Von: mk
Bozen – Zum Vatertag hat das AFI in einer Pressekonferenz die letzten Daten über die Elternzeit von Vätern in Trentino-Südtirol vorgestellt. Bereits vor der Pandemie war die Zahl der Väter in fakultativem Wartestand langsam aber stetig gestiegen: 25,6 Prozent der Personen, die 2019 eine Elternzeit genossen haben, waren Väter (2009 waren es gerade mal 10,6 Prozent). Laut AFI könnte der Covid-19-Notstand mit der längeren Schließung der Schulen und Kleinkinderbetreuung im Frühjahr 2020 und der stockenden Wiedereröffnung im letzten Oktober eine wichtige Trendwende in der Beanspruchung von Elternzeit seitens der Väter bewirken. Es bietet sich hier die einmalige Chance, die Rollen der Geschlechter zu ändern und Formen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Väter zu festigen.
Den Vätern flexible Arbeitsformen zu gewähren, damit sie sich mehr um die Familie kümmern können, ist auch für die angestrebte Chancengleichheit förderlich. „Für eine wirkliche Chancengleichheit braucht es auch den Einsatz der Betriebe: Sie sollten die Vaterrolle akzeptieren und vor allem die Väter dazu anregen, die zustehende Elternzeit zu beanspruchen“, erklärte AFI-Präsident Dieter Mayr in seiner Einführung auf der Pressekonferenz.
4.000 Väter in obligatorischem Vaterschaftsurlaub
Zum Vatertag hat das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die Daten über den Vaterschaftsurlaub präsentiert: „2019, also noch vor der Pandemie, haben in der Privatwirtschaft über 4.000 lohnabhängige Väter in Trentino-Südtirol den obligatorischen Vaterschaftsurlaub beansprucht“, berichtete die Vizedirektorin des AFI Silvia Vogliotti. 2013 beschränkte sich der obligatorische Vaterschaftsurlaub noch auf einen Tag für jedes Neugeborene; heute sind bei Neugeborenen dank der Umsetzung der EU-Richtlinie über die Work-Life-Balance 10 Tage Vaterschaftsurlaub vorgeschrieben.
Die Anzahl der fakultativen Wartestände für Väter steigt
Im Zeitraum 2009-2019 ist eine langsame, aber stetige Zunahme der Zahl der Väter zu beobachten, die in Trentino-Südtirol Elternzeit beanspruchen. Insgesamt steigt der Anteil der Väter, welche die Möglichkeit eines fakultativen Wartestandes nutzen, von 10,6 Prozent auf 25,6 Prozent. Allerdings wurden den Vätern nur 12,9 Prozent der insgesamt zustehenden Tage genehmigt. „Die Wartestände der Väter sind im Vergleich zu denen der Mütter kürzer; 2019 dauerte eine Elternzeit im Schnitt 81 Tage, wenn sie von der Mutter beansprucht wurde, gegenüber 35 Tagen der väterlichen Elternzeit“, betonte Vogliotti.
Der fakultative Wartestand ist ein wichtiges „Werkzeug“ für jeden Vater
Der erste Lockdown war für viele Väter – in Italien aber auch in anderen Ländern – eine einmalige Gelegenheit, um die Beziehung zu ihren Kindern zu festigen. „Eine italienweite Umfrage, die während des ersten Lockdowns in Italien gestartet wurde, hat einen starken Zusammenhang zwischen den Vätern, welche die Verantwortung für die Betreuung und Erziehung der Kinder übernommen haben, und der Qualität der mit den Kindern verbrachten Zeit aufgezeigt“, erklärte die AFI-Praktikantin Gaia Peressini. Bekanntlich spielen Väter eine wesentliche Rolle bei der geistigen Entwicklung der Kinder, vor allem in den ersten drei Lebensjahren. Daher ist es auch so wichtig, dass sie sich bereits im Kleinkindalter aktiv einbringen. Der fakultative Wartestand ist dafür ein wichtiges „Werkzeug“ für jeden Vater – auch nach der Pandemie.
Elternzeit und Babysitter-Gutscheine zur Zeit des Coronavirus
Andrea Mario Bohuny, Führungskraft der Landesstelle des INPS/NISF in Trient, berichtete anschließend über die Bemühungen der öffentlichen Einrichtungen, die wirtschaftlichen Folgen des Covid-19-Notstandes einzudämmen. Das INPS/NISF unterstützte die Eltern im Zeitraum des Covid-19-Nostandes sowohl im familiären als auch im beruflichen Rahmen mit Sonderelternzeiten (die in der Region Trentino-Südtirol von 11.200 Personen beantragt wurden) und Babysitter-Gutscheinen (7.500 Gesuche).
Aufteilung der Haushaltsführung und der Familienbetreuung während der Pandemie
Trotz anderslautender Bewertungen zu Beginn des Notstandes konnten jüngste Studien keine Rückkehr zu alten Rollenmustern durch Smart Working und Fernunterricht (Stichwort Re-Traditionalisierung) verzeichnen. Die Erziehungsarbeit ist gestiegen, doch wurde diese in den meisten Fällen besser auf Mütter und Väter verteilt. „Dies trifft vor allem dann zu, wenn die Väter in Kurzarbeit versetzt wurden oder arbeitslos waren und die Mütter essentiellen Berufstätigkeiten nachgingen. Die Anzahl der Väter, die für die Kinderbetreuung zuständig waren, hat sich vervielfacht, genauso wie die Zahl der Partner, die sich die Arbeit geteilt haben“, hob Michael Bockhorni von der Sozialgenossenschaft VäterAktiv aus Meran hervor.