Von: ka
Bozen – Der in den vergangenen Jahren vernachlässigte italienische Weizenanbau – allein im letzten Jahrzehnt wurde eines von fünf Feldern aufgelassen – lässt die Italiener durch die kriegsbedingte Preisexplosion schmerzhaft spüren, wie sehr ihr Land vom Import von Rohstoffen für Grundnahrungsmittel wie Pasta und Brot abhängig ist. Mit dem Vorhaben, den heimischen Weizenanbau verstärkt zu fördern, läutet der Konflikt in der Ukraine in Italien einen längst nötigen Paradigmenwechsel ein.
Auch die Südtiroler bekommen die steigenden Lebensmittelpreise immer stärker zu spüren. Im Gegensatz zu Italien ist das Landl im Energiesektor dank seiner hohen Stromproduktion und seines recht gut ausgebauten Fernwärmenetzes zwar recht gut aufgestellt, aber gerade der Blick auf die Anbauflächen verrät, dass die heimische Landwirtschaft vielfach von Monokulturen beherrscht wird.
Während noch in den 50-er Jahren das Unterland von Maisfeldern und viele Berggebiete – insbesondere das Vinschgau – von wogenden Roggenäckern geprägt waren, sind es heute endlose Apfelplantagen und die dazugehörigen Hagelnetze, die die Landschaft bestimmen. Wohlgemerkt geht es nicht darum, Südtirol zum Selbstversorger zu machen, aber gerade mit Blick auf eine Welt, die immer unsicherer wird, und im Sinne eines schöneren Landschaftsbildes wäre es für das Landl ein Gewinn, wenn es wieder zu einem ausgewogeneren Mix landwirtschaftlicher Nutzung zurückkehren könnte. Zugleich lehrt uns die schwierige Lage der Bergbauern, dass Qualität ihren Preis hat und die Zeiten zu billiger Milchprodukte, die die Existenz der heimischen Berglandwirtschaft aufs Spiel setzen, der Vergangenheit angehören sollten.
Auch Südtirols Landwirtschaft braucht daher einen Paradigmenwechsel. Unterm Strich wäre es für alle ein Gewinn, wenn Südtirol mehr Eigenanbau wagen würde.