Von: bba
Bozen – Gestern präsentierte das Versuchszentrum Laimburg in der traditionellen Versuchsvorstellung seine aktuellen Tätigkeiten im ökologischen Apfelanbau. Über 200 Interessierte nahmen die Gelegenheit wahr, sich über neue Erkenntnisse und Entwicklungen im ökologischen Anbau zu informieren.
Die Versuchsvorstellungen im ökologischen Obst- und Weinbau werden alljährlich vom Versuchszentrum Laimburg in Zusammenarbeit mit der Fondazione Edmund Mach (San Michele, TN) organisiert. Traditionell widmet sich der Vormittag an der Fondazione Edmund Mach dem ökologischen Weinbau, während das Nachmittagsprogramm zum biologischen Obstbauam Versuchszentrum Laimburg in Pfatten stattfindet. In Vorträgen und Feldbegehungen stellte die Arbeitsgruppe Ökologischer Anbau des Versuchszentrums Laimburg unter der Leitung von Markus Kelderer eine Auswahl aktueller Versuchstätigkeiten vor.
Die diesjährige Ausgabe befasste sich mit den Schwerpunktthemen Agrobiodiversität, nachhaltige Bodenbewirtschaftung, der Wirkung von Pflanzenstärkungsmitteln und der Regulierung pilzlicher Erreger im Obstbau.
EcoOrchard für mehr Biodiversität
Ziel des Projekts EcoOrchard ist es, die funktionelle Agrobiodiversität in ökologisch bewirtschafteten Obstanlagen zu fördern. Das Projekt wird vom europäischen Förderprogramm für die ökologische Landwirtschaft CORE Organic Plus finanziert. Um ein besseres Habitat für Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegen zu schaffen, wurden Blühstreifen in die Fahrgassen gepflanzt. Dabei haben sich die Blühsteifen gut etabliert, sodass cirka 60 Prozent der eingesäten Arten nach drei Jahren Projektlaufzeit noch vorhanden sind. Als besonders erfolgreiche Arten haben sich die wilde Möhre, die Schafgarbe, die Wiesenflockenblume, der Rotklee und der gewöhnliche Hornklee herausgestellt, erklärte Projektmitarbeiter Josef Telfser. In der Zusammenschau der Ergebnisse aller neun am Projekt beteiligten europäischen Versuchsstandorte zeigten sich signifikant mehr Nützlinge in den Reihen mit Blühstreifen (zum Beispiel doppelt so viele Marienkäfer, ein Drittel mehr Ohrwürmer, ein Drittel mehr Schwebefliegenlarven). Der Befall durch die mehlige Apfelblattlaus und durch den Apfelwickler konnte hingegen nur geringfügig vermindert werden.
DOMINO für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung
Das Projekt DOMINO, ein weiteres vom europäischen Förderprogramm für die ökologische Landwirtschaft CORE Organic Plus mitfinanziertes Projekt, soll innovative Strategien entwickeln, um Fruchtbarkeit, Biodiversität und wirtschaftliche Nachhaltigkeit von Obstanlagen zu steigern. Das Projekt, das unter der Koordination der Università Politecnica delle Marche in insgesamt sechs europäischen Ländern durchgeführt wird, beschäftigt sich mit der nachhaltigen Düngung aus lokalen Abfallprodukten, der Bodenbewirtschaftung mit Einsaaten in Baumstreifen und in der Fahrgasse und innovative Abdecksysteme für Obstanlagen (Apfel, Kirsche, Marille) beziehungsweise im Weinbau zur definitiven Minimierung des Kupfereinsatzes. Thomas Holtz, der am Versuchszentrum Laimburg das Projekt bearbeitet, sowie Davide Neri von der Università Politecnica delle Marche informierten über den aktuellen Stand des Projekts: Die Versuche zur nachhaltigen Düngung laufen momentan an, Ergebnisse liegen hingegen bereits zu Regenabdecksystemen wie etwa dem Keep-in-Touch®-System vor. Diese Systeme bestehen aus einer Folie, die oberhalb der Baumkrone angebracht wird, sowie aus einem Netz seitlich der Reihe. Bei Reben und Äpfeln haben diese Vorrichtungen bereits sehr positive Ergebnisse gezeigt. Bei Äpfeln können durch die Regenabdeckung oberhalb der Bäume vor allem Pilzkrankheiten sowie durch die seitlichen Netze schädliche Insekten wie etwa die Obstmade abgehalten werden, erklärte Projektmitarbeiter Thomas Holtz.
Pflanzenstärkungsmittel im Test
Bei Pflanzenstärkungsmittel handelt es sich um Stoffe und Gemische einschließlich Mikroorganismen, die ausschließlich dazu bestimmt sind, der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen, soweit sie nicht als Pflanzenschutzmittel nach Art. 2 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 registriert sind bzw. dazu bestimmt sind, Pflanzen vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen. Im Rahmen seiner Dissertation an der Freien Universität Bozen hat Sebastian Soppelsa in Zusammenarbeit mit dem Versuchszentrum Laimburg die Wirkung einiger Präparate im Freiland getestet. Die ersten Versuchsergebnisse, unter anderem zu Pflanzenextrakten, seien interessant und vielversprechend, müssten aber noch in weiteren Freilandversuchen validiert werden, berichtete Soppelsa.
Pilzliche Erreger im Obstbau
Seit vielen Jahren führt das Versuchszentrum Laimburg Versuche zur Regulierung von Schorf, Mehltau, Gloeosporium und den Rußtaukrankheiten durch. „Der Fokus der Versuche zum Schorf liegt auf der Reduktion des Kupfereinsatzes, beim Mehltau auf der Identifikation von Alternativen zu Schwefel in den warmen und strahlungsintensiven Sommermonaten für den Ökologischen Apfelanbau“, erklärte Markus Kelderer. Gegen Mehltau hat ein Kombinationsprodukt aus essenziellen Ölen bisher gute Wirkung gezeigt, ohne schädliche Auswirkungen auf die Pflanze zu haben. Gegen Schorf erzielte Zitrusextrakt erstaunlich gute Ergebnisse; darum werden die Versuche dazu in Zukunft weiter vertieft. Die Regenabdeckungen und die Warmwasserbehandlungen lieferten gute Resultate gegen Gloeosporium und Rußtau.
Das Versuchszentrum Laimburg
Das Versuchszentrum Laimburg ist die Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten jährlich an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, vom Obst- und Weinbau bis hin zu Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.