Von: mk
Leifers – Die Anspannung und Besorgnis steht in ihren Gesichtern zu lesen: Wenn sich die Südtiroler Obstbauern in diesen Tagen zur Flurbegehung in den Obstwiesen treffen, geht es nicht nur um die anstehenden Arbeiten und das Wachstum der Pflanzen und Früchte, sondern auch um die Schäden, die der jüngste Frost angerichtet hat – so auch in Leifers, wo sich vor kurzem rund 60 Bauern mit Obstbauberater Walter Rass trafen.
„April, April, der weiß nicht was er will – mal Regen und mal Sonnenschein, dann schneit’s auch wieder zwischendrein.“ Was sich als niedlicher Kinderreim liest, ist für die Obstbauern alljährlich eine besondere Herausforderung. „Der April ist jedes Jahr der wichtigste Monat im Obstbaujahr. Zum einen, weil im April der Grundstein für die Ernte im Herbst gelegt wird, zum anderen, weil das Wetter ein hohes Risiko birgt. Der Frost in den letzten zwei Wochen und der Regen der letzten Tage sind nicht ohne“, erklärt Rass, der sich mit den Bauern aus Leifers und Pfatten – so wie in dieser Jahreszeit fast wöchentlich – zur Flurbegehung trifft. So wie Rass in Leifers sind in allen Südtiroler Obstbaugebieten die Mitarbeiter des Südtiroler Beratungsringes für Obst- und Weinbau mit den Bauern unterwegs, um über aktuelle Themen und den Stand der Dinge in den Obstgärten zu diskutieren.
Derzeit geht es zum einen um Schadenserhebung: Der Frost war in ganz Mitteleuropa und auch in Südtirol ein großes Problem, und nicht überall konnte mit Frostberegnung entgegengewirkt werden. „Ganz genau kann man das Schadensausmaß erst in einigen Wochen feststellen. Sicher ist nur, die es getroffen hat, wurden ziemlich schwer getroffen“, sagt Rass. Inzwischen aber gilt es, zusätzlichen Problemen vorzubeugen. „Der Regen dieser Tage bedeutet auch Sporenflug. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass sich der Schorf nicht ausbreitet, es ist der gefährlichste Pflanzenpilz“, so Rass. Gemessen wird der Sporenflug mit eigens eingerichteten Sporenfallen, die die Anzahl der Sporen messen, die mit dem Regen in Bodennähe gelangen und somit auch auf den Apfelbäumen landen.
Ausdünnen als Grundlage für gute Ernte
Gegenwärtig beobachten die Bauern bei der Flurbegehung besonders auch das Wachstum und die Entwicklung der Äpfel: ist der Behang zu stark, d.h. hängen zu viele Fruchtknoten an den Zweigen, muss der Bauer die kleineren und schlecht befruchteten abnehmen, damit die übrigen Früchte sich besser entfalten und wachsen können. Dieser Vorgang nennt sich Ausdünnen. Damit wird ja nicht nur die Erntequalität verbessert, sondern auch der Baum geschont, der ja im nächsten Jahr wieder blühen soll. „Die Knospenanlagen für das kommende Jahr werden bereits jetzt gebildet – es geht jetzt gewissermaßen auch schon um die Ernte 2018“, erklärt Rass.
Geprüft wird auch der Befruchtungsgrad – die Bauern erkennen dies, indem sie Fruchtknoten aufschneiden und die Anzahl der Kerne zählen. „Wenn einige Kerne im Kernhaus fehlen, werden die Äpfel ungleichmäßig – solche Fruchtansätze müssen entfernt werden“, so Rass. Weil in diesem Wachstumsstadium noch nicht alles gut erkennbar ist, erfolgt im Frühsommer ein weiterer Durchgang zum Ausdünnen – dann wird per Hand jede überzählige und wenig gut entwickelte Frucht abgenommen.