Der Covestro-Vorstand soll weiterhin im Amt bleiben

Ölriese Adnoc schluckt Covestro für bis zu 16 Mrd. Euro

Dienstag, 01. Oktober 2024 | 14:32 Uhr

Von: APA/Reuters

Der Ölriese Adnoc ist nach langem Werben um den Kunststoffkonzern Covestro am Ziel. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi will das deutsche Unternehmen für bis zu 16 Milliarden Euro übernehmen. Rund zehn Jahre nach dem Börsengang im Jahr 2015 könnte die ehemalige Bayer-Tochter damit einen neuen Eigentümer bekommen. Den Abschluss des Deals erwartet Covestro-Chef Markus Steilemann erst im zweiten Halbjahr 2025, sagte er am Dienstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

“Ich glaube, dass es genau der richtige Schritt ist, um Covestro nicht nur auf Wachstumskurs zu halten, sondern auf die Überholspur zu bringen.” Gleichzeitig blieben “Kultur und Werte unseres Unternehmens, die für uns nicht verhandelbar waren”, bestehen. “Wir haben unsere Strategie eins zu eins reinverhandelt.”

Covestro-Aktien stiegen um bis zu vier Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 58,20 Euro und führten damit die Gewinnerliste im DAX an. Zu Beginn des Übernahmepokers im vergangenen Sommer hatte Adnoc Insidern zufolge mit 55 Euro je Aktie gewinkt und den Preis schrittweise auf zuletzt 62 Euro erhöht. “Das lange Verhandeln hat sich gelohnt – sowohl für Covestro als auch für die Aktionäre. Der Deal ist gut strukturiert und hat jetzt gute Chancen, zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen”, sagte Fondsmanager Arne Rautenberg von Union Investment, einem der 15 größten Investoren von Covestro.

Adnoc bietet nun die schon im Sommer in Aussicht gestellten 62 Euro je Aktie und zeichnet bei Vollzug der Transaktion eine Kapitalerhöhung, die Covestro weitere knapp 1,2 Mrd. Euro einbringt. Bedingung für die Übernahme ist, dass Adnoc mit seinem Angebot auf mehr als 50 Prozent der Anteile kommt. Allein für die Covestro-Aktien muss das Unternehmen bis zu 11,7 Mrd. Euro hinlegen, die Kapitalerhöhung – mit der Covestro seine Nachhaltigkeitsstrategie finanzieren will – kommt noch hinzu. Einschließlich Schulden beläuft sich das Gesamtvolumen der Übernahme auf fast 16 Mrd. Euro.

Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro unterstützen das Angebot. Adnoc hat sich dazu verpflichtet, bei Covestro bis Ende 2028 keine wesentlichen Änderungen, Verkäufe oder Schließungen vorzunehmen. Auch Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und die Rechte der Betriebsräte sollen bestehen bleiben. In den mitbestimmten Aufsichtsrat ziehen zwei von Adnoc unabhängige Mitglieder ein. Auch wenn Covestro später von der Börse genommen werden sollte, bleibt der Sitz in Leverkusen.

Steilemann erklärte, die Laufzeit der Investorenvereinbarung liege “deutlich über dem, was man bei einer solchen Transaktion erwarten kann”. “Wir erwarten aus heutiger Sicht nicht, dass sich die Governance-Struktur auch nach 2028 signifikant ändert.” Zudem verwies er auf die kürzlich verlängerte Standortvereinbarung, die die knapp 7.000 Beschäftigten in Deutschland bis Ende 2032 vor betriebsbedingten Kündigungen schützt.

Der Covestro-Vorstand soll im Amt bleiben, Steilemann will den Konzern auch unter der Ägide von Adnoc führen: “Ich habe einen laufenden Vertrag bis 2028. Und um es sehr deutlich zu sagen, der Vertrag hat auch weiterhin Gültigkeit und Bestand.” Adnoc stärkte ihm den Rücken: “Adnoc International hat größtes Vertrauen in die Fähigkeiten des Covestro-Managements”, hieß es in der Mitteilung.

Für den 1971 gegründeten Ölkonzern ist es der größte Zukauf. “Diese strategische Partnerschaft ist eine ideale Verbindung. Sie passt nahtlos in Adnocs nachhaltige Wachstumsstrategie mit dem Ziel, zukunftssicher aufgestellt zu sein, sowie zu unserer Vision, eines der weltweit fünf größten Chemieunternehmen zu werden”, sagte Vorstandschef Sultan Ahmed Al Jaber. Unter ihm will Adnoc sein Petrochemiegeschäft ausbauen sowie in Erneuerbare Energien und kohlenstoffarme Brennstoffe wie Wasserstoff vorstoßen.

Covestro produziert mit 17.500 Beschäftigten Kunststoff-Vorprodukte für die Auto-, Möbel-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie. Durch die Übernahme erhält Adnoc Zugang zu fortschrittlicheren Materialien, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude oder etwa technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen.

Neben Covestro hat Adnoc auch die Kunststofftochter der österreichischen OMV, Borealis, im Visier und verhandelt seit über einem Jahr mit dem Öl- und Energiekonzern über eine Fusion von Borealis mit der eigenen Petrochemietochter Borouge – bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Adnoc ist mit 24,9 Prozent bereits zweitgrößter Aktionär der OMV, nach der ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG), die den österreichischen Staatsanteil von 31,5 Prozent besitzt.

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1 Kommentar auf "Ölriese Adnoc schluckt Covestro für bis zu 16 Mrd. Euro"


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l OneManArmy l
l OneManArmy l
Universalgelehrter
1 Monat 21 Tage

Verkauf der Wertschöpfung. Adnoc macht das klug, kauft alle Kunststoffsparten zusammen um dann ein Preismonopol zu schaffen

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