Von: ao
Bozen – Südtirols Handwerk zeigt sich optimistisch. Der vor zwei Jahren beschlossene Lehrlingspakt scheint zu greifen: Die Lehrlingszahlen haben sich stabilisiert und sind in einzelnen Bereichen sogar angestiegen. In Berufen, in denen Rückgänge verzeichnet wurden, will der lvh nun mit konkreten Maßnahmen gegensteuern.
Die Lehrlingsausbildung des deutschsprachigen Raumes ist für viele europäische Länder ein Vorbild. Die Jugendlichen tragen nach erfolgreicher Lehrabschlussprüfung als qualifizierte Fachkräfte wesentlich dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Wirtschaft zu stärken. „Die Lehre ermöglicht es wie kein anderer Bildungsweg, dass junge Menschen im Rahmen betrieblicher Arbeitsprozesse eine Berufsqualifikation am Puls der Zeit erwerben“, unterstreicht der Präsident im Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister Gert Lanz und zeigt sich zufrieden, was die jüngste Arbeitsmarktbeobachtung hinsichtlich Lehrlingsausbildung angeht. „Wir sind auf dem richtigen Weg. Mit der Durchlässigkeit im Berufsbildungssystem haben wir wichtige Weichen für die zukünftige Lehrlingsentwicklung gestellt. Der auf Landesebene geschnürte Lehrlingspakt scheint ebenso langsam positive Auswirkungen zu zeigen. Nun müssen wir weiterhin versuchen, das Image der praktischen Berufe und deren vielseitige Tätigkeitsfelder zu stärken und weiterhin in die hohe Ausbildungsqualität investieren“, ist Lanz überzeugt.
Perspektive Handwerk
Laut Arbeitsmarktbericht hat es einen Anstieg der Lehrlingszahlen vor allem bei den Schmieden und Schlossern, den Maurern und Baumeistern sowie den Elektrotechnikern gegeben, der in erster Linie auf den Wirtschaftsaufschwung zurückzuführen ist. Ein bedeutender Rückgang wurde hingegen bei den Installateuren für Heizungs- und sanitäre Anlagen verzeichnet. „Wir vermuten, dass dies unter anderem auf alte Klischees zurückzuführen ist, mit denen der Beruf des Installateurs in Verbindung gebracht wird. Dabei handelt es sich um einen der zukunftsträchtigsten Berufe überhaupt. Ein Installateur macht viel mehr als nur Rohre zu verlegen, er ist der Experte für Trinkwasserhygiene und das wohlige Wohlraumklima sowie Fachmann für Energie-, Heizungs-, Klima- und Umwelttechnik. Kurzum: er ist DER Ansprechpartner für all diese Bereiche“, betont der Obmann der Installateure für Heizungs- und sanitäre Anlagen Reinhard Ambach.
Um den Jugendlichen und Eltern diese neue Berufsperspektive aufzuzeigen, plant der Berufsbeirat der Installateure nun eine Aufklärungskampagne. Ambach macht noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: „Unbedingt erforderlich ist eine Optimierung des Grundstufenjahres. Hier geht sehr viel Potential und Talent verloren, weil die Schüler nicht richtig über die Tätigkeiten und Berufsperspektiven aufgeklärt werden. Vielmehr muss ein direkter Kontakt zwischen Betrieben, Eltern und Schülern hergestellt werden, damit die jungen Mädchen und Burschen ihre Chancen erkennen und Lust auf praktische Berufe bekommen“.