Von: mk
Bozen – In den kommenden Monaten setzt die Südtiroler Milchwirtschaft einen strikten Flächenbezug durch, was bedeutet: pro Hektar Futterfläche darf nur eine bestimmte Höchstanzahl an Vieh gehalten werden. „Die allermeisten Milchbauern halten den Höchstviehbesatz bereits ein, den wir künftig flächendeckend durchsetzen“, erklärt Sennereiverbands-Obmann Joachim Reinalter. „Schließlich tragen wir Verantwortung für Land und Leute.“ Reinalter hat die neue Regelung heute mit Agrarlandesrat Arnold Schuler und Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler vorgestellt.
Der neuen Flächenbezugs-Regelung geht ein Nachdenkprozess in Südtirols Milchwirtschaft voraus, wie der Obmann erklärt: „Wir müssen wissen, wohin uns der Weg führen soll, wenn wir unsere Milchwirtschaft langfristig sichern wollen“, so Reinalter. Die zentrale Frage sei daher, welche Art Landwirtschaft es brauche, um weiter eine hohe Wertschöpfung erwirtschaften und auf den Rückhalt der Gesellschaft zählen zu können. Zudem sei sich die Milchwirtschaft bewusst, welche Verantwortung sie für eine intakte Umwelt trage. Das Ergebnis: „Es kann nur eine nachhaltige und flächenbezogene Milchwirtschaft sein, wie sie auch Konsumenten und Markt fordern“, so der Obmann, der heute in dieser Einschätzung von Agrarlandesrat Schuler und SBB-Obmann Tiefenthaler unterstützt wurde.
Der Begriff „flächenbezogen“ steht dabei für eine Milchwirtschaft, in der Tierhaltung und zur Verfügung stehende Futterfläche gekoppelt sind. Wie viel Vieh ein Bauer halten darf, errechnet sich also aus der Futterfläche, die zur Verfügung steht, und aus deren Höhenlage. Schon heute entsprechen mehr als 95 Prozent der Betriebe diesem strengen Flächenbezug, die restlichen haben nun bis zu fünf Jahre Zeit, um sich anzupassen.
Mit der neuen Regelung zum Flächenbezug schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe. „Zuallererst stellen wir sicher, dass die Kühe genug natürliches Grundfutter bekommen“, sagt Reinalter, „denn gerade dieses macht einen großen Unterschied in der Milchqualität aus“. Zudem schone ein geringer Viehbesatz den in der Berglandwirtschaft begrenzten und kostbaren Boden: „Der Flächenbezug setzt damit fort, worum sich unsere Bergbauern seit Generationen sorgen“, so der Sennereiverbands-Obmann.
Der Flächenbezug ist schließlich ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie, die die Südtiroler Milchwirtschaft fährt: „Wir versuchen, unseren Beitrag dazu zu leisten, Ökologie, Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen“, erklärt Reinalter, „was auch bedeutet, betriebswirtschaftliche Überlegungen mit Leistungen für unsere Gesellschaft, die anderen Wirtschaftszweige und besonders die Umwelt in Einklang zu bringen“. Der Obmann verweist in diesem Zusammenhang auf den im Vorjahr vom Sennereiverband veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht, aber auch auf Maßnahmen in der Produktion: die Gentechnikfreiheit seit 2001 etwa, die Einführung der Biomilch seit 1998 oder die Herstellung von Heumilch seit 2017. „Unsere Milchwirtschaft hat nur eine Chance, wenn sie nachhaltig Qualität produziert“, so der Sennereiverbands-Obmann. Qualität müsse die Strategie sein, weil die Südtiroler Milchwirtschaft nicht über die Menge konkurrieren könne: „Billiger produzieren können andere besser“, so Reinalter. „Und nachhaltig heißt, in allem, was wir tun, dafür zu sorgen, dass künftige Generationen noch über genügend Ressourcen und gesunde Lebensgrundlagen verfügen können.“