Von: mk
Bozen – Im vierten Quartal 2021 lief Südtirols Wirtschaft auf Hochtouren und konnte wieder das Niveau vor der Corona-Pandemie erreichen. Die im späten Frühjahr 2021 begonnene Erholungsphase spiegelt sich in den Beschäftigungszahlen wider, die einen Zuwachs von +1,9 Prozent gegenüber dem Bezugszeitraum vor zwei Jahren verzeichnen. „Derzeit befinden sich alle Branchen im Aufschwung, obwohl die Arbeitnehmer durchaus auch Zweifel über die Zukunft des Arbeitsmarktes hegen“, erläutert AFI-Direktor Stefan Perini. „Die wiedergewonnene Konsumfreude in Verbindung mit erheblichen Preissteigerungen könnte schon bald dazu führen, dass mehrere Familien nicht mehr über die Runden kommen.“
Vor dem Hintergrund des Winters 2020/21, der von Unsicherheiten, ständigen Öffnungen und Schließungen sowie dem Ausfall der touristischen Wintersaison geprägt war, erlebte man in Südtirol im vierten Quartal 2021 eine Rückkehr zum Beschäftigungsniveau vor der Pandemie. Die Daten des Amtes für Arbeitsmarktbeobachtung der Landesverwaltung belegen dies: Die Erholung der Beschäftigung betrifft vor allem Saisonarbeiter und befristet Beschäftigte im Hotel- und Gastgewerbe (+96,4 Prozent), in geringerem Maße auch die Arbeitnehmer in anderen Branchen.
Die Rückkehr zur normalen Beschäftigungslage
Die Arbeitsmarktdaten für die drei Monate von Oktober bis Dezember 2021 zeigen eine Zunahme der Beschäftigung nicht nur im Vergleich zum Vorjahr (+6,5 Prozent), sondern überraschenderweise auch im Vergleich zum vierten Quartal 2019, d. h. dem Zeitraum vor der Pandemie (+1,9 Prozent). Dank der Wiedereröffnungen kam es in allen vom AFI-Barometer untersuchten Wirtschaftszweigen zu einer spürbaren Erholung der Beschäftigung, mit Ausnahme des Baugewerbes, wo ein leichter Rückgang von -0,2 Prozent zu verzeichnen war.
Die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Personen ist rückläufig und lag im vierten Quartal 2021 im Durchschnitt bei 18.997 Personen (-21,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Als weiteres Zeichen der Normalisierung kann die Zahl der genehmigten Lohnausgleichsstunden gewertet werden: -68,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Ein Arbeitnehmer-Stimmungsbild mit Licht und Schatten
Die Erwartungen bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols in den nächsten zwölf Monaten deuten auf eine weitgehend stabile Situation hin, allerdings mit einigen Unterschieden zwischen den Branchen. Relativ zuversichtlich zeigen sich die Arbeitnehmer im Öffentlichen Sektor und in der Landwirtschaft (in beiden Fällen Index +8), gefolgt vom Handel (+6). Eine leicht positive Tendenz ist auch im Gastgewerbe und im Bereich der Privaten Dienstleistungen zu verzeichnen (beide +5). Weniger optimistisch sind hingegen die Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe (-5) und im Baugewerbe (-8).
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt rechnet die Mehrheit der Südtiroler Arbeitnehmer mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in den nächsten zwölf Monaten. „Diese Ansicht ist unter den Arbeitnehmern aller Branchen vertreten und lässt sich zum Teil durch das Ende des Kündigungsstopps und Personal-Rationalisierungsmaßnahmen erklären“, so die Experten des AFI.
Die Sorge, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, hängt stark vom Tätigkeitsbereich und von der Ver-tragsart der Arbeitnehmer ab: Im Öffentlichen Sektor ist sie sehr gering (Indexwert: 77), im Gastgewerbe hingegen am höchsten (41). In den anderen Branchen liegt die Situation dazwischen.
Gleichzeitig bleiben die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem gleichwertigen Arbeitsplatz auf-recht, insbesondere im Öffentlichen Sektor (-22), aber auch im Handel (-13) und im Bereich der Privaten Dienstleistungen (-9). Die mögliche Suche nach einem neuen Arbeitsplatz scheint für die Beschäftigten im Baugewerbe hingegen mit weniger Sorgen verbunden zu sein (+4).