Von: mk
Bozen – 18 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmer rechnen im laufenden Jahr mit einer Gehaltserhöhung. Von diesen bauen 71 Prozent auf persönliche Gehaltsverhandlungen – vorwiegend Männer. Frauen vertrauen mehr auf Kollektivvertragsverhandlungen. Perspektiven, die für AFI-Präsidentin Christine Pichler keinesfalls zufriedenstellend sind.
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Im Sonderteil des aktuellen AFI-Barometers wollte das Institut von Südtirols Arbeitnehmern in Erfahrung bringen, ob sie in den nächsten zwölf Monaten mit einer Lohnerhöhung rechnen, wie diese zustande kommt und wie hoch diese gegebenenfalls ausfällt.
Jeder fünfte Arbeitnehmer rechnet mit Lohnerhöhung
Von zehn Südtiroler Arbeitnehmern rechnen zwei (18 Prozent) mit einer Gehaltserhöhung im Jahr 2019, zwei (20 Prozent) wissen nicht, ob sie ihnen gewährt wird und die übrigen sechs (62 Prozent) glauben nicht, dass ihr Verdienst aufgebessert wird. Dabei sind Männer im Allgemeinen optimistischer als Frauen. Die Optimisten kommen vor allem aus der Bauwirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe, also aus zwei Branchen mit starker Männerpräsenz. Auch sehen jüngere Arbeitnehmer eher eine Chance auf Gehaltserhöhung als ältere.
Der Großteil vertraut auf die direkte Verhandlung mit dem Chef
Das AFI-Winterbarometer hat sich zunächst die „Optimisten“ näher angesehen, d.h. jene von den befragten Arbeitnehmern, die eine Gehaltserhöhung erwarten oder für möglich halten. Dabei traten bemerkenswerte Ergebnisse zutage.
Jeder zweite „Optimist“ rechnet mit einer Aufbesserung zwischen zwei und vier Prozent, jeder vierte schätzt unter zwei Prozent und jeden zehnte (acht Prozent) zwischen vier und sechs Prozent. Fast jeder Fünfte (18 Prozent) glaubt sogar, eine Gehaltserhöhung von mehr als sechs Prozent aushandeln zu können. Damit ist ein weiteres Merkmal dieser Gruppe vorgezeichnet: Für eine klare Mehrheit (71 Prozent) wird es auf die persönlichen Verhandlungen mit dem Chef ankommen und nur jeder Vierte ist davon überzeugt, dass Lohnerhöhungen über die Kollektivverhandlungen zustande kommen werden. Vier Prozent schließlich glauben, einen besseren Lohn mit einem Jobwechsel zu erreichen.
Eine wichtige Rolle in dieser „Optimisten“-Gruppe spielt das Geschlecht. 82 Prozent der Männer glauben an Eigenverhandlungen – nur 16 Prozent an Kollektivverhandlungen. Bei den Frauen hingegen baut nur jede zweite auf Eigenverhandlung, gut 40 Prozent vertrauen den Kollektivverhandlungen. Hier macht sich die unterschiedliche Beschäftigungsstruktur bemerkbar, denn fast 40 Prozent der weiblichen Arbeitnehmer in Südtirol sind im öffentlichen Dienst beschäftigt – ein Sektor, der Einzelverhandlungen nur schwer zulässt und somit das Antwortmuster mitbestimmt.
„Weil der Arbeitgeber am längeren Hebel sitzt“
Wie schaut es nun bei den „Pessimisten“ aus, also der Gruppe von Arbeitnehmern (62 Prozent), die in den nächsten zwölf Monaten nicht mit einer Gehaltserhöhung rechnen? Das AFI-Winterbarometer hat nachgefragt, aus welchen Gründen sie nicht an eine Lohnerhöhung glauben. Jeder zweite in dieser Gruppe sagt, der Arbeitgeber säße einfach am längeren Hebel. 32 Prozent der „Pessimisten“ führen die wirtschaftliche Lage des Betriebes ins Feld und bei jedem vierten liegt die letzte Erhöhung nur kurze Zeit zurück. 16 Prozent der „Pessimisten“ meinen, die allgemeine Wirtschaftslage sei zu schwach für Lohnerhöhungen und für 13 Prozent ist eine Gehaltserhöhung hinfällig, weil sie sich verändern wollen oder weil ihr Vertrag ausläuft.
„Wenn Arbeitnehmer in Südtirol einerseits sagen, sie verhandeln ihre Lohnerhöhung selbst und andererseits ganz viele meinen, mehr Lohn sei nicht drin, weil der Chef am längeren Hebel sitze, dann ist das ein akutes Alarmsignal. Wir Arbeitnehmervertretungen sind aufgerufen, noch entschiedener für höhere Löhne zu kämpfen“, erklärt AFI-Präsidentin Christine Pichler.
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