Von: mk
Bozen – Verwerten, verarbeiten und veredeln, so viel und soweit es möglich ist: In einer Welt immer knapper werdender Ressourcen müssen auch Lebensmittel eine zweite und dritte Chance bekommen, anstatt gleich im Mülleimer zu landen. Das ist die Grundidee der Kreislaufwirtschaft, die im Kontext der Nachhaltigkeit zunehmend wichtig wird. Die Bemühungen um Kreislaufwirtschaft im Lebensmittelsektor in Südtirol sollen nun in einer eigenen Plattform gebündelt werden. Wie dieser „Circular Food Hub Südtirol“ aussehen soll, dafür hat IDM Südtirol bei einem Ideen-Workshop mit Unternehmen, Verbänden, Fachleuten aus dem Lebensmittel- und Agrarbereich, aus Wissenschaft und Forschung und mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern Inputs gesammelt. Diese Anregungen fließen in die künftige Strategie des Hubs mit ein. Vorgestellt wurden dabei auch Projekte und Geschäftsideen lokaler Pioniere.
Die Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiges Konzept, das einen Großteil der Wirtschaft betrifft. Während in einem linearen Wirtschaftssystem Rohstoffe abgebaut, Produkte hergestellt, verkauft, konsumiert und dann weggeworfen werden, werden Produkte und Materialien in der Kreislaufwirtschaft ständig im Umlauf gehalten. „Im Bereich Lebensmittel heißt das, dass sie mehr oder weniger zur Gänze verzehrt bzw. aufgebraucht werden, indem man Abfälle zu diversen Produkten weiterverarbeitet, die in der Wirtschaft produktiv weiterverwendet werden und somit weiterhin Absatz finden. Auf diese Weise werden weniger Primärrohstoffe verbraucht, die Produkte sind länger im Umlauf und Abfälle werden auf ein Minimum reduziert“, sagt IDM-CEO Erwin Hinteregger, der die Teilnehmer/-innen des Workshops gemeinsam mit Matthias Fill, Head of Unit Food & Health im NOI Techpark, begrüßte. „Kreislaufwirtschaft ist ein ganzheitlicher Ansatz, den alle involvierten Akteure mitgestalten müssen. Der Circular Food Hub, den wir gemeinsam mit unseren Partnern rund um die lokal produzierten Lebensmittel schaffen wollen, soll Anlaufstelle für alle Interessierten sein und die Entwicklung Richtung Kreislaufwirtschaft vorantreiben und in Südtirol etablieren“, so Hinteregger.
Viel Unterstützung zum Thema Kreislauf gibt es von Seiten des Landes Südtirol, das bereits eine übergreifende Vision für nachhaltige Entwicklung vorweisen kann. „Um Südtirol nachhaltig zu entwickeln, bedarf es mutiger Entscheidungen, die gemeinsam getragen werden. Nur indem wir in allen relevanten Handlungsfeldern eine nachhaltige Entwicklung etablieren, können wir den diversen Herausforderungen wie der Klimakrise, dem Biodiversitätsverlust und der Ressourcen-Knappheit begegnen, ihre Folgen bewältigen und jetzt noch scheinbar Unmögliches in Chancen umwandeln“, sagt Klaus Egger, der Nachhaltigkeitsbeauftragte des Landes, Referent bei beim Kick-off des Circular Food Hub Südtirol. „Die Kreislaufwirtschaft ist so eine Chance, die es uns erlaubt, unsere Ressourcen zu schonen und gleichzeitig neue Möglichkeiten und Betätigungsfelder für die Wirtschaft ausfindig zu machen.“ Wichtig sei hier auch ein enger Austausch mit den Forschungsinstituten, damit die neuesten Erkenntnisse aus der Wissenschaft den Südtiroler Unternehmen und allen anderen Interessierten zugänglich gemacht werden können.
Der Food Hub, der in Südtirol gerade entsteht, wird eines von fünf Pilotzentren in fünf Ländern des alpinen Raums sein, die sich beim EU-Projekt „CEFoodCycle“ zusammengeschlossen haben, um an Lösungen zur Reduzierung und Verwertung von Lebensmittelabfällen zu arbeiten und so CO2-Emissionen zu verringern. Ziel des Projekts ist es, nachhaltige Praktiken im Lebensmittelsektor zu fördern und gleichzeitig das Umweltbewusstsein in den fünf teilnehmenden Regionen zu stärken. „Diese Ziele wollen wir erreichen, indem zunächst in allen Ländern solche regionalen Food Hubs entstehen, dann spezifisch für jede Region Pilotprojekte entwickelt werden, welche die Kreislaufwirtschaft umsetzen und – das vielleicht wichtigste Ziel – indem wir Handlungsempfehlungen für die Gesetzgeber entwickeln“, erklärt Manuela Irsara, Head Food & Wellness Innovation bei IDM, deren Bereich das Projekt betreut. „Nur, wenn eine nachhaltige Kreiskultur auch in die Gesetzgebung eingeflossen ist, gibt es optimale Voraussetzungen für deren Umsetzung und wir können es gemeinsam schaffen, das Ziel der Vereinten Nationen zu erreichen, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 um 50 % zu reduzieren.“
Der neue Food Hub in Südtirol soll mit einer gemeinsamen und von den Playern geteilten Vision und Strategie wesentlich an diesem Ziel mitarbeiten. Geplant ist unter anderem, im Rahmen des Hubs Pilotprojekte zu starten, Veranstaltungen zu organisieren sowie Studien und praktische Informationen auszutauschen, ein Multi-Stakeholder-Netzwerk zu schaffen, um Wissen zur Entwicklung und Verbreitung bewährter Verfahren auszutauschen, aber auch Unternehmen bei der Entwicklung von Ideen oder der Suche nach Partnern für Projekte zu unterstützen. In Ausarbeitung ist auch eine eigene Auszeichnung, bei der Unternehmen, Initiativen oder Personen gewürdigt werden, die sich aktiv für die Reduzierung von Lebensmittelabfällen einsetzen und innovative Konzepte der Kreislaufwirtschaft planen oder bereits umgesetzt haben. Der “CEFoodCycle Award” wird im Mai 2024 vergeben, die Einreichfrist für entsprechende Projekte läuft noch bis zum 31. März 2024. Alle Informationen zum EU-Projekt „CEFoodCycle“ gibt es unter https://www.alpine-space.eu/project/cefoodcycle/, Infos zum Circular Food Hub Südtirol finden sich unter https://www.idm-suedtirol.com/de/news-termine/news-termine/circular-economy-food-hub.