Von: bba
Brixen/Meran – Nach einer Testphase im letzten Jahr geht das ganzjährige OEW-Projekt „Schule macht Zukunft – für eine faire und solidarische Schule“ in seine erste offizielle Runde.
Es gibt sie jetzt: zwei Schulen in Südtirol, die sich in ihrem Schulalltag mehr für soziale, wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit einsetzen möchten. Das Konzept, ausgearbeitet von der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt, umfasst ein ganzjähriges Programm, in dem Schüler*innen ihre Schulumgebung nachhaltig mit- und umgestalten können. Am 13. und 18. September kam es im Sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Brixen und in der Landesberufsschule Luis Zuegg in Meran zum Kick-off des OEW-Projekts.
Sich zu einem globalen Thema informieren, eigene lokale Handlungsalternativen entwickeln und sie dann im eigenen Schulumfeld umsetzen – das ist das Motto des neuen OEW-Projekts „Schule macht Zukunft“. Die Schülerproteste im vergangenen Jahr machten klar, dass jungen Leute selbst mehr bewegen möchten. Das Projekt setzt direkt dort an und gibt den Schüler*innen die Chance, ihren Aktionismus auch im Klassenzimmer fortzuführen: Mit dem fächer- und schulübergreifenden Programm möchte die OEW Ober- und Berufsschüler*innen mehr Möglichkeiten geben, selbst aktiv zu werden und ihre Verbesserungsvorschläge für eine gerechtere Welt im schulischen Umfeld umzusetzen.
„Wir haben in Schulen oft die Erfahrung gemacht, dass Schüler*innen tolle Ideen haben, die Rahmenbedingungen zur Umsetzung aber fehlen: die zeitlichen Ressourcen, eine motivierte Arbeitsgruppe und auch die Unterstützung vonseiten des Schulbetriebs“, so Matthäus Kircher, Geschäftsführer der OEW. Die Erfahrung, im Kleinen etwas bewegen zu können, sei für junge Leute wichtig, um auch später als Erwachsene*r den Mut zu haben, sich für eine fairere Gesellschaft einzusetzen. Die Mitarbeiter*innen der OEW sehen dies als ihren Bildungsauftrag an. Mit rund 300 Workshops und Ausstellungen im Jahr sind sie überall Südtirols Schulen unterwegs und sensibilisieren junge Leute für globale Zusammenhänge und lokale Handlungsalternativen. Die Themenbereiche umfassen den Bewussten Konsum, Vielfalt und Miteinander und die Internationale Zusammenarbeit.
Dass das Projekt bei den Schüler*innen auf Interesse stößt, zeigte bereits die Testphase im Schuljahr 2018/19. Dort engagierten sich im Sozialwissenschaftlichen Gymnasium Brixen über 100 Schüler*innen in Arbeitsgruppen und brachten ihre eigenen Ideen ein. Daraus entstand beispielsweise eine Kleidertauschbörse, eine Aktion für die Becherreduktion am Getränkeautomaten, ein selbst gedrehtes Anti-Rassismus-Video und Upcycling-Schmuck, der gegen Spende für ein Projekt in Bolivien „verkauft“ wurde. Diese und noch mehr Ideen wollen die Schüler*innen im Sozialwissenschaftlichen auch 2019/20 weiterführen. In Meran startet die Landesberufsschule Luis Zuegg hingegen in ein erstes, spannendes Projektjahr.
Schulleiterin Dr. Isolde Moroder betont: „Das Lehrerkollegium und ich waren sofort vom Projekt der OEW begeistert, weil es auf das praktische Potenzial der Schüler*innen zurückgreift. Es sollte unsere Aufgabe als Schule sein, Jugendliche zur Eigeninitiative zu motivieren und sie in ihren Ideen für eine gerechtere Welt unterstützen.
Zum Auftakt des besonderen Schuljahrs hat die OEW deshalb am 12. und am 18. September in den beiden Schulen, sei es in Brixen wie in Meran, einen fächerübergreifenden Workshop-Tag organisiert, in der sich alle Schüler*innen ab der zweiten Klasse zu unterschiedlichen Themen informieren konnten. Globale Zusammenhänge, das eigene Konsumverhalten und eigene Blickwinkel, Vorurteile, Ausländer-Feindlichkeit und unfaire Arbeitsbedingungen im Globalen Süden wurden kritisch diskutiert und lieferten spannende Inputs für zukünftige Projekte. Am Ende des Vormittags schrieben die Teilnehmer*innen ihre Wünsche für ihre Schule auf Papiertüten und hingen sie im Treppenhaus auf. Sie sollen den Arbeitsgruppen im laufenden Schuljahr als Inspirationsquelle dienen.