Von: mk
Bozen – Aktuell leiden die lohnabhängig Beschäftigten in Südtirol nach wie vor unter stagnierenden Löhnen und steigenden Lebenskosten. Aus diesem Grund hat das AFI den Sonderteil des Herbstbarometers den geplanten Anschaffungen der Arbeitnehmenden gewidmet, insbesondere was langlebige Gebrauchsgüter und „ökologische“ Investitionen betrifft. Dazu AFI-Präsident Andreas Dorigoni: „Die ungewisse Lage schlägt sich auch auf die geplanten Ausgaben der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nieder. Der Ausgabenhorizont ist stark begrenzt – man begnügt sich nun mit kleineren Einkäufen. Dies gilt übrigens auch für Personen mit Festanstellung.“
Welche Anschaffungen haben die Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die nächsten drei Monate geplant und wie sollen diese finanziert werden? Welche „ökologischen“ Investitionen werden angesichts der schwierigen Wirtschaftslage nicht mehr getätigt bzw. aufgeschoben, auch wenn Politik und Medien dazu aufrufen? Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut hat in seinem Herbstbarometer diese Aspekte genauer unter die Lupe genommen. Impulsgebend war dabei die periodisch erfolgende Umfrage von Findomestic, die im Zeitraum August/September 2023 auf gesamtstaatlicher Ebene eine Abnahme um acht Prozent der durchschnittlichen Bereitschaft zum Kauf solcher Güter festgestellt hat.
Nur wenige planen größere Anschaffungen; für viele ist dies nicht der richtige Zeitpunkt
Laut AFI-Umfrage plant der Großteil der Befragten (89 Prozent) keine größeren Anschaffungen in den nächsten drei Monaten. Dieser Prozentsatz ändert sich auch dann nicht, wenn die Daten nach Geschlecht, nach befristetem oder unbefristetem Arbeitsvertrag oder nach Voll- und Teilzeit aufgeschlüsselt werden. Es entsteht vielmehr der Eindruck, dass die Verfügbarkeit von Kaufkraft in den nächsten drei Monaten allgemein eher eingeschränkt ist.
Wird hingegen nach dem Wunsch (bzw. nach der Möglichkeit) gefragt, zu diesem Zeitpunkt größere Anschaffungen zu tätigen, fallen die Antworten unterschiedlicher aus: Insgesamt sind zwar 91 Prozent der Befragten der Auffassung, dies sei nicht der richtige Zeitpunkt dafür, doch schwanken die Prozentsätze sehr nach Wirtschaftssektor, in welchem die befragte Person tätig ist. So erklären zum Beispiel 16 Prozent der Arbeitnehmenden aus dem Produzierenden Gewerbe, dass dies der richtige Zeitpunkt für große Anschaffungen sei, während dies im Handel nur von sechs Prozent behauptet wird.
Lieber ein Gebrauchtwagen und an die Wohnung bzw. an das Haus denken
Der Großteil der Befragten plant keine größeren Anschaffungen. Aber auch jene, die eine Investition konkret planen, lassen bei Neuigkeiten größte Vorsicht walten. So fällt die Wahl beim gewünschten oder notwendigen Autokauf vor allem auf Gebrauchtwagen mit Verbrennungsmotor: Weniger als drei Prozent entscheiden sich für einen Neuwagen und etwas mehr als drei Prozent für einen Gebrauchtwagen. Nur ein Prozent der Befragten denkt daran, ein Elektro- oder Hybridauto zu erwerben. 92 Prozent haben überhaupt nicht vor, irgendein Transportmittel zu kaufen (Fahrräder ausgenommen). Ein etwas höherer Anteil plant Ausgaben für den Wohnungs- oder Hausumbau und für Möbel (jeweils sechs und fünf Prozent).
Energiesparmaßnahmen müssen warten
Nur sieben Prozent der Südtiroler Arbeitnehmenden denken daran bzw. planen konkret, in den nächsten drei Monaten Geld für Energiespaßnahmen an ihrem Heim auszugeben. Diese Art von Investitionen ist nämlich meist mit hohen Geldsummen verbunden, die von ein paar Tausend Euro für einen neuen Heizkessel bis zu einigen Zehntausend Euro für größere Eingriffe reichen. Keine befragte Person gab an, Ausgaben für die Durchführung von Wärmedämmarbeiten zu planen.
Bankdarlehen kommen nur für wenige in Frage
Die Umfrage hat ergeben, dass die lohnabhängig Beschäftigten in Südtirol den Kauf langlebiger Gebrauchsgüter und kleinere Investitionen vorwiegend mit den Ersparnissen aus einigen Monaten Arbeit (54 Prozent) finanzieren. Angesichts der Tatsache, dass das AFI-Barometer in den letzten Monaten eine deutliche Verschlechterung der Sparmöglichkeiten gezeigt hat, handelt es sich hier wahrscheinlich um Anschaffungen, die zwar als wichtig angesehen werden, betragsmäßig jedoch eher bescheiden sind. 19 Prozent der Befragten gaben an, die Ersparnisse mehrerer Jahre zu verwenden. Nur 23 Prozent würden bei der Bank um ein Darlehen ansuchen. „Diese Antwort könnte als vorsichtige Haltung in der Aufnahme von Schulden interpretiert werden“, meint AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi. „Sie könnte aber auch aus dem Bewusstsein heraus geliefert worden sein, keine weiteren Darlehen mehr erhalten zu können, weil man bereits hoch verschuldet ist”.
Das AFI-Barometer wird viermal im Jahr erhoben (Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter) und gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder. Die Erhebung erfolgt über eine telefonische Umfrage bei 500 Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ist für Südtirol repräsentativ. Die Umfrage für die Herbstausgabe des AFI-Barometers wurde vom 1. bis 20. September 2023 durchgeführt.
Die Ergebnisse zum aktuellen Stimmungsbild werden am Montag, 6. November um 10.30 Uhr auf einer Pressekonferenz im Innenhof des Palais Widmann vorgestellt.