Von: ka
Bozen – Während der Ausbau des Wasserstoff-Tankstellennetzes im übrigen Europa – insbesondere in den Nachbarländern Deutschland und Österreich – zügig voranschreitet, herrschte diesbezüglich in Italien – mit Ausnahme Südtirols – in den letzten 10 Jahren Stillstand. Ursache dafür ist eine veraltete italienische Regelung aus dem Jahr 2006 zu den Sicherheitsvorkehrungen, die teilweise unpraktikable Vorschriften enthält und die Weiterentwicklung der Technologie in den letzten 12 Jahren nicht zur Kenntnis genommen hat.
Deshalb traf sich am letzten Mittwoch am Wasserstoffzentrum in Bozen eine hochrangige Arbeitsgruppe des Innenministeriums bestehend aus Mitgliedern des nationalen Feuerwehrkorps unter der Leitung von Ing. Michele Mazzaro. Mit dabei waren auch Vertreter des Feuerwehrwesens einzelner Provinzen (Venedig; Turin), der römischen Universität “La Sapienza”, der nationalen Vereinigung der Gaslieferanten (Assogas) und des IIT Bozen vertreten durch Dr. Walter Huber und Ing. Hannes Kröss. Die Gruppe wurde ergänzt durch die Direktorin des Amtes für Brandverhütung, Frau Ing. Arianna Villotti, sowie die Vizekommandantin der Berufsfeuerwehr Bozen, Frau Ing. Francesca Monti. Frau Ing. Villotti präsentierte im Laufe des Treffens eine vielbeachtete Studie, welche die Regelwerke Italiens, Deutschlands und die entsprechenden ISO-Bestimmungen vergleicht. Der Standort Bozen für das Treffen war dabei nicht zufällig ausgewählt – hier verfügt man als einzige Institution Italiens mit über 5.000 Betankungen über entsprechende praktische und durchaus positive Erfahrungen im Umgang mit Wasserstoff. Somit weiß man hier aus der Praxis, welche Vorschriften notwendig und sinnvoll sind bzw. welche dringend abgeändert werden müssen, um an europäische und internationale Standards anzuknüpfen.
„Wir müssen nun schnell handeln“, war man sich in der Arbeitsgruppe einig, „denn Italien ist Europas Urlaubsdestination Nr. 1, welche mit dem Auto erreicht wird. Wir dürfen uns nicht vom Tourismus mit den elektrisch angetriebenen und trotzdem fernreisetauglichen Wasserstoff-Fahrzeugen abschneiden, denn sowohl der Tourismus als auch die Emissionsproblematik in Ballungszentren sind für Italien absolut prioritäre Themen“.
Allen Teilnehmern am Treffen war klar, dass sich Italien in diesem Bereich unbedingt an den europäischen und internationalen Standards orientieren muss. Denn „Wasserstoff verhält sich in Italien auch nicht anders als jenseits des Brenners“ – so fasst das IIT Bozen als Vorsitz und Gastgeber der Veranstaltung die Fakten zusammen.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe waren von der Wasserstoffproduktion und Tankstelle in Bozen schwer beeindruckt: „Wenn alle ihre Anlagen so errichten und betreiben würden wie Bozen, müssten wir wohl keine eigenen nationalen Bestimmungen erlassen“, meinte der Leiter der Arbeitsgruppe, Ing. Michele Mazzaro.
Wenn alles klappt wie geplant, soll noch vor Ende des Jahres eine nationale Neuregelung der Materie verabschiedet werden und damit dem Ausbau des Wasserstoff-Tankstellennetzes nichts mehr im Wege stehen.