„Espressopreislandkarte“ als Spiegelbild der Lebenshaltungskosten

„Kleiner Schwarzer“ in Südtirol am teuersten

Donnerstag, 15. November 2018 | 08:02 Uhr

Von: ka

Rom/Bozen – Das Genießen eines Espresso oder, wie man ihn auch in Südtirol nennt, eines „kleinen Schwarzen“ gehört zu den beliebtesten Angewohnheiten der Südtirolerinnen und Südtiroler. Ob gleich in der Früh vor Arbeitsbeginn, zwischendurch während der sprichwörtlichen Kaffeepause oder immer wieder gerne nach dem Mittag- oder Abendessen ist es für viele Einheimische zur lieb gewonnenen Gewohnheit geworden, einen Kaffee zu trinken.

stews/ka

Weniger bekannt ist hingegen, dass der Preis für eine Tasse Espresso auch ein sehr guter Indikator für die in der Umgebung herrschenden Lebenshaltungskosten ist. Statistiker des italienischen Mediums „Wired“ machten sich die Mühe, Daten von Osservaprezzi – dabei handelt es sich um die Beobachtungsstelle der Verbraucherpreise des römischen Wirtschaftsministeriums – mit Zahlen des staatlichen, italienischen Statistikamtes ISTAT abzugleichen. Nachdem sie für eine Reihe italienischer Provinzen den Durchschnitts-, den Mindest- und den Höchstpreis für eine klassische Tasse Espresso ermittelt hatten, fertigten die Statistiker von „Wired“ aus dem umfangreichen Zahlenmaterial eine „Espressopreislandkarte“ des Stiefelstaates an.

APA/APA (dpa/Archiv)/Oliver Berg

Wie auch bei anderen Preisen für Konsumgüter ist auch in diesem Fall ein starkes Nord-Süd-Gefälle zu beobachten. Analog zu den auch sonst recht hohen Lebenshaltungskosten ist es wenig überraschend, dass Südtirol auch in dieser Statistik den ersten Platz belegt. Bei uns werden im Schnitt für einen Espresso 1,11 Euro verlangt, wobei der Preis aber auch den Spitzenwert von 1,20 Euro erreichen kann. Wenig besser stehen die Nachbarn im Trentino, in Venetien, Friaul-Julisch Venetien und in der Emilia Romagna da, wo sich der Espressokunde in der Bar mit 1,10 Euro gegenüber Südtirol bestenfalls einen Cent erspart. Aber die „Espressostatistik“ birgt auch mehrere Ausreißer. Im sonst teuren Mailand kommt der Kaffeeliebhaber mit genau einem Euro noch recht günstig weg. Auch die 88 Cent Durchschnittspreis für eine Tasse Espresso in der sonst nicht gerade günstigen Ewigen Stadt sind eine Überraschung. Da müssen selbst die Neapolitaner mit 89 Cent und die Sizilianer aus Palermo mit 92 Cent ein paar Cent mehr auf die Bartheke legen. Den günstigsten Espresso hingegen genießen die Kaffeeliebhaber mit durchschnittlich nur 75 Cent in Messina.

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Eine andere Frage ist, wie viel vom Preis für eine Tasse Espresso bei den Kaffeebauern ankommt. Obwohl die Nachfrage in ganz Europa steigt, ist der Weltmarktpreis für ein Kilo Kaffee auf dem niedrigsten Stand seit zwölf Jahren gesunken. Der geringe Preis bringt die meist kleinen Kaffee produzierenden Landwirtschaftsbetriebe, welche sich in Lateinamerika, Afrika und Asien befinden, in große Schwierigkeiten und treibt die Kaffeebauern in die Armut. Ihnen würde helfen, wenn die Verbraucher in den Läden verstärkt Kaffee aus dem solidarischen Handel erwerben würden. Eine hilfreiche Idee könnte auch sein, dass Bars neben dem normalen Espresso auch einen „solidarischen Espresso“ anbieten.

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Wären unsere Leserinnen und Leser dazu bereit, zugunsten der Kaffeebauern in der Dritten Welt für ihren Espresso einen höheren Preis zu bezahlen?

Bezirk: Bozen