Von: Ivd
Bozen – Seit 25 Jahren arbeitet der Caritas-Dienst Odós mit Häftlingen und Haftentlassenen zusammen, um deren soziale Wiedereingliederung zu fördern. „Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor konkrete und innovative Alternativen zum Gefängnis schaffen kann“, sagte Danilo Tucconi, Bereichsleiter für Wohnungs- und Obdachlosigkeit zur Begrüßung und nannte auch gleich ein paar Zahlen: Insgesamt hat der Dienst seit Bestehen 574 Personen beherbergt, zunächst in einer kleinen Wohnung in der Drususallee in Bozen und seit 2004 in einer von der Landesverwaltung zur Verfügung gestellten Einrichtung in der Venedigerstraße, die über 16 Betten verfügt. „In all diesen Jahren haben wir nur 15 Wiederholungstäter gezählt, was bestätigt, dass das Projekt funktioniert“, sagte Tucconi. Bischof Ivo Muser lobte das Engagement und vor allem den Ansatz, in erster Linie immer den Menschen und nicht die Straftat, die jemand begangen hat, zu sehen.
Hauptthema der Tagung war alsdann die zentrale Rolle, die alternative Strafmaßnahmen spielen, um die soziale Ausgrenzung von Straftätern zu vermeiden. Die Referenten Claudio Gottardi, Präsident des Bozner Aufsichtsgerichts, und Nicolò Fuccaro, Direktor der Externen Strafvollzugsbehörde (UEPE) von Trient, der auch für den Bezirk Bozen zuständig ist, beleuchteten die verschiedenen Arten von alternativen Maßnahmen. Sie erklärten, dass diese der Haft vorgezogen werden, insbesondere wenn eine positive Zusammenarbeit zwischen den lokalen Diensten besteht, wie im Falle von Odós und dem Uepe-Netzwerk von Sozialarbeitern, welche die Häftlinge während ihrer gesamten Haftzeit begleiten.
Nicola Gaetani, Rechtspädagoge in der Justizvollzugsanstalt Bozen, und Kolis Summerer, Dozent an der Universität Bozen, betonten, dass Odós nicht nur ein Aufenthaltsort ist, sondern auch ein Weg, der das Gefängnis mit der Außenwelt verbindet (Odós stammt ja aus dem Griechischen und heißt „Weg“). „Das Bozner Gefängnis ist zwar baufällig, aber sehr menschlich: Wir als Odòs haben eine gute Zusammenarbeit mit den Pädagogen aufgebaut, und sind zu einem verlässlichen Ort geworden, an dem Insassen für ein paar Stunden oder einen Tag Urlaub oder für Treffen mit Familienangehörigen untergebracht werden können, vor allem, wenn es sich um Minderjährige handelt“, erklärt Caterina Iorii, Leiterin dieses Caritas-Dienstes. „Andererseits ist auch die Zusammenarbeit mit der Universität positiv: Studierende des Studiengangs für Erziehende wählen uns oft als Ort, um ihre pädagogischen Praktika durchzuführen. Außerdem können wir gemeinsam mit den Dozenten Ausbildungsmaßnahmen vorantreiben, die eine Kultur der Legalität und der Solidarität fördern.“
Der Nutzerkreis von Odós hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert: „Während es sich früher um Ex-Häftlinge handelte, beherbergen wir heute fast nur noch Personen, die sich noch in Haft befinden. Die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund ist gestiegen. Das Thema ,Suchtprobleme‘ ist weiterhin ungelöst, so wie auch die Herausforderungen, denen unsere Betreuten bei der Suche nach Wohnmöglichkeiten und Arbeit begegnen“, sagte Caterina Iorii. „Die Vorurteile bleiben auch nach der Strafe noch lange bestehen, doch wie sich heute gezeigt hat, sollen und kann man Menschen eine Chance geben, sich zu ändern und neu anzufangen“, schloss Iorii die Veranstaltung.
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