Von: luk
Bozen – Gestern (22.05.2018) trafen der neue Vorstand der Südtiroler Krankenpflege-Kammer mit der Direktion des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Zentrale Themen: Fachkräftemangel und die Stärkung der Vorortversorgung.
Mit Anfang des Jahres wurden auf der Grundlage eines von Gesundheitsministerin Lorenzin erlassenen Staatsgesetzes die bisherigen regionalen Krankenpflege-Verbände in regelrechte Berufskammern umgewandelt. Ein sichtbares Zeichen der stärkeren Anerkennung des universitären Ausbildungsweges dieser Berufsgruppe, aber auch der autonomen Befugnisse der Kammern in der Erfüllung ihrer Aufgaben vor Ort.
In Südtirol wurde auch der Vorstand der Berufskammer neu bestellt. Präsidentin Paola Cappelletti, Vize-Präsident Paolo Berenzi und Sekretär Roberto Filippi trafen gestern (22.05.2018) zu einer ersten Aussprache mit der Generaldirektion des Südtiroler Sanitätsbetriebes zusammen.
Die Anliegen der Vertretung der KrankenpflegerInnen sind in vielem jene des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Ähnlich wie bei den Ärzten herrscht mittlerweile auch bei den Krankenpflegern europaweit ein Mangel. Die mittelfristig anstehende Pensionierungswelle der sog. „Babyboomer“ wird die angespannte Situation weiter verschärfen. Gemeinsames Anliegen ist folglich, in die Anwerbung von KrankenpflegerInnen und Maßnahmen zu Mitarbeiter-Bindung zu investieren.
Generaldirektor Thomas Schael forderte in diesem Zusammenhang die Kammer auf, sich dafür einzusetzen, dass auch deutschsprachige Krankenpflegerinnen und andere Gesundheitsberufe sich in die Kammer einschreiben und die italienische Sprache im Nachhinein erwerben können. Er lud den Vorstand zudem ein, die Eingeschriebenen, insbesondere jene, die in diesen Monaten als neue MitarbeiterInnen in den Dienst treten, hinsichtlich der Notwendigkeit, die zweite Sprache in Südtirol effektiv zu erlernen, zu sensibilisieren.
Thema der Aussprache war auch die Digitalisierungsoffensive des Betriebes. Pflegedirektorin Marianne Siller betonte, dass sie sich davon, ähnlich wie von der sog. „beziehungsbasierten Pflege“, die im Rahmen von stationären Aufnahmen für die Patienten sog. „Bezugspfleger“ als fixe Ansprechpartner vorsieht, eine Reduktion der Arbeitsbelastung und eine höhere Qualität im Betreuungsalltag erhoffe. Die Notwendigkeit, immer wieder aufs Neue Informationen aufzunehmen, beispielsweise im Rahmen von Anamnese-Gesprächen, reduziere sich und entlaste die einzelnen Krankenpfleger. Auch müsse ein guter Mix zwischen den verschiedenen Berufsfiguren, etwa Pflegehelfern und Krankenpflegern, gesucht werden.
Eine große Herausforderung ist in den nächsten Jahren auch die Stärkung der Gesundheitsversorgung vor Ort. Bei der Betreuung chronisch Kranker, im Aufbau neuer Modelle wie der „Familienkrankenpflege“ und in der mit dem Sozialbereich integrierten Gesundheitsversorgung kommt dem Pflegebereich eine zentrale Rolle zu. Direktion des Betriebes und Vorstand der Berufskammer vereinbarten insbesondere zu diesem Thema einen regelmäßigen Austausch.