Von: luk
Bozen – Graubünden und Südtirol tauschen sich als direkte Nachbarn immer wieder aus. Heute stand das Thema Asylpolitik auf der Tagesordnung.
Das Thema Asyl beschäftigt Europa, grenzübergreifend. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich auch über Landesgrenzen hinweg über Erfahrungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit diesem komplexen Thema auszutauschen, von- und miteinander zu lernen. Auch beim heutigen Besuch des Graubündner Regierungsrats für Justiz, Sicherheit und Gesundheit, Christian Rathgeb, bei Landesrätin Stocker stand das Thema Asyl im Mittelpunkt.
“Graubünden und Südtirol als direkte Nachbarn stehen in ständigem Austausch über verschiedenen Themen. Letzthin war es das Thema der Gesundheit, bei einem Besuch im Münstertal, jetzt ist es das Thema Asyl beim Gegenbesuch in Südtirol”, sagte Landesrätin Stocker zum Hintergrund des Treffens.
Staatliche Ziele, lokale Schwerpunkte bei der Asylregelung in der Schweiz und in Graubünden
Laut dem jüngsten Migrationsbericht des Schweizer Staatssekreteriats für Migration SEM wurden in der Schweiz im Jahr 2016 27.207 Asylgesuche gestellt, das sind 31,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Die meisten Antragsteller (19 Prozent) stammten aus Eritrea. Die Schweiz nimmt auf freiwilliger Basis am Relocation Programm der EU teil. Zwei Prozent aller in Europa gestellten Ansuchen gingen 2016 in der Schweiz ein.
Wer in der Schweiz einen Asylantrag stellt, wird für die Dauer des Verfahrens gemäß einem Verteilungsschlüssel einem der Kantone zugewiesen. Diese arbeiten auf Basis der in den kantonalen Integrationsprogrammen für die gesamte Schweiz festgelegten integrationspolitischen Ziele, setzen aber eigene Schwerpunkte. Im Kanton Graubünden etwa gibt ist eine Fachstelle Integration, die für die sprachliche und berufliche Integration anerkannter Flüchtlinge und vorläufig aufgenommener Personen zuständig ist. Unmittelbar nach der Anerkennung dieses Status werden Sprachkenntnisse und schulische oder berufliche Kompetenzen ebenso wie Chancen oder Hindernisse für eine berufliche Integration festgestellt. Auf dieser Grundlage erhalten die Männer und Frauen dann Hilfe beim Spracherwerb, bei der sozialen Integration und Unterstützung bei der Jobsuche. Diese Hilfestellungen werden auf die einzelnen Menschen zugeschnitten und verbindlich zur Verfügung gestellt.
Bei Besuchen im Erstaufnahmezentrum “Ex Lemayr” in Bozen und im Haus Arnika in Meran wurde ein direkter Vergleich zwischen den beiden Asylsystemen möglich. “Auch im Kanton Graubünden gab es zu Beginn der Flüchtlingsankünfte einigen Widerstand gegen die von der Kantonalregierung verordnete Ansiedlung der Zentren”, erklärte Rathgeb, inzwischen seien die je rund hundert Bewohner der zwölf Zentren aber akzepiert und gut in den Alltag integriert.