Von: mk
Franzensfeste – Fünf Themen, ein voll besetzter Saal bei der Festung Franzensfeste und klare Worte von Landeshauptmann Arno Kompatscher: Die Auftaktveranstaltung „Wirtschaft im Gespräch“ des Bezirks Eisacktal/Wipptal war ein spannender Diskussionsabend zu wirtschaftspolitischen Themen, organisiert vom Südtiroler Wirtschaftsring – Economia Alto Adige (swrea).
„Es geht jetzt darum, die Weichen für die Zukunft zu stellen: Bei Bildung, Innovation, Mobilität und Raumordnung. Mit günstigen Rahmenbedingungen und einem lebendigen ländlichen Raum“, betonte Matthias Braunhofer, Bezirkspräsident vom swrea.
Exzellenzzentrum für das Eisacktal/Wipptal
„Unser Ziel ist der strukturierte Aufbau eines Exzellenzzentrums im Bereich digitale Bildverarbeitung, Augmented Reality und Big Data“, fasste Michael Reifer einen Herzenswunsch zusammen. Landeshauptmann Arno Kompatscher bezeichnete die Weiterentwicklung der Bildung und Ausbildung als eine der zentralen Herausforderungen, der sich das Land stellen muss. Nur so könne man dem Fachkräftemangel begegnen. Insbesondere geht es um die Förderung der MINT-Kompetenzen. Hier gelte es schon beim Kindergarten zu beginnen. „Aber auch Initiativen, wie das genannte Exzellenzzentrum zielen in diese Richtung. Konkret beabsichtigt die Landessregierung ein solches in Zusammenarbeit mit der Freien Universität in Bozen zu etablieren“, so Kompatscher.
Ein weiteres Anliegen der Wirtschaft ist der Aufbau einer dualen höheren Berufsbildung im Bereich Mechatronik und Automation. In diesem Zusammenhang wies der Landeshauptmann darauf hin, dass Doppelgleisigkeiten zu vermeiden seien. „Am Standort Bruneck wird bereits im Rahmen des NOI Techpark ein berufsbegleitendes Bachelorstudium zur Automation etabliert“, erklärte der Landeshauptmann.
Mobilität und Raumordnung sind heiße Eisen
Auch das Thema Mobilität ist ein heißes Eisen und sorgt immer wieder für Diskussionen. „Wir brauchen weitere Lärmschutzmaßnahmen entlang der Autobahn. Ebenso ist der Rückstau auf der A22 zwischen Sterzing und Brenner ein Problem“, unterstrichen Helmut Tauber und Hartmut Überbacher. Dazu der Landeshauptmann: “Eine vernünftige Verkehrspolitik darf sich nicht auf den Bau von Straßen und Schienen beschränken, sondern bedeutet in erster Linie Verkehr vermeiden. Maßnahmen dazu sind der Breitbandausbau und eine Politik für den ländlichen Raum, damit Dienstleistungen, Arbeitsplätze, Infrastrukturen und Freizeitmöglichkeiten vor Ort erhalten und geschaffen werden“, so Kompatscher. Neben dem Vermeiden gehe es zum zweiten um das Verlagern des Individualverkehrs zum öffentlichen Personennahverkehr. Das Land arbeite an der schrittweisen Umsetzung eines Gesamtkonzeptes. Der dritte und wichtige Punkt sei laut Kompatscher das Verbessern. Darunter falle auch der massive Ausbau des Lärmschutzes.
Über das neue Landesgesetz „Raum und Landschaft“ wurde schon viel diskutiert. Patrick Delueg hatte gleich mehrere Fragen und Anmerkungen, unter anderem auch zur Siedlungsgrenze und dem Wertausgleich. Was den Wertausgleich betrifft, erklärte LH Kompatscher, dass dieser nur mehr für einen Tatbestand vorgesehen sei und zwar dann, wenn außerhalb des Siedlungsgebietes eine neue Zone für touristische Entwicklung vorgesehen werde. Strukturschwache Gemeinden könnten zudem auf die Einhebung verzichten.
Wie die Politik zur Einführung einer Lehrlingsprämie steht, wollte hingegen Petra Holzer wissen. Kompatscher stellte klar, dass diese eingeführt werde. Die gesetzlichen Grundlagen seien bereits geschaffen.
Südtirol braucht einen starken ländlichen Raum
„Wir wollen, dass die Menschen in den Dörfern bleiben und diese weiterhin lebendig sind“, unterstrich hingegen Alex Perathoner. Dazu brauche es ausreichend Basisdienste wie Post, Breitbandinternet, Nahversorgungs-, Gesundheits- und soziale Dienste in den Dörfern. Perathoner wollte wissen, wie die Landesregierung zur Verlagerung von Diensten in den ländlichen Raum steht. „Diese gibt es bereits“, entgegnete der Landeshauptmann und ergänzte: „dass die konsequente Politik für den ländlichen Raum eine der größten Leistungen der Vorgängerregierung gewesen ist und die heutige Landesregierung diesen Weg weitergeht.“
Herausforderungen gemeinsam angehen
Den Abschluss machte Präsident Leo Tiefenthaler: „Die Veranstaltungsreihe „Wirtschaft im Gespräch“ macht auch deutlich, dass wir die großen Herausforderungen der Zukunft nur dann meistern können, wenn wir sie gemeinsam angehen.“ Ein Dank gilt auch der Kellereigenossenschaft Klausen, welche die Veranstaltung unterstützt hat.