Von: luk
Bozen – Am Freitag, 14. Juni, ab 13.00 Uhr fand im Universitären Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe Claudiana ein Symposium statt. Das Thema: Neue therapeutische Strategien und die multidisziplinäre Behandlung des Karzinoms des Rektums.
An der Konferenz nahmen neben lokalen Fachleuten auch Spezialisten der Universitätspoliklinik Agostino Gemelli sowie der Universität Cattolica del Sacro Cuore aus Rom teil.
Der Tenor: Lokal fortgeschrittener oder metastasierter Enddarmkrebs ist eine der schwierigsten zu behandelnden Formen in der Onkologie, da dieser einen komplexen und integrierten Ansatz erfordert. Damit soll die Lebensqualität der Betroffenen verbessert und die Überlebenschancen erhöht werden. Jüngste Studien und Forschungsarbeiten haben neue therapeutische Strategien ans Licht gebracht, welche die Behandlung dieser Krankheit zu revolutionieren versprechen. Genau diese Innovationen standen im Mittelpunkt der gestrigen Fachtagung in der Claudiana.
Sanitätsdirektor Josef Widmann: „Als Chirurg geht mich dieses Thema persönlich an. Ich freue mich, dass die heutige Tagung die erste einer Reihe von Veranstaltungen ist, die in Zusammenarbeit mit der Universitätspoliklinik Gemelli und der Universität Cattolica in Rom organisiert wird. Multidisziplinarität und der Austausch von therapeutischen Forschungskonzepten können zu einer Verbesserung der klinischen Ergebnisse für unsere Patienten führen. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Behandlung des Enddarmkrebses wichtige Fortschritte bei den chirurgischen und therapeutischen Techniken gemacht.“
„Die Zusammenarbeit zwischen Forschern, Ärzten und Gesundheitseinrichtungen ist unerlässlich, um die Entwicklung von immer fortschrittlicheren und leichter zugänglichen Behandlungen zu beschleunigen“, unterstrich einleitend Martin Maffei, Primar des Dienstes für onkologische Strahlentherapie im Südtiroler Sanitätsbetrieb und wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung – gemeinsam mit Gilbert Spizzo, Facharzt und Leiter der Onkologischen Ambulanz im Krankenhaus Brixen. „Die wichtigsten Innovationen bei der Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Rektumkarzinoms basieren im Wesentlichen auf vier Eckpfeilern. Die Therapien konzentrieren sich auf die Einführung neuer zielgerichteter Medikamente, die direkt auf die Tumorzellen wirken und die Schädigung des umliegenden gesunden Gewebes minimieren. Der Einsatz immunologischer Therapien, welche die körpereigenen Abwehrkräfte stimulieren, damit diese Krebszellen besser erkennen und bekämpfen können. Innovative chirurgische Techniken, welche präziser sind und die Erholungszeit der Patienten verkürzen. Und schließlich fortschrittliche Strahlentherapien, die sich an die spezifischen Eigenschaften des Tumors anpassen können.“
„Der multidisziplinäre Austausch unter Fachleuten ist in der Medizin für den Fortschritt in der Behandlung unabdingbar”, betonte Gilbert Spizzo. „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um auch den Experten des Universitätskrankenhauses Gemelli und der Universität Cattolica, zwei renommierte Einrichtungen von internationalem Ruf, für ihren sehr wichtigen Beitrag zu dieser Veranstaltung zu danken. Unter anderem stellt diese Tagung für uns eine Art ‚Vorausschau‘ auf den Studiengang Medizin und Chirurgie dar, der im September hier in der Claudiana beginnen wird. Die Zukunft der onkologischen Versorgung wird zunehmend durch einen multidisziplinären Ansatz geprägt sein. Das Wissen und die Erfahrung jedes einzelnen Experten im Gesundheitswesen werden in Verbindung mit dem technologischen Fortschritt einen spürbaren Einfluss auf die Verbesserung der Qualität und der Lebenserwartung der Patienten haben.“
In die gleiche Kerbe schlug Michael Mian, geschäftsführender Primar des Dienstes für Innovation, Forschung und Lehre (IRTS) des Sanitätsbetriebes: „Die Zusammenarbeit mit der Cattolica läuft schon seit einiger Zeit. Ich freue mich besonders, weil dies das erste Treffen dieser Art mit der Cattolica und der Poliklinik Gemelli ist, und es ist auch ein guter Startpunkt im Hinblick auf den Beginn des ersten Studiengangs Medizin und Chirurgie hier in Bozen im September.“
Antonio Frena, Primar der Abteilung Chirurgie am Landeskrankenhaus Bozen: „Die chirurgische Behandlung von Metastasen ist eine zusätzliche Herausforderung innerhalb einer Herausforderung, denn die anatomische und genetische Komplexität des Rektumkarzinoms spiegelt sich auch in der Behandlung von Sekundärlokalisationen dieses Tumors wider, die vor allem die Leber und die Lunge betreffen. Wir dürfen nie vergessen, dass der therapeutische Erfolg eng mit dem multidisziplinären Behandlungsansatz verbunden ist. Heutzutage gibt es keine Behandlungsart mehr, die nicht mit anderen zusammenhängt. Tatsächlich sind der Zeitpunkt und die Abfolge der onkologischen, chirurgischen und strahlentherapeutischen Behandlungen in hohem Maße miteinander verknüpft.“.
Guido Schumacher, Primar der Chirurgie in Brixen und Sterzing sowie Verfasser des Beitrags „Organerhalt: Traum oder Wirklichkeit? Die Erfahrung von Brixen“: „In den vergangenen Jahren hat die neoadjuvante (präoperative, Anm. d. Red.) Behandlung, welche die Chemo- und Strahlentherapie umfasst, bemerkenswerte Fortschritte bei der Verkleinerung von Rektumtumoren gezeigt, so kann die anschließende Operation effizienter durchgeführt werden.
Jüngste Studien und unsere klinische Erfahrung unterstreichen, dass nach einem vollständigen Ansprechen auf die neoadjuvante Behandlung eine Strategie des Abwartens möglich ist. In der Tat gibt es bei einigen Patienten am Ende der Erstbehandlung keine Anzeichen für eine Resterkrankung. Daher kann die Option in Betracht gezogen werden, nicht sofort mit einer invasiven Operation fortzufahren. Dieser Ansatz ist jedoch nicht unproblematisch und kann derzeit nicht als Standard angesehen werden. Die Auswahl der Patienten ist von entscheidender Bedeutung und erfordert fortschrittliche Diagnoseinstrumente sowie eine kontinuierliche Überwachung.“