Von: mk
Pfatten/Kaltern – Am 24. August fand in der Kellerei Kaltern der traditionelle „Tag des Weines und der Rebe“ statt. Experten des Versuchszentrums Laimburg stellten neue Forschungsergebnisse aus den Bereichen Weinbau, Önologie und Getränkeanalytik vor.
Auf dem Programm der diesjährigen Ausgabe der Fachtagung „Tag des Weines und der Rebe“ stand ein besonders breites Themenspektrum, das die Fachbereiche „Weinbau“, „Önologie“, „Lebensmittelmikrobiologie“ sowie das Labor für Wein- und Getränkeanalytik des Versuchszentrums Laimburg zusammengestellt hatten. Die Themen reichten von Versuchen zur Bodenaktivierung und anschließender Mikrovinifizierung und sensorischer Bewertung der Versuchsweise über „Sonnenbrand“ bei Trauben und innovativen Methoden in der Weinanalytik bis hin zu einem neuen Model für die Bewertung der Traubenqualität. „Ziel des Versuchszentrums Laimburg ist es fachliches Wissen zu erarbeiten und zu liefern, um die Betriebe der Weinwirtschaft wettbewerbsfähig zu halten“, unterstrich Laimburg-Direktor Michael Oberhuber in seinen Grußworten und lud alle Teilnehmer besonders dazu ein die vorgestellten Forschungsergebnisse bezüglich ihrer Relevanz sowohl für die Genossenschaften als auch für jeden einzelnen Betrieb zu diskutieren.
Einflüsse weinbaulicher Maßnahmen auf die Weinqualität
Florian Haas und Christoph Patauner, am Versuchszentrum Laimburg jeweils für die Arbeitsgruppen „Physiologie und Anbautechnik“ sowie „Weinbereitung in Anbaufragen“ verantwortlich, stellten die Ergebnisse eines mehrjährigen Projekts zur Bodenaktivierung in Plantaditsch vor. Ziel des Projekts war es zu ergründen, ob weinbauliche Maßnahmen – verschiedene Einsaaten in Kombination mit Gülle und einem Biopräparat zur Bodenaktivierung – Einflüsse auf die Weinqualität haben. In einer achtjährigen Studie haben die Experten die Auswirkungen verschiedener Bodenbearbeitungstechniken auf die Bodenfruchtbarkeit und deren Auswirkungen auf die Traubenqualität untersucht. Ab 2015 wurden die Versuchsvarianten mikrovinifiziert und sensorisch bewertet. „Bezüglich der Bodenfruchtbarkeit hat der Versuch überaus positive Resultate ergeben: Bereits 60 cm Einsaat in der zentralen Fahrgasse reichen aus, um die Bodeneigenschaften für die Rebe signifikant zu verbessern“, erklärte Florian Haas. „Die Auswirkungen der weinbaulichen Maßnahmen auf die Weine der zwei untersuchten Rebsorten Sauvignon Blanc und Chardonnay wiesen bei der sensorischen Bewertung keine einheitlichen Tendenzen auf“, berichtete Christoph Patauner: „Bei Chardonnay zeigte die Versuchsvariante mit Einsaat und Gülle signifikant fruchtigere und exotischere Noten als andere. Bei Sauvignon ergab die sensorische Bewertung für die Variante mit Bodenaktivierung durch ein Bio-Präparat durchweg schlechtere Ergebnisse. Mit dem Projekt konnten wichtige Erkenntnisse für den Südtiroler Weinbau erarbeitet werden, um die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig zu verbessern und die Traubenqualität zu steigern. In den folgenden Jahren werden die Experten des Versuchszentrums Laimburg weitere Versuche durchführen, um diese Bodenbearbeitungstechniken auf Böden mit extremen pH-Werten zu untersuchen und dafür geeignete Einsaatpartner auszuloten.
„Sonnenbrand“ bei Trauben
Für die Weinqualität ist die Zusammensetzung der Trauben wesentlich, wobei die Qualität durch verschiedene biotische und abiotische Faktoren beeinflusst wird. Sind Trauben etwa direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann dies Verbrennungen und infolgedessen eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Trauben bewirken, die sich auch im Geschmack niederschlagen kann.
Welche physiologischen Vorgänge ablaufen, wenn Trauben „Sonnenbrand“ bekommen, erläuterte die externe Referentin Letizia Rocchi, Beraterin und Önologin von der Washington State University (USA). Mithilfe verschiedener Reflexionsmethoden, chemischer Analysen der photosynthetisch aktiven Pigmente und Quantifizierungen der Flavonole (Pflanzenfarbstoffe) mit Hochleistungsflüssigkeitschromatographie hatte sie die Empfindlichkeit verschiedener weißer Traubensorten gegenüber Verbrennungen untersucht.
Neues Modell zu Qualitätsbewertung von Trauben in Entwicklung
Üblicherweise wird zur Qualitätsbewertung von Trauben und Maische das Mostgewicht herangezogen. Allerdings hat man in Fachkreisen inzwischen erkannt, dass das Mostgewicht alleine nicht ausreicht, um die Qualität der Trauben im vollen Umfang zu beschreiben. Darum arbeitet der Fachbereich „Önologie“ des Versuchszentrums Laimburg unter der Leitung von Ulrich Pedri an der Entwicklung eines neuen Modells zur Bewertung der Weinqualität, das neben dem Mostgewicht auch auf Parametern wie pH-Wert, Weinsäure, Apfelsäure oder Gesamtsäure basiert. „In unser neues Modell wollen wir innovative Parameter integrieren, um die Bewertung der Trauben bei der Anlieferung am Kellereibetrieb objektiver, ganzheitlicher und dadurch auch nachvollziehbarer zu machen“, erklärte Experte Ulrich Pedri. Dazu hat das Versuchszentrum Laimburg bereits vor zwei Jahren erste Versuche gestartet, in denen über 100 verschiedene Parameter in Trauben, im Most und im Wein erhoben und diese 18 sensorischen Parametern gegenübergestellt wurden. „Erste Ergebnisse mit der Sorte Vernatsch zeigen, dass das Mostgewicht ein sehr starker Indikator für die Qualität ist und wohl auch in Zukunft bleiben wird. Darüber hinaus spielen aber auch Säurekomponenten eine wichtige Rolle“, ist Pedri überzeugt. „Bei Vernatsch war anhand der erhobenen Mostkennwerte eine Trennung von Qualitäten möglich, allerdings mit einer noch unzufriedenstellenden Sicherheit. Speziell die Lagenqualitäten konnten noch nicht eindeutig erkannt und zugeordnet werden“, berichtete Pedri.
Neue Infrarot-Technologie in der Wein- und Getränkeanalytik
Das Labor für Wein- und Getränkeanalytik am Versuchszentrum Laimburg bietet nun zur Qualitätsbewertung von Wein, Most, Destillaten und Apfelsaft eine neue, auf der Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie (FT-IR) beruhende Analysemethode an. Die FT-IR-Technologie basiert auf Messungen im Infrarotbereich. Dabei dringt Licht im Wellenlängenbereich zwischen 960 und 3000 nm durch den Wein und wird anschließend reflektiert. Das reflektierte Licht wird gemessen und ergibt für jeden Wein ein individuelles und charakteristisches FT-IR-Spektrum. Die verschiedenen FT-IR-Spektren werden anschließend mit nasschemisch bestimmten Standardparametern für denselben Wein korreliert. Dazu musste das Labor für Wein- und Getränkeanalytik teilweise Kalibrierungen von Grund auf neu erstellen. Von 2012 bis 2017 wurden darum ca. 1000 Traubenmoste (Reifetest) mit Referenzmethoden analysiert, wobei gleichzeitig von diesen Traubenmosten eine Messung mit einem Infrarotspektrometer vorgenommen wurde. Die Spektren wurden aufgezeichnet und mit den Referenzwerten abgeglichen. Mit dem 2018 angelaufenen Reifetest wurde die Kalibrierung an das Jahr 2018 angepasst und wird nun im Labor für Wein- und Getränkeanalytik bereits eingesetzt. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich die FT-IR-Technologie sehr gut für eine schnelle und kostengünstige Qualitätsbewertung von Wein, Most, Destillaten oder Apfelsaft eignet“, berichtete Sanoll.