Von: ka
Bozen – Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, ist es nur ein kurzer Weg, bis auch Landwirtschaft Thema wird. Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit hat sich im Monat Februar zukunftsfähiger Landwirtschaft und der Frage, was es dafür braucht, gewidmet.
In Südtirol spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Insgesamt 241.952 Hektar Fläche werden landwirtschaftlich genutzt. Das ist immerhin fast ein Drittel der Gesamtfläche des Landes. 20.212 Betriebe gibt es hier, auf denen Viehwirtschaft, Reb- oder Obstkultur, Wiesen-
Weide- und Ackerland Platz finden. Doch wie nachhaltig ist Südtirols Landwirtschaft aufgestellt? Was für eine Landwirtschaft brauchen wir für eine zukunftsfähige Gesellschaft und wie kann diese aussehen?
Südtirols Netzwerk für Nachhaltigkeit hat sich gemeinsam mit der Sozialgenossenschaft blufink in einer Conflict Kitchen genau diesem Thema gewidmet. 13 Impulsgeber*innen aus unterschiedlichen Realitäten haben sich mit insgesamt 45 Teilnehmer*innen am 17. Februar zu diesen Themen ausgetauscht. In der Veranstaltung wurde nicht nur die momentane Situation analysiert, sondern der Fokus vor allem auf neue gelebte Alternativen und Wege gelegt. „Abseits von lautstarken Auseinandersetzungen gibt es bereits jetzt viele gute und praktikable Ansätze, um Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten“, bekräftigt Georg Niedrist vom Institut für Alpine Umwelt der Eurac. Häufig würden neue Ideen jedoch an Widerständen in der Familie oder an Traditionen, ganz zu schweigen von bürokratischen oder finanziellen Hürden, scheitern. „Südtirol befindet sich auf dem richtigen Weg. Es tut sich seit zwei bis drei Jahren sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“, so Toni Riegler, Obmann von Bioland Südtirol, „Fast jeder Sektor hat sich damit intensiv auseinandergesetzt. Jedoch halten wir als Südtiroler*innen manchmal krampfhaft an alten Strukturen fest.“
Eine, die diese alten Strukturen mit neuen Ideen aufbrechen will, ist Meike Hollnaicher. Für ihre Diplomarbeit in Eco-Social Design an der Universität Bozen rief sie “Farmfluencers of South Tyrol” ins Leben. Das Storytelling-Projekt fokussiert alternative Modelle der Landwirtschaft in Südtirol und stellt diese in Videos und Interviews vor. Das Ziel: Ökosoziale Transformation und die Erhaltung der kleinbäuerlichen Betriebe in Südtirol. „Bei uns geht es um den entscheidenden Impuls, den es braucht, um neue Wege zu gehen“, so Hollnaicher. Die Farmfluencers und ihre Geschichten wollen Mut machen und inspirieren, um verschiedene Ideen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu verbreiten. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Transformation ganzheitlich ist und nicht nur auf die ökologische Komponente reduziert wird.
„Soziale und ökonomische Nachhaltigkeit sind genauso wichtig, um die Lebensmittelproduktion ausgewogen und langfristig sicherzustellen“, bestätigt auch Georg Niedrist von Eurac Research. Klima, Biodiversität und Nährstoffkreisläufe seien dabei die globalen und regionalen Hauptkonfliktpunkte für eine ökologische Nachhaltigkeit. „Um diese Reibungspunkte zu entschärfen, braucht es ein Zusammenspiel von Landwirtschaft (Extensivierung), Politik (gezielte Förderungen) und Konsum (weniger Verschwendung, faire Preise).” In dieselbe Kerbe schlägt auch Marianne Kunz von der Stabsstelle für Nachhaltigkeit des Südtiroler Bauernbundes: „Wir treiben natürlich auch die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit voran, zum Beispiel über die Stärkung von regionalen Kreisläufen oder über neue Wege der Vermarktung von bäuerlichen Produkten. Das muss Hand in Hand gehen, damit wir tatsächlich neue Wirtschaftsweisen etablieren und die Landwirtschaft transformieren können.“
Ausführlichere Informationen zum Thema nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft und einen Einblick in die Gespräche der Conflict Kitchen zum Thema “AgriCulture” werden in Kürze in einem booklet veröffentlicht, das als News-Beitrag auf future.bz.it einsehbar ist.