Heimische Branchenverteter: "Handel muss sich neu erfinden"

Konkurrenz aus China stellt Handel auf den Kopf

Freitag, 14. Juni 2024 | 06:12 Uhr

Von: apa

Mit Sorge verfolgt der Handel die neue Konkurrenz durch riesige und vor allem billige Onlinehändler wie Temu und Shein aus China. “Diese chinesischen Anbieter bedeuten für den Handel die größte Veränderung in seiner Geschichte”, sagte Otto-Österreich-Chef und Handelsverband-Vizepräsident Harald Gutschi im APA-Gespräch. Viele Händler hätten diese Entwicklung noch nicht auf dem Radar, sie werde den Handel aber “in den nächsten zwei Jahren auf den Kopf stellen”, warnte Gutschi.

Shein habe sich in kürzester Zeit zum größten Modehändler der Welt entwickelt und Temu zur weltweit meist heruntergeladenen App, auch in Österreich – dank Lockangeboten oder Rabatten, die beim Herunterladen der App winken. Zwar hätten Temu und Shein derzeit noch viel “Schrottware”, was sich in steigenden Retouren bemerkbar mache, aber das werde sich in wenigen Jahren ändern, wenn die Anbieter ihre Ware an den europäischen Markt anpassen, sagte Gutschi. Fest stehe: Die chinesischen Anbieter sind “gekommen, um zu bleiben und sie verändern den Handel ohne Ende”.

Der Erfolg der chinesischen Konkurrenz liege im Geschäftsmodell “factory to consumer”, also von der Fabrik direkt zum Kunden, was auch ein Grund für die niedrigen Preise sei. Zudem hätten chinesische Onlinehändler Zugang zu Lieferanten, die es schafften, innerhalb von vier Wochen nach der Entwicklung eines Styles diesen als Paket an den Kunden weltweit zu schicken. Der Handel werde sich teilweise neu erfinden müssen, so Gutschi, und sich beispielsweise auf Produkte konzentrieren, die es aus China nicht gibt, in das Premiumsegment gehen und die sogenannten After-Sales-Services verbessern.

Es brauche aber auch dringend Maßnahmen, um unfaire Praktiken ausländischer Anbieter einzudämmen, sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will im Gespräch mit der APA. “Wir wehren uns nicht gegen China-Pakete, wir wehren uns gegen unfaire Handelspraktiken.” Die Zollfreigrenze müsse so rasch wie möglich von 150 auf null Euro gesenkt werden und nicht erst 2028, wie derzeit von der EU geplant. Zwei Milliarden Pakete würden jährlich zollfrei nach Europa kommen. Zwei Drittel davon seien falsch deklariert.

Der Internethandel in Österreich ist zuletzt wieder leicht gewachsen, wie eine Studie im Auftrag des Handelsverbandes zeigt. Das Wachstum im Onlinehandel sei vor allem auf chinesische Anbieter zurückzuführen. Bis Ende April 2024 gaben die heimischen Konsumentinnen und Konsumenten in Onlineshops rund 10,6 Mrd. Euro aus, um 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Inflationsbereinigt blieb ein leichtes Plus von 0,2 Prozent. Knapp 6 Mrd. Euro entfielen auf ausländische Anbieter wie Amazon und Zalando. Eine Milliarde Euro wurde in Onlineshops aus China ausgegeben, obwohl diese erst seit Frühjahr 2023 in Österreich aktiv sind. Immer mehr Menschen kaufen laut Studie über das Smartphone ein.

Kommentare

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15 Kommentare auf "Konkurrenz aus China stellt Handel auf den Kopf"


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N. G.
N. G.
Kinig
19 Tage 1 h

Was soll man machen? Wenn man wie ich bei Schuhen etwas wählerisch ist und diese man hier in ganz Südtirol, teilweise gewisse Modelle nicht mal in Europa bekommt, dann kauft man eben bei Zalando und haben die sie nicht, eben in den USA. Dafür nehme ich sogar 32% Zoll auf mich. Grins

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
18 Tage 23 h

NG@ ja wie, du bestellst bei Zalando und in den USA?? jetzt bin ich aber entäuscht von dir😅 da du ja so auf das Klima und Umwelt schaust… ja ja aber immer voll einen gscheiden daherplappern, und bei anderen alles besser wissn…

krokodilstraene
18 Tage 23 h

und gehen diese Schuhe dann ganz von alleine? oder musst du das noch selbst machen?
wo bisch du ungrennt???

N. G.
N. G.
Kinig
18 Tage 22 h

@Homelander Och, selbst der fleißigste Umweltschützer macht abnund zu was dagegen. Die Frage ist nur wieviel. Aber was rede uch mit jemandem wit dir darüber… Wo Leere kann man auch nichts rein..!

N. G.
N. G.
Kinig
18 Tage 22 h

@krokodilstraene Wie gesagt, es geht ums Modell. Frag dich ja auch nicht was dir gefällt. Oder? Grins

gogogirl
gogogirl
Superredner
19 Tage 41 Min

Scheinheiliges Getue,die südtiroler Kaufleute kaufen auch in China ein und verkaufen es dann um teures Geld

Zussra
Zussra
Superredner
18 Tage 23 h

Wenn i a Leibile fi 9,90€ banan Modediskonter oddo im Internet siech, und a Ähnlichis fi 39,90€ im Modefochhondl, wo beadismo “Made in Bangladesh” oddo so draustet, glab i sogg schun olls. Magari no in do gleichn Fabrik hergstellt!

AhaSoistdasalso
18 Tage 20 h

Ich würde es dir wirklich ans Herz legen dich selbstständig zu machen, partita Iva aufmachen und Geschäft öffnen, dann kannst du auch Shirts um 9,90 € verkaufen und jeden Tag Schulden anhäufen dafür, dass du mehr Stunden arbeitest als die meisten. Dafür gibt es keinen bezahlten Urlaub und Krankenstand.

thomas
thomas
Kinig
18 Tage 23 h

Unser lokaler Handel hat alles verschlafen und schläft weiter. Wen interessiert das Problem “Sonntagsschliessung”. Ich will einkaufen können, wann ich die Ware brauche

info
info
Universalgelehrter
18 Tage 21 h

Mir shein-t das “Brauchen” oft so relativ (auch weil das Zeug ja doch erst nach ein paar Tagen ankommt), dass ich gerne darüber schlafe und glücklich ohne Neuware weiterlebe

schnegge
schnegge
Superredner
18 Tage 20 h

sorry obo ba dei preise wos in di boutiken sein… ka wundo wenn di lait online inkafn!

info
info
Universalgelehrter
18 Tage 21 h

“Gutschi” gegen Fälscungen aus China
wäre ja auch eine Schlagzeile 🙂

OH
OH
Universalgelehrter
17 Tage 17 h

Es sind oftmals keine Fälschungen, das ist die gleiche Firma, nur mit anderen Namen.

Tita-Nina
Tita-Nina
Grünschnabel
17 Tage 20 h

Billig gekauft billig entsorgt, ausser Socken die verschwinden in der Waschmaschiene…..

Gigantischer Altkleider-Friedhof: In der Atacama-Wüste landet Tonnenweise gebrauchte Kleidung Geo.de

https://www.google.com/amp/s/www.geo.de/amp/natur/nachhaltigkeit/chile–atacama-wueste-wird-zur-muellkippe-fuer-fast-fashion-kleidung-31431758.html

OH
OH
Universalgelehrter
17 Tage 17 h

Das China eine Konkurrenz ist, das ist ja nicht neu. Nur der “kleine” Unterschied ist, sie deklarieren ihre Sachen auch mit Made in China, was eben die großen Hersteller (Marken) nicht machen !!! , obwohl manche Artikel aus der ein und derselben Fabrik kommen.

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