Von: luk
Kaltern – Alljährlich küren das Biologische Labor der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz und EURAC-Research zum Weltumwelttag am 5. Juni “Südtirols Gewässertyp des Jahres”: 2019 erhalten die “polymiktischen Seen im südalpinen Raum” dieses Prädikat . Der wohl prominenteste Vertreter dieses Seentyps in Südtirol ist der Kalterer See.
“Mit dieser Auszeichnung soll auf die besondere Bedeutung dieses Ökosystemtyps hingewiesen und die Bedeutung der Gewässer im Allgemeinen unterstrichen werden”, betont Umweltlandesrat Giuliano Vettorato. Gerade diese Seen, sagt der Landesrat, seien nicht nur für die Biodiversität, sondern auch als Erholungsgebiete von zentraler Bedeutung. Sie nachhaltig zu nutzen, muss ein Anliegen von uns allen sein.”
Alle größeren Seen und Fließgewässer in Südtirol werden gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie in verschiedene Typen unterteilt. Dazu gehören auch die “polymiktischen Seen im südalpinen Raum”. Charakteristisch für diese Seen ist, dass sie in einer Höhe von bis zu maximal 800 Meter über dem Meeresspiegel vorkommen, weniger als 15 Meter tief sind und keine für stehende Gewässer typische thermische Schichtung aufweisen.
“Unter Polymixis versteht man das ständige Zirkulieren der Wassermassen”, erklärt Alberta Stenico, Leiterin des Biologischen Labors in Leifers. “Tiefe Seen sind thermisch geschichtet: In der Tiefe herrscht konstant vier Grad Celsius, das Oberflächenwasser hingegen weist im Sommer eine höhere und im Winter eine tiefere Temperatur auf. Sind die Seen jedoch sehr flach, wie im Falle der polymiktischen Seen, durchmischen sich die unterschiedlichen Wassermassen ständig und es kommt kaum zu einer solchen thermischen Schichtung.”
Durch die Zirkulation werden im See vermehrt Nährstoffe freigesetzt. Dadurch findet man dort Organismen, die auch mit nährstoffreicheren Verhältnissen klarkommen. Polymiktische Seen zeichnen sich während der Sommermonate durch milde Wassertemperaturen aus. Dies bedingt mitunter einen Mangel an Sauerstoff im Wasser. “Eine Tierart, die mit diesen Verhältnissen vergleichsweise gut zurechtkommt, ist die Zuckmückenlarve Procladius choreus”, führt Renate Alber, Expertin für Gewässerökologie im Landeslabors, aus. “Sie ist am Gewässergrund des Kalterer Sees zu finden. Aber auch die Kieselalge Cocconeis euglypta findet im Kalterer See gute Lebensbedingungen.”