des ersten internationalen Tages der Nullverschwendung am 30. März 2024 Alarm: Noch immer landet weltweit ein Drittel aller produzierten Lebensmittel im Müll anstatt auf dem Teller. Jeder Mensch in Südtirol wirft im Durchschnitt pro Jahr 27,5 Kilogramm Lebensmittel weg. Die bei der vergangenen Novembersammlung gespendeten Lebensmittel an die Landestafel nehmen ab. Und die Freiwilligen, die bei der Verteilung dieser Lebensmittel das ganze Jahr über mitarbeiten, werden älter; Nachwuchs fehlt. Aber es gibt auch positive Nachrichten: Menschen, die sich einmal bei der Landestafel engagieren, kommen wieder und bleiben länger. Luis Oberrauch, Vizepräsident des Unternehmens Finstral ist einer von ihnen. Seit zwei Jahren engagiert er sich einen Tag pro Monat bei der Landestafel und wirbt um weitere Freiwillige.

Im Jahr 2022 haben in der Region Trentino Südtirol 126 Hilfsorganisationen von der Landestafel-Banco Alimentare Lebensmittel erhalten: Mehr als 20.000 bedürftige Menschen kamen so in den Genuss von Lebensmitteln. Davon bekommen in der Provinz Bozen 46 Organisationen regelmäßig Nahrungsmittel, unter ihnen Dienste der Caritas und Tafeln der Vinzenzgemeinschaft, das Haus der Solidarität oder das Kinderdorf in Brixen und verschiedene Ordensgemeinschaften. Luis Oberrauch ist einer von 20 Freiwilligen, die monatlich einen Freitag lang bei der Landestafel Lebensmittel für diese Hilfsorganisationen vorbereiten. In den Lagerräumen der Landestafel in Bozen Süd werden dann Paletten mit den angegebenen Mengen an langhaltenden Lebensmitteln verpackt, beschildert, geordnet und in der Woche darauf an die jeweiligen Hilfsorganisationen im ganzen Land geliefert.

Luis Oberrauch wurde im Herbst 2021 zu 60 Sozialstunden verpflichtet. Nach einem kleinen Arbeitsunfall bei Finstral wurde ein Arbeitssicherheits-Dokument falsch ausgefüllt und er als Mitinhaber des Unternehmens zu Sozialstunden verdonnert. Was ungut begann, nahm eine positive Wendung. Luis Oberrauch informierte sich, wo er Sozialstunden ableisten kann und kam bei der Landestafel mit engagierten, durchwegs pensionierten Freiwilligen in Kontakt. Er leistete seine Sozialstunden in zwei Monaten ab – und blieb. Im Jänner 2022 meldete er sich als fixer Freiwilliger und arbeitet seither einen Tag im Monat mit. Viel körperliche Arbeit steht dann an. Mit dem Stapler werden zwar die schwersten Pakete auf Paletten gehoben. Daneben braucht es aber viel Koordinations- und Zusammenarbeit mit den anderen.

„Wir sparen uns das Fitnessstudio“, sagt Luis Oberrauch und lächelt. Er ist beeindruckt von den vielen freiwilligen Helfern, die sich nicht nur einmal im Monat zur Verfügung stellen wie er, sondern teilweise täglich und auf Abruf da sind. Er erlebe bei der Landestafel eine schöne Gemeinschaft, die sich mit viel Engagement einbringt, erzählt Luis Oberrauch. Doch er sorgt sich um die Zukunft dieses so notwendigen Dienstes: „Wir suchen Menschen, die sich einmal im Monat einen Tag lang einbringen.“ Die Freitage seien für das ganze Jahr vorgegeben. Es brauche für diesen Dienst keine besondere Ausbildung, aber guten Willen und die Bereitschaft, sich auf andere einzulassen. Er selbst trage nur wenig zum Gelingen des wertvollen Dienstes bei, sagt Luis Oberrauch. Aber er ist sich seiner Vorbildfunktion bewusst auch daher auch bereit, seinen Einsatz öffentlich zu machen.

Luis Oberrauch ruft Lebensmittelproduzenten, Genossenschaften und Handelsketten dazu auf, langhaltende Lebensmittel, aber auch Frischwaren, vor dem Ablaufdatum der Landestafel zur Verfügung zu stellen. Langhaltende Lebensmittel werden in Bozen Süd gelagert und monatlich an die jeweiligen Hilfsorganisationen verteilt. Frischwaren hingegen werden über das Netz Siticibo von Landestafel-Banco Alimentare mehrfach wöchentlich abgeholt und unter Einhaltung der Kühlkette direkt zu den Organisationen gebracht. Luis Oberrauch plädiert für Solidarität: „Es gibt auch vor unserer Haustür Hunger“, sagt er. Jede und jeder könne dazu beitragen, diesen zu verringern, unter anderem durch die Mitarbeit bei der Landestafel.

Der Direktor der regionalen Landestafel-Banco Alimentare Giovanni Vultaggio ergänzt: „Wir sind alle aufgerufen, mit unseren Lebensmitteln hauszuhalten, sie nicht im Kühlschrank verrotten zu lassen und bedarfsgerecht einzukaufen. Alle Menschen in Südtirol könnten zudem bei der großen Sammlung im November in verschiedenen Geschäften Lebensmittel abgeben. Und Nachbarschaftshilfe vor Ort können alle das ganze Jahr über leisten, sagt Giovanni Vultaggio und schließt sich damit dem Solidaritätsaufruf von Luis Oberrauch an.

Bezirk: Bozen