Von: mk
Bozen – Der Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister (lvh) bestätigt die rückläufige Bereitschaft der Südtiroler Unternehmen, Lehrlinge auszubilden. Der Grund hierfür liege zum einen in der falschen Kanalisierung der Jugendlichen, zum anderen in fehlenden gesetzlichen und finanziellen Anreizen Für Betriebe.
„Es ist bedauerlich, aber es stimmt: Immer mehr Betriebe sehen davon ab, Jugendliche auszubilden“, bestätigt lvh-Präsident Gert Lanz. Er sieht aber weniger die wirtschaftliche Situation der Unternehmen als Grund für die rückläufige Ausbildungsbereitschaft. „Jene Betriebe, die sich dafür entscheiden, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern und sie in einem Beruf auszubilden, tun dies aus Überzeugung. Sie wissen zudem, welchen Wert eine Ausbildung für die Jugendlichen hat und welche Perspektiven sich diesen bieten. Gleichzeitig übernehmen sie auch große Verantwortung. Allein das strenge Jugendschutzgesetz und die Arbeitssicherheitsbestimmungen sind immense Bremsklötze in der Lehrlingsausbildung. Viele sind nicht mehr bereit, diese Risiken einzugehen“, so Lanz.
Ein weiterer Punkt seien die hohen Kosten: „Betriebe, die Lehrlinge einstellen investieren in das Talent und das Können der jungen Menschen, und auch in den Fortbestand der Qualität des Südtiroler Handwerks. Dies ist eine immense Chance die für beide Seiten gewinnbringend sein kann. Und dennoch sollte es für Betriebe finanzielle Anreize geben, um die Lehrlingsausbildung zu fördern. Leider wurde auf staatlicher Ebene im Zuge des neuen Stabilitätsgesetzes die Begünstigung für die INPS-Beiträge für Lehrbetriebe abgeschafft. Nur auf dem Papier existiert derzeit die Lehrlingsprämie, die auf lokaler Ebene ausbildungswilligen Unternehmen zugutekommen soll“, kritisiert der Verbandspräsident.
Besorgniserregend sei auch eine falsche „Kanalisierung“ der Jugendlichen. Zum einen haftet dem Handwerk vielfach noch ein schlechtes Image an, sodass häufig eine Oberschule einer Berufsausbildung vorgezogen wird. Zum anderen entscheidet sich der Großteil der Grundstufenabsolventen für die Fachschule und nicht für die Lehre, obwohl diese eine sehr viel umfassendere Rundumausbildung bietet. „Die Lehre zeichnet sich gerade durch die ideale Praxis-Theorie-Kombination aus und bereitet Jugendliche gemäß realistischen Markt- und Berufsanforderungen auf den wahren Arbeitsalltag vor. Welchen Nutzen kann die neue Zukunftsperspektive Berufsmatura haben und wir Jugendliche überzeugen wollen, dass die Berufsausbildung keine Sackgasse mehr ist, wenn auf der anderen Seite die Unternehmen kein Ausbildungsinteresse mehr aufbringen? Es sind schnelle und einschneidende Maßnahmen erforderlich, um diese gefährliche Entwicklung zu stoppen“, betont Lanz.