Weiterentwicklung des Systems

Nachhaltigkeitslabel Südtirol für KMU vorgestellt

Donnerstag, 24. Oktober 2024 | 14:44 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Nach den touristischen Betrieben und Destinationen können nun auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Handwerk, Handel, Industrie und dem Dienstleistungssektor das Nachhaltigkeitslabel Südtirol erlangen. Das Label, das Anfang 2023 im Tourismussektor etabliert wurde, war von Anfang an ganzheitlich gedacht mit dem Ziel, eine nachhaltige Entwicklung aller Sektoren voranzutreiben. Deshalb wurde das Nachhaltigkeitslabel nun für KMU anderer Wirtschaftsbranchen weiterentwickelt. Ausgearbeitet wurde es von IDM Südtirol in Partnerschaft mit dem lvh.apa Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister. Für die Umsetzungsphase wurden alle weiteren Wirtschaftsverbände des produzierenden Gewerbes sowie des Dienstleistungsgewerbes und des Handels mit einbezogen, um gemeinsam den Südtiroler Betrieben aller Sektoren eine flächendeckende Lösung anbieten zu können. In einer Feier in Bozen wurde das Nachhaltigkeitslabel Südtirol für KMU heute im Beisein der Landesräte Marco Galateo und Luis Walcher offiziell vorgestellt und den ersten zertifizierten Unternehmen überreicht.

„Südtirol muss einen wirtschaftlichen Wandel anstreben, der Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen stellt“, sagt Landeshauptmannstellvertreter und Wirtschaftslandesrat Marco Galateo. Bis vor etwa 15 Jahren sei die Leistung eines Unternehmens nur anhand von zwei Parametern bewertet worden: Umsatz und Gewinn. Heute seien ökologische und soziale Auswirkungen zentrale Aspekte. „Wenn unsere Wirtschaft zukunftsfähig sein soll, müssen wir uns als Wirtschaftsstandort in Richtung nachhaltiger Wirtschaftsweise bewegen und ökologische, ökonomische und soziale Aspekte in unsere Geschäftspraktiken integrieren – auch in den KMU“, so Galateo weiter.

Gestartet ist man mit dem Nachhaltigkeitslabel vor über einem Jahr bei den touristischen Betrieben und Destinationen. „Mittlerweile wurden bereits zehn Destination und über 130 Unterkunftsbetriebe zertifiziert. Viele weitere sind dabei, dem Beispiel dieser Pioniere zu folgen. Das ist ein erster beachtlicher Erfolg, aber der Weg ist noch lang und die Reise hat für uns erst begonnen“, sagt Tourismuslandesrat Luis Walcher. Der Tourismus als Querschnittbranche, die viele Themen und Facetten umfasst und berührt, sei Startpunkt für das Nachhaltigkeitslabel gewesen. Dass es nun eine Weiterentwicklung für weitere Branchen gebe, sei nur konsequent.

Wie auch beim Label für touristische Betriebe und Destinationen geht es auch beim Nachhaltigkeitslabel für KMU um eine Entwicklung beim Thema Nachhaltigkeit. Es ist zwar speziell auf die Bedürfnisse von KMU ausgerichtet, aber die Anforderungen sind so gestaltet, dass sie branchenunabhängig vergleichbar sind. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, das Label auch für die vielen Kleinstunternehmen in Südtirol zugänglich zu machen. Das Ziel bestand darin, ein Angebot zu entwickeln, das auch die kleinsten Betriebe anspricht, auf deren besondere Bedürfnisse eingeht, die sich von jenen größerer Betriebe unterscheiden, und ihnen echten Mehrwert bietet. Der lvh hat in den letzten zwei Jahren intensiv daran gearbeitet, den Weg zum Label aktiv mitzugestalten, weitere Wirtschaftsverbände folgen nun. Erhalten kann man das Label auf verschiedenen Wegen – entweder indem man spezielle Nachhaltigkeits-Assessments durchläuft oder aber über etablierte internationale Standards und Zertifizierungen, die der Betrieb sich aneignet. Diese Assessments werden sowohl von IDM als auch von den meisten Wirtschaftsverbänden direkt angeboten. In der Pilotphase sind neun Handwerksbetriebe diesen Weg bereits gegangen. Einige durften das Nachhaltigkeitslabel bei der heutigen Feier entgegennehmen.

„Eine Auszeichnung mit dem Nachhaltigkeitslabel bringt den Unternehmen viele Vorteile. So setzen sie etwa damit ein Zeichen dafür, dass sich ihr Betrieb für eine nachhaltige Zukunft einsetzt und Verantwortung übernimmt. Das verschafft Glaubwürdigkeit, stärkt die eigene Marke und erhöht die Attraktivität für Kunden und Arbeitnehmer“, sagt lvh-Vizepräsident Hannes Mussak. Zudem könnten seiner Ansicht durch die Implementierung nachhaltiger Prozesse oft Kosten eingespart werden und das Unternehmen bereite sich mit der Zertifizierung automatisch auf Berichtspflichten vor, die künftig immer mehr Usus werden.

Eine Ausweitung auf andere Branchen ist bereits geplant. Damit in allen Sektoren die gleichen Spielregeln angewandt werden, wird das Drei-Stufenmodell, das bereits im Tourismus gilt, überall angewandt. Auch beim Nachhaltigkeitslabel Südtirol für KMU sind die drei Stufen vorgesehen. „Nachhaltigkeit ist ein laufender Prozess, jeder Betrieb entwickelt sich ja sukzessive weiter. Einen final erreichten Zustand der Nachhaltigkeit gibt es nicht. Durch das Stufenmodell wird jeder Betrieb in seiner aktuellen Realität abgeholt und kann so sein Engagement für Nachhaltigkeit bestätigen lassen“, erklärt IDM-Präsident Hansi Pichler. Ist ein Betrieb auf Stufe drei angelangt, wurden alle vier Handlungsfelder der Nachhaltigkeit, nämlich Ökologie, Soziales, Ökonomie und Governance, im Prozess durchleuchtet und entsprechende Maßnahmen ergriffen. Komplettiert wird diese Stufe durch eine Treibhausgasbilanz.

„Der Prozess, wie man das Nachhaltigkeitslabel Südtirol erreichen kann, ist ähnlich wie bei anderen Zertifizierungen. Die Anerkennung des Labels erfolgt nach Prüfung durch eine externe und unabhängige Prüfstelle. Sollte der Betrieb schon Zertifikate im Bereich Nachhaltigkeit haben, werden diese berücksichtigt“, sagt IDM-CEO Erwin Hinteregger. Die strenge Rechenschaftspflicht solle Greenwashing vorbeugen.

Einen Antrag für das Nachhaltigkeitslabel Südtirol können Unternehmen stellen, die in die Kategorie der KMU fallen, in Südtirol eine Handwerks-, Industrie-, Handels oder Dienstleistungstätigkeit ausüben und ordnungsgemäß mit einer den Kriterien für das Label entsprechenden ATECO-Klassifikation im Handelsregister der Handelskammer eingetragen sind. Jeder Betrieb, der das Nachhaltigkeitslabel Südtirol erhalten möchte, muss zudem mindestens die Anforderungen des Level eins des Stufenmodells erfüllen. Interessierte Unternehmen finden alle Infos zum Label unter diesem Link.

Bezirk: Bozen

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